Orden verkauft Klostergelände

Konvent löst sich auf: Seppenrader nehmen Abschied von Franziskanerinnen

  • Die Mauritzer Franziskanerinnen lösen ihren Konvent in Seppenrade im Kreis Coesfeld auf.
  • Wohn- und Nutzfläche sowie das 26.500 Quadratmeter umfassende Areal sind vor wenigen Tagen an einen Investor verkauft worden.
  • Im Josefshaus lebten bis Ende 2020 insgesamt 200 unbegleitete Flüchtlinge aus Afghanistan, Syrien und dem Irak.

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Mit Blumen und Sekt als Präsente haben Nachbarn des Schwestern-Konvents Josefshaus in Seppenrade bei Lüdinghausen Abschied von den Mauritzer Franziskanerinnen genommen. „Die Schwestern werden uns fehlen. Wir sind mit ihnen seit Jahrzehnten, seit Kindesbeinen an verbunden“, sagten übereinstimmend die Familien Nibbenhagen, Hellkuhl und Entrup. Die Familien kamen zu einem letzten gemeinsamen Kaffeetrinken in den Konvent.

In diesen Tagen verlassen die sechs letzten dort wohnenden Schwestern den Konvent im Josefshaus. Schwester Gerhardi, Schwester Dolorata, Schwester Ottokaris, Schwester Irmgard, Schwester Rainette und Schwester Gabriele werden in das Altenheim der Mauritzer Franziskanerinnen in Nordwalde oder ins Mutterhaus in Münster ziehen.

Eine Ära geht zu Ende

Blumen gab es für die Ordensschwestern zum Abschied von den Nachbarschaftsfamilien Nibbenhagen, Hellkuhl und Entrup. | Foto: Johannes Bernard
Blumen gab es für die Ordensschwestern zum Abschied von den Nachbarschaftsfamilien Nibbenhagen, Hellkuhl und Entrup. | Foto: Johannes Bernard

„Mit ihnen geht eine Ära zu Ende. So ist es nun mal. Wir blicken auf eine reiche Tradition und hoffen, dass uns die Seppenrader in guter Erinnerung behalten werden“, sagt Provinzoberin Schwester Diethilde Bövingloh aus Münster.

Vor wenigen Tagen hatte die Provinzoberin den Vertrag zum Verkauf der Gebäude und des Areals rund um Josefshaus unterzeichnet. „Es gab keine Alternative zu einem Verkauf“, sagte Schwester Diethilde. Veräußert wurden 5100 Quadratmeter Gebäude- und Nutzfläche mit einem rund 26.500 Quadratmeter umfassenden Areal.

Verkauf der Gebäude und der Grundstücke

Wie die Weiternutzung des Geländes konkret aussehen soll, wird der Käufer selbst in Seppenrade vorstellen. „So viel kann ich heute sagen: Wir sind froh über das soziale Konzept in der Nachnutzung, das eine Rolle beim Verkauf gespielt hat“, sagt die Provinzoberin. Geschlossen werde mit dem Abschied der Schwestern am 24. November die Kapelle, die aber noch nicht profaniert werde. „Wie und ob die Kapelle weiter genutzt werden kann, darüber erfolgen weitere Gespräche“, sagt die Provinzoberin.

Das Josefshaus hat im Dorf eine lange Geschichte: Es entstand 1921 dank einer Stiftung des kinderlosen Witwers Joseph Brüninghoff als Erholungsheim für kranke Schwestern, zunächst mit acht Plätzen. 1951 wurde ein Neubau für 50 bis 60 Schwestern errichtet, die nach langen Einsätzen, vornehmlich in den Krankenhäusern des Ordens, Erholung suchten.

Nachbarn besuchten gern die Kapelle

Die Mauritzer Franziskanerinnen haben vor wenigen Tage ihr Klostergelände in Seepenrade verkauft. | Foto: Johannes Bernard
Die Mauritzer Franziskanerinnen haben vor wenigen Tage ihr Klostergelände in Seepenrade verkauft. | Foto: Johannes Bernard

Genutzt wurden die Gebäude lange Zeit als ordenseigenes Altersheim, in dem in früheren Jahren bis zu 30 Schwestern lebten. Viele Nachbarn besuchten die Gottesdienste in der Kapelle, und so manches Seppenrader Brautpaar gab sich dort das Ja-Wort.

In einem Gebäudeteil, das nahezu leer stand, fanden ab Dezember 2015 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge Unterkunft. Bis zur Schließung dieser vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) betriebenen Einrichtung Ende November 2020 wurden dort insgesamt etwa 200 Jugendliche überwiegend aus Afghanistan, Syrien und dem Irak betreut.

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