Christliche Träger befürchten Personalabgänge

Kostendruck steigt - Kliniken am Niederrhein kritisieren Krankenhausplan

  • Christliche Krankenhäuser am Niederrhein befürchten einen höheren Kostendruck durch den neuen Krankenhausplan für Nordrhein-Westfalen.
  • In einzelnen Häusern könnten Leistungen und Personal gestrichen werden.
  • Das St.-Josef-Hospital, der Verbund „pro homine“ und die Karl-Leisner-Trägergesellschaft fordern Nachbesserungen.

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Die Krankenhäuser am Niederrhein sind in Anbetracht des neuen Krankenhausplans in Nordrhein-Westfalen in Sorge. Angesichts der kurz vor der Umsetzung stehenden Planungen fragen sie sich, inwieweit sie ihre Leistungen und die damit verbundenen Kosten ausreichend finanzieren können. Sie befürchten, dass sie in Zukunft wegen des Kostendrucks Personal entlassen müssen.

Im Vordergrund steht die Abkehr von Bettenzahlen hin zu den Leistungsbereichen und Leistungsgruppen als Grundlage der Planungen. Unter Leistungsgruppen werden im Sinne der Krankenhausplanung beispielsweise die Endoprothetik im Hüft- und Kniebereich, die Bauchchirurgie, Herzkatheteruntersuchungen oder die Geriatrie verstanden.

Verwerfungen nicht auszuschließen

Als grundsätzlich vernünftigen Ansatz beurteilt Marco Plum die Planung der schwarz-gelben Landesregierung. Der Geschäftsführer des St.-Josef-Hospitals in Xanten fragt sich jedoch, wie die Krankenhausplanung einvernehmlich mit den Beteiligten ablaufen soll. Zentrales Element sei die Abkehr vom Bett hin zu Leistungsbereichen und Leistungsgruppen als Planungsgrundlage, so Plum. „Dabei wird angestrebt, diese Leistungsbereiche und -gruppen an Häusern zu konzentrieren. Die Verwaltungsvorschriften liegen trotz Ankündigung für März dieses Jahres noch nicht vor, insofern ist aktuell nicht absehbar, wie das Verfahren konkret ablaufen wird. Auch wenn der Krankenhausplan unter anderem die wirtschaftliche Tragfähigkeit für die Häuser als eines der Ziele formuliert, sind größere Verwerfungen nicht auszuschließen.“

Die Krankenhäuser haben nach Ansicht von Plum mit dem Ausfall von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bedingt durch die Corona-Pandemie zu kämpfen. Die Corona-Pandemie sei wirtschaftlich noch nicht überstanden. Werde hier nicht entsprechend geholfen, würden viele Häuser gezwungen sein, Kosten zu reduzieren, das heißt mangels anderer Möglichkeiten wohl im Bereich der Personalkosten. Im schlimmsten Fall gehen dem Gesundheitswesen wertvolle Mitarbeiter verloren, die man später nicht mehr zurückgewinnen kann.

St.-Josef-Hospital Xanten gut gerüstet

Plum ergänzt: „Nach nunmehr zwei Jahren andauernde Pandemie und den Auswirkungen jahrelanger systembedingter Unterfinanzierung fehlen den Häusern die wirtschaftlichen Reserven, um durch den Krankenhausplan indizierte Veränderungen zu finanzieren.“

Das St.-Josef-Hospital Xanten habe sich in den letzten Jahren kontinuierlich weiterentwickelt und sehe sich grundsätzlich mit seinem klar definierten Leistungsangeboten wie der Endoprothetik, der Geriatrie oder der Bauchraumchirurgie gut gerüstet.

„pro homine“ befürchtet Streichung von Leistungen

Karl-Ferdinand von Fürstenberg, Geschäftsführer des „pro homine“-Gesundheitsverbundes in Wesel, befürchtet Kollateralschäden. „Es gibt sogenannte Leistungsgruppen, in denen wir möglicherweise Strukturvoraussetzungen nicht erfüllen. Hier dürfen wir Leistungen, die wir heute erbringen, dann nicht mehr erbringen. Inwieweit hiermit kollaterale Effekte auf die Leistungsbereiche, zu denen die Gruppen gehören, entstehen, lässt sich noch nicht abschließend beurteilen. Jedoch sind diese nicht auszuschließen“, kritisiert von Fürstenberg.

Dem nach eigenen Angaben christlich geprägten Verbund gehören unter anderem zwei Krankenhäuser in Wesel und Emmerich, ein medizinisches Versorgungszentrum mit vier Standorten in Wesel, Rees, Xanten und Goch, neun Senioreneinrichtungen und ein Gesundheitszentrum an.

Planung nicht am Reißbrett

Auch die Katholische Karl-Leisner-Trägergesellschaft im Kreis Kleve hat kritische Anfragen. „Im Sinne unserer Patientinnen und Patienten wünschen wir uns mehr Unterstützung bei der weiteren Verbesserung und Sicherung einer qualitativ hochwertigen und wohnortnahen Krankenhaus-Versorgung“, sagt Sabine Kisselbach, Geschäftsführerin der Trägergesellschaft, die vier Kliniken im Kreis Kleve und mehr als 20 Pflege- und Alteneinrichtungen unter ihrem Dach versammelt. Die sinnvolle Weiterentwicklung der Versorgung könne nicht am Reißbrett geschehen, so Kisselbach. 

Mehr finanzielle Unterstützung durch das Land gefordert

„Gerade ländliche Regionen wie der Kreis Kleve muss man wegen ihrer besonderen Rahmenbedingungen – unter anderem auch wegen des eklatanten Fach- und Hausärztemangels – sehr individuell betrachten.“ Die sektorenübergreifende Planung der Gesundheitsversorgung, die sinnvolle Vernetzung stationärer und ambulanter Strukturen, sei in der Region entscheidend.

„Nur so werden die Patientinnen und Patienten der Region weiterhin von einem breiten Spektrum kompetenter und wohnortnaher Gesundheitsversorgung profitieren können“, so Kisselbach weiter. Der Wille zur angemessenen finanziellen Unterstützung der Krankenhäuser durch das Land NRW ist nach Ansicht von Kisselbach in der Vergangenheit kaum erkennbar. „Das muss besser werden!“

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