Brigitte Lehmann über einen Perspektivwechsel aus dem Glauben

Krisen ohne Ende - da wird der Blick für die kleinen Dinge wichtig

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Die vielen Krisen können einem ziemlich zu schaffen machen. Wie mit ihnen umgehen? Gibt es ein Weg, den der Glaube zeigt? Brigitte Lehmann rät in ihrem Gast-Kommentar zu einem Perspektivwechsel.

Klimawandel, Kriege, Terror und Rassismus – unsere Welt droht aus den Fugen zu geraten. Diese Themen beschäftigen viele Menschen, mein Umfeld und auch mich persönlich. In meinem Ehrenamt muss ich zudem zu solchen Themen Stellung beziehen und mich dementsprechend damit beschäftigen. Das ist auch in Ordnung. Es erfordert andererseits einen Ausgleich, damit die Kraft und Entschlossenheit für solche Themen bleiben.

Dann sind es die kleinen Dinge des Lebens, die diesen Ausgleich schaffen. Ich schreibe diese Zeilen während eines Urlaubes auf Ameland. Nordsee im Januar – das können vielleicht nicht alle nachvollziehen. Es ist sehr ruhig hier, und viele Geschäfte und Restaurants sind entweder ganz geschlossen oder nur zu bestimmten Zeiten geöffnet. Zudem wird man auch hier an den Klimawandel erinnert, denn im Dezember hat es wie vielerorts lange geregnet, sodass manche Fahrrad- und Wanderwege teilweise unter Wasser stehen. Das erfordert dann Umwege.

Neue Perspektiven

Die Autorin
Brigitte Lehmann aus Geldern-Walbeck ist Co-Vorsitzende des Diözesankomitees im Bistum Münster, des Zusammenschlusses aller organisierten Laien in der Diözese.

Gerade diese eröffnen aber neue Perspektiven, und man hat viel Zeit, die Natur zu erkunden – davon gibt es hier mehr als genug. Gestern schien die Sonne, und bei einer Wanderung konnte man an den Spitzen der Bäume tatsächlich schon die ersten Knospen entdecken. Die Wildgänse, die hier zu Tausenden überwintern, schnatterten laut, und danach war es im Wald wiederum ganz still.

Im See spiegelten sich die Bäume und das Schilf und Enten glitten über das Wasser, das sich im Wind leicht kräuselte. Man konnte im Windschatten gut auf einer Bank sitzen und die Natur auf sich wirken lassen. In diesen Momenten ist Gott so nahe und damit auch sein Versprechen: „Ich bin der ICH BIN DA“.

Ein Lächeln im Vorübergehen

Im Alltagstrott sehen wir diese kleinen Zeichen oft nicht mehr, weil wir viel zu sehr beschäftigt sind, weil die Sorgen und Nöte der Menschen uns belasten und wir nicht abschalten können. Wir sollten uns viel öfter die Zeit für die kleinen Dinge des Lebens nehmen. Die Dinge, in denen Gott zu uns spricht und die uns dann befähigen, auch wieder die Probleme in den Blick zu nehmen.

Das können Blätter im Wind sein, ein Lächeln im Vorübergehen, eine Schneeflocke oder eine Wolke, die vorüberzieht. Vielleicht können wir Gott darin erkennen und vielleicht können wir ihm dann trotz aller Sorgen und Ängste danke sagen für sein Versprechen, dass er bei uns ist, alle Tage bis an das Ende der Welt.

In unseren Gast-Kommentaren schildern die Autor:innen ihre persönliche Meinung zu einem selbst gewählten Thema. Sie sind Teil der Kultur von Meinungsvielfalt in unserem Medium und ein Beitrag zu einer Kirche, deren Anliegen es ist, die Zeichen der Zeit zu erkennen.

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