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Der katholische Sozialpfarrer Peter Kossen fordert zu Weihnachten mehr Einsatz für eine gerechtere Wirtschaftsordnung. „Wenn Menschen hungern oder unter unwürdigen Umständen arbeiten und leben, egal wo, dann dürfen wir uns nicht damit abfinden“, erklärte der Pfarrer von Lengerich am Donnerstag. „Ohne das Ringen um Gerechtigkeit ist jeder Gottesdienst, ist auch Weihnachten wertlos“, so der Seelsorger des Bistums Münster.
Alle zehn Sekunden sterbe weltweit ein Kleinkind an Hunger, und selbst im reichen Deutschland müssten Kinder um Brot betteln, kritisierte er. Dabei sei Hunger kein Knappheits-, sondern ein Verteilproblem. Weiter warnte er vor „moderner Sklaverei“ etwa durch Ausbeutung von Arbeitsmigranten aus Osteuropa. Oft würden diese Opfer „körperlicher und psychischer Gewalt“. Sie müssten mitunter in „slumartigen Verhältnissen“ leben und bei Krankheit um ihre ohnehin schlecht bezahlte Arbeit bangen. Das gelte etwa für Prostituierte wie auch für „Billiglöhner“ in den Fleischfabriken.
Kossen: Gott im Stall zeigt, auf wessen Seite wir stehen sollten
„Fleisch ist Fleisch“, könne man dazu „zynisch“ sagen: Das eine werde so verächtlich behandelt und gehandelt wie das andere; mit dem Unterschied, dass Tierhandel und Tierhaltung stärker reguliert seien, so Kossen. Der Geistliche hatte bereits als Ständiger Vertreter des Offizials in Vechta mit Kritik an Zuständen in der Fleischindustrie bundesweit für Aufsehen gesorgt. Er ist seit Anfang des Jahres Pfarrer in Lengerich.
Wenn Gott in einem Stall Mensch werde, zeige er, „auf wessen Seite er steht und auf wessen Seite auch wir stehen sollten“. Weihnachten habe deshalb mit dem Einsatz für Flüchtlinge und Wanderarbeiter, für faire Löhne und ein menschenwürdiges Leben und gegen den Hunger zu tun, betonte der Theologe. „Frieden auf Erden“ gebe es nicht ohne Gerechtigkeit für alle.