Jens Joest über den Weg der Kirche in die Minderheitensituation

Lasst die kleiner werdenden Gemeinden nicht allein!

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Wer die kleiner werdenden Gemeinden unserer Tage unterstützen will, darf nicht nur in Strukturen, Personalschlüsseln und Organisationsformen denken. Es braucht Hilfe für Laien - die aber bereit sein sollten, sich nicht an Bestehendes zu klammern, meint Jens Joest.

Geschieht kein Wunder, wird das Gemeindeleben in Deutschland bald von viel weniger Menschen getragen werden. Von weniger Seelsorgenden, aber auch von weniger Ehrenamtlichen.

Alle Trends sprechen dafür: Weihe- und Seelsorgerzahlen sinken. In vielen Familien sind „nur“ die Großeltern praktizierend religiös. In der Eltern-Generation sind noch viele Spuren da – aber genügt das, damit Kinder den Glauben entdecken und als bereichernd erleben?

In den Pfarreien engagieren sich viele Ältere vorbildlich – Mitstreiter unter 40 finden sie kaum noch. Das öffentliche Bild einer skandalerschütterten Kirche tut ein Übriges.

 

Wer die Lage verändern will, muss sie anerkennen

 

All das tut weh. Die Lage zu verändern verlangt aber zunächst, sie nüchtern anzunehmen.

Es löst vielfach Entrüstung aus, den Rückzug der Kirche aus der Fläche zugunsten weniger geistlicher Zentren vorherzusagen, weil dann weitere Wege nötig sind. Aber wer die Kirche in jedem Dorf präsent halten möchte, muss erklären, welche Ehrenamtlichen das leisten sollen – und wie.

 

Die neue Diaspora tut weh

 

Wir werden weniger. Für diese Situation gibt es immerhin Erfahrungswerte: In vielen Regionen und Staaten waren die Katholiken immer in der Minderheit. Ihre Konzepte können schrumpfenden Gemeindegruppen Beispiele geben.

Richtig ist aber auch: Die neu entstehende Diaspora tut weh – die künftigen Klein-Gemeinden waren ja mal größer. Diesen Wandel müssen Bistumsleitungen begleiten.

 

Trauerarbeit und Blick nach vorn

 

Veränderungen in der Kirche sind geistliche Prozesse – in diesem Fall stimmt der überstrapazierte Begriff. Es genügt nicht, in Verwaltungen Strukturen und Personalschlüssel zu entwickeln, Organisationsfachleute mit Computer-Präsentationen in verstörte Pfarrversammlungen zu schicken. Es braucht Seelsorge.

Am Anfang kann Trauerarbeit stehen. Aber dabei darf – und muss – eine Gemeinde nicht stehen bleiben. Die aktuelle Gemeindeform ist zwar die ausdifferenzierteste, in der Kirchengeschichte und in der Weltkirche funktionieren aber auch andere Modelle.

Also: Blick zurück ohne Wehmut, Blick nach vorn ohne Angst – und mit umfassender Begleitung. Gerade für Laien, die sich engagieren wollen. „Ich bin bei euch alle Tage“, sagt der, um den es geht und dem wir vertrauen.

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