„Kirche+Leben“-Interview mit neuem NRW-Vorsitzenden

Kolping-Chef Stefan Nacke warnt vor Überforderung von Familien

Müssen Eltern immer flexibler, Kitas immer länger geöffnet sein, weil der Job das fordert? Stefan Nacke, neuer Landes-Chef des Kolpingwerks in NRW, protestiert. Im „Kirche+Leben“-Interview sagt er auch, was er von der „Ehe für alle“ hält.

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Zu mehr Rücksicht auf das Wohl von Kindern hat der neue Vorsitzende des Kolping-Landesverbands in Nordrhein-Westfalen, Stefan Nacke, Wirtschaft und Politik aufgerufen. Er warne  davor, von Familien zuviel Flexibilität in der Arbeitswelt zu verlangen und sie so zu überfordern.

Das Interview im Wortlaut finden Sie in der Bistumszeitung „Kirche+Leben“, Ausgabe Nr. 29/30 vom 23. Juli 2017. Sie ist auch als E-Paper erhältlich.

Kita-Betreuungszeiten dementsprechend auszuweiten, sei dann sinnvoll, „soweit dadurch Eltern in die Lage versetzt werden, das Geld verdienen zu können, das sie für ihre Familien brauchen. Aber der zentrale Wert muss das Kindeswohl sein“, sagte er im Interview mit „Kirche+Leben“. Familien dürften nicht „unter die Knute wirtschaftlicher Effizienzlogik geraten“.

 

Kirche muss politisch aktiv sein – auch die Bischöfe

 

Nacke, der seit Mai der CDU-Fraktion des NRW-Landtags in Düsseldorf angehört, widersprach Stimmen auch in seiner Partei, die Kirche solle sich mit politischen Äußerungen zurückhalten. „In der Tradition des Sozialkatholizismus haben wir einen besonderen Anspruch, politisch aktiv zu sein.“ Das gelte zwar besonders für die Laien, doch auch die Bischöfe hätten den Auftrag, „den Glauben so zu artikulieren, dass er in der jeweiligen Gesellschaft und Zeit wirksam werden kann“, sagte Nacke.

 

„Ehe für alle“ – ein „Randphänomen“

 

Bischöfe könnten etwa „berechtigt dazu mahnen“, gegen die „Ehe für alle“ vor dem Bundesverfassungsgericht zu klagen. Das vermeide Verwirrung und bringe Rechtssicherheit, sagte Nacke. Er selber sei gegen eine Diskriminierung von homosexuellen Menschen, aber auch für „begriffliche Klarheit“. Daher halte er die bisherige Lösung der „eingetragenen Partnerschaft“ für ausreichend. Außerdem betreffe das Thema nur ein Promille der Bevölkerung und sei somit ein „Randphänomen, wenn auch eines mit viel symbolpolitischer Kraft“.

Der 41-jährige Münsteraner wurde Anfang Juli zum Nachfolger von Karl Schiewerling aus Nottuln gewählt, der das Amt 15 Jahre innehatte. Der Kolping-Landesverband vertritt nach eigenen Angaben rund 100.000 Mitglieder.

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