Christoph Ohly bemängelt politisches Verständnis von Macht in Diskussionen

Kölner Kirchenrechtler: Glaube wird beim Synodalen Weg zum Spielball

  • Glaubensaussagen werden beim Synodalen Weg nur anerkannt, wenn sie eine Mehrheit finden, beklagt der Theologe Christoph Ohly.
  • Als Beispiel nennt der Kölner Kirchenrechtler die Diskussion um Macht in der Kirche.
  • Sie sei allerdings nicht politisch zu verstehen, sondern als von Christus gegebene "heilige Vollmacht".

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Der Kölner Kirchenrechtler Christoph Ohly kritisiert eine aus seiner Sicht vorherrschende Denkweise beim Reformdialog der katholischen Kirche in Deutschland: "Wenn in den Foren des Synodalen Weges Glaubensaussagen nur solange anerkannt werden, wie sie vor der Vernunft oder vor einer wie immer gefundenen Mehrheit der Gläubigen Bestand haben, werden spätestens da die Folgen einer Trennung zwischen Glaube und Vernunft offenkundig", schreibt er in einem Beitrag für die Beilage "Welt&Kirche" der in Würzburg erscheinenden Wochenzeitung "Die Tagespost". Glaube und Glaubensaussagen würden so zum Spielball von Mehrheiten, monierte der Theologe.

Seiner Ansicht nach verdeutlichen die synodale Rede von der "Macht in der Kirche" und die damit einhergehende Forderung nach Teilung und Abgabe von "Macht" dies exemplarisch. Der Begriff "Macht" sei ein vornehmlich politischer. Die Macht, die in den Händen des Volkes und in denen der von ihm gewählten Repräsentanten liege, werde geteilt und in ihrer Ausübung einer gegenseitigen Kontrolle unterstellt. Diese politische Macht sei jedoch der Kirche als dem "Volk Gottes vom Leib Christi her" (Joseph Ratzinger) fremd.

Kirche unter der "Macht" der Wahrheit Christi

Christoph OhlyChristoph Ohly (55) ist Professor für Kirchenrecht an der 2020 von Kardinal Rainer Maria Woelki initiierten Kölner Hochschule für Katholische Theologie in Trägerschaft des Erzbistums Köln. Anfang 2021 berief Woelki ihn zum nichtresidierenden Domkapitular am Kölner Dom. | Foto: Knieps (Erzbistum Köln)

Die Gemeinschaft der Gläubigen unterstehe nur dem "maßgebenden Wort ihres Herrn", führte Ohly weiter aus. Schon Christus habe seine Jünger vor einem Machtdenken gewarnt und diese getadelt, weil sie untereinander darüber gesprochen hätten, wer von ihnen der Größte sei.

Das Einssein mit Christus durch die Taufe mache die Kirche zu einer Gemeinschaft Gleichwürdiger und -berechtigter, die nicht von einem politschen Machtdenken bestimmt seien, sondern unter der "Macht" der Wahrheit ihres Herrn stünden.

Ohly: "heilige Vollmacht" statt "politischer Macht"

Die in der Kirche gegenwärtige "heilige Vollmacht" sei von Christus selbst den Aposteln übertragen und kontinuierlich durch das Weihesakrament weiter vermittelt worden, fügte der Theologe hinzu. Es sei aber falsch, diese Vollmacht als Ausdruck einer exklusiven Alleinverantwortung zu verstehen. Papst und Bischöfe bedürften der vielfältigen Unterstützung, um ihrer personalen Amtsverantwortung nachkommen zu können. Dies passiere etwa beim Diözesanbischof über Organe der Stellvertretung, die ihn aber auch zugleich kontrollierten.

Auch hätten sich kirchliche Formen der Mitwirkung an der Ausübung der Vollmacht etabliert, so der Kirchenrechtler. Exemplarisch seien die "stabilen pfarrlichen und diözesanen Räte" zu nennen: "Zu denken ist aber auch an singuläre Ereignisse: wie die aktuelle Weltsynode oder eine Diözesansynode, in der die gemeinsame und differenzierte Verantwortung am Auftrag der Kirche zum Tragen kommt."

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