Themenwoche Starke Frauen (3) - aus Molbergen

Ehrenamtliche Gisela Koopmann: „Keine Reförmchen, sondern Kehrtwende“

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Sie sind oftmals diejenigen, die Gruppen, Verbände oder Gemeinden am Leben erhalten – Frauen. Kirche+Leben stellt vier Frauen und ihren Einsatz vor und hat sie gefragt, was ihnen wichtig ist. Zu den profilierten Katholikinnen im Oldenburg Land zählt Gisela Koopmann. Seit 40 Jahren engagiert sie sich in der Gemeinde und in Verbänden. Das soll auch so bleiben – auch wenn sie sich eine reformfreudigere Kirche wünscht.

Sie weiß ihr Wort zu machen und ist nicht verlegen, Stellung zu beziehen, wenn Kirchenthemen kontrovers behandelt werden: „Seit 30 Jahren und noch länger diskutieren wir in der Kirche immer über die gleichen Fragen. Darum drehen wir uns zu sehr um uns selbst“, sagt Gisela Koopmann.

Die 56-Jährige aus Molbergen im Landkreis Cloppenburg kommt schnell zur Sache, wenn es um die Situation und Reformfähigkeit der Kirche geht: „Es sind noch nicht einmal die Fragen meiner Jugend beantwortet worden – trotz des Zweiten Vatikanischen Konzils, der Würzburger Synode in den 1970er Jahren und des Diözesanforums im Bistum Münster ‚Mit einer Hoffnung unterwegs‘ in den 1990er Jahren.“

Themen der jungen Generation sind andere

Von daher setze sie auch in der Weiterentwicklung des Synodalen Wegs nur gewisse Hoffnungen – um später nicht enttäuscht zu werden. Bezeichnend sei allerdings, dass viele Menschen die Kirchenthemen nicht interessierten. „Warum auch? Die Themen junger Menschen sind andere, das sollten wir wissen“, sagt sie. Frieden, Klimawandel und soziales Leben etwa interessierten mehr als die klassischen kirchlichen Streitthemen.

Wer mit Gisela Koopmann ins Gespräch kommt, merkt schnell, wie sehr sie in der Kirche beheimatet ist. Ihre kritischen Anmerkungen lassen sich verstehen, weil sie im besten Sinn des Wortes „in der Kirche drin“ ist – und das seit Kindesbeinen.

Engagiert in der Pfarrei

Die Molbergenerin hat früh damit begonnen, sich einzubringen. Bereits als 16-Jährige engagierte sie sich in ihrer Heimatgemeinde St. Johannes-Baptist. Erst leitete sie Jugendgruppen, später gründete und führte sie Eltern-Kind-Gruppen. Zwölf Jahre lang war sie im Pfarrgemeinderat, acht Jahre davon als Vorsitzende. Auch in der Kommunalpolitik war sie mehrere Jahre aktiv und leitete Ausschüsse.

Als wäre das nicht genug, engagierte sich die Familienmutter noch im Familienbund der Katholiken und war von 2009 bis Mai 2023 Vorsitzende des Landesverbandes Oldenburg und des Landesverbandes Niedersachsen. Mehrere Jahre war sie darüber hinaus im Vorstand des Diözesankomitees der Katholiken im Bistum Münster.

Für eine geschlechtergerechte Kirche

Auch wenn sie die Vorstandsposten im Familienbund aufgegeben hat, um ein wenig Pause zu machen, heißt es nicht, dass sie nicht weiterhin aktiv bleibt: Sie ist weiterhin Lektorin und Kommunionhelferin und für alles ansprechbar, wenn es um Kirche geht. Nicht zuletzt organisiert sie seit rund 30 Jahren in Molbergen den ökumenischen Weltgebetstag der Frauen mit.

„Ich wünsche mir keine Reförmchen, sondern eine Kehrtwende. Nicht nur: Schön, dass wir darüber gesprochen haben. Ich wünsche mir eine Kirche der Beteiligung für alle, eine geschlechtergerechte Kirche mit Zugang für alle Menschen zu allen Ämtern“, sagt sie mit Überzeugung.

Den Papst beim Wort nehmen

Kirche als „männerständische Machtstruktur“ schließe viele aus. „Das schafft Verletzungen“, sagt sie. Man solle sich einfach das Leben Jesu zum Vorbild nehmen. Da habe es keine patriarchalen Hierarchien gegeben.

Wenn Gisela Koopmann an kirchlichen Sitzungen teilnimmt, hat sie meistens einige kleine Büchlein von Papst Franziskus dabei. Wenn Kirchenleute meinen, es müsse alles so bleiben wie bisher, dann hole sie eine Schrift heraus und zitiere den Papst. „Da habe ich schon einige verblüffte Gesichter gesehen und Aussagen gehört wie ‚Davon wussten wir noch gar nichts‘“, sagt sie amüsiert.

Frauen in pastoraler Verantwortung

Um bei Bedarf das richtige Zitat parat zu haben, hat sie beispielsweise das Apostolische Schreiben „Evangelii Gaudium“ von Papst Franziskus über die „Verkündigung des Evangeliums in der Welt von heute“ ausgearbeitet, um mit dem Papst im Rücken eine stärkere Rolle der Frauen in der Kirche einzufordern.

Mit einem Textmarker kenntlich gemacht hat sie exemplarisch den Satz von Papst Franziskus: „Ich sehe mit Freude, wie viele Frauen pastorale Verantwortungen gemeinsam mit Priestern ausüben.“

Die Zuversicht bleibt bei Gisela Koopmann

Auch wenn Gisela Koopmann verstehen kann, dass Menschen aus Enttäuschung die Kirche verlassen – für sie kommt ein solcher Schritt nicht in Frage: „Die Kirche leistet Großartiges im sozialen Bereich. Meine Kirchengemeinde ist ein Teil von dem, was für mich Heimat bedeutet. Schließlich möchte ich meinen Glauben in Gemeinschaft leben.“

In ihrer Familie und in ihrem großen Freundes- und Bekanntenkreis empfängt sie hohe Wertschätzung für das, was sie im kirchlichen Bereich leistet. Das gebe ihr auch die Zuversicht, dass aus Papieren Wirklichkeiten werden.

Kurzer Weg zur Akademie Stapelfeld

Den Text des Synodalen Wegs mit dem Titel „Frauen in sakramentalen Ämtern – Perspektiven für das weltkirchliche Gespräch“ unterstütze sie. „Jetzt fehlt nur noch die Umsetzung.“

Auf wenn Gisela Koopmann einige Funktionen des kirchlichen Ehrenamts abgegeben hat, bleibt sie „am Ball“. Nur wenige Kilometer von ihr entfernt liegt die Katholische Akademie Stapelfeld, in der Kirchenthemen weitergedacht würden. „Da bin ich dabei“, sagte sie.

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