Wenn es vor dem Fest knapp wird

Lohner Pfarrer verteilt mehr als 7.000 Euro als „Weihnachtsbeihilfe“

  • In der St.-Gertrud-Pfarrei in Lohne (Kreis Vechta) können sich hilfsbedürftige Menschen mit Geldsorgen vor Weihnachten wegen eines kleinen Zuschusses an den Pfarrer wenden.
  • Rund 35 Menschen haben in diesem Jahr um eine solche Unterstützung gebeten.
  • Sie können sich dafür im Pfarrhaus melden und dem Pfarrer ihre Lage schildern.

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Heute früh waren neun Bittsteller da. Um 10 Uhr kam der erste, um 11.20 Uhr der letzte. Rudolf Büscher setzt sich dann immer im Besprechungszimmer des Pfarrhauses mit ihnen zusammen. An der Tür werde niemand abgefertigt, betont der Pfarrer der St.-Gertrud-Pfarrei im oldenburgischen Lohne (Kreis Vechta). Auch nicht die junge Frau, die ihm von ihren Geldsorgen erzählt hat. Eine Alleinerziehende, die acht Stunden in der Woche putzen geht, um mit ihren beiden Kindern über die Runden zu kommen.

„Sie bekommt wohl Zuschüsse und Hilfen“, weiß der Pfarrer nach dem Gespräch. „Aber schwierig ist es trotzdem für sie, gerade vor Weihnachten.“ Wie sie, so haben ihm auch die anderen ihre Lage geschildert. Auch der arbeitslose ältere Mann, der ihm von seiner Tochter erzählt hat, die in der Klinik ist.

30 bis 35 Hilfesuchende in der Adventszeit

Beiden hat er etwas Geld gegeben. „Weihnachtsbeihilfe“ nennt der Seelsorger die Aktion, mit der er im Auftrag der St.-Gertrud-Pfarrei seit mehreren Jahren bedürftige Bittsteller unterstützt. Mit kleinen Geldbeträgen, etwa, damit auch sie Geschenke für die Kinder kaufen können. „Den meisten in Lohne geht es zwar gut“, sagt der Pfarrer. „Aber es gibt auch die anderen.“

1.400 Euro hat er heute verteilt. Rudolf Büscher führt sorgfältig Buch über alles. Es ist in dieser Adventszeit der zweite von insgesamt fünf Vormittagen mit solchen Terminen in seinem Kalender. Für jeden der Bittsteller nimmt er sich Zeit, hört sich ihre Schicksale und ihre Sorgen an, fragt nach, wie sie ihren Lebensunterhalt bestreiten und was sie bedrängt.

Hilfe je nach Situation und Kinderzahl

Die Höhe der „Beihilfe“ richte sich dann nach der persönlichen Lage, etwa der Zahl der Kinder. „Meist sind es kleine Beträge. Es können je nach Situation aber auch schon mal 300 Euro sein.“ Auf den ersten Blick nicht besonders viel, aber vielleicht genug, damit auch sie jemanden beschenken können.

„Es kommen die verschiedensten Menschen“, sagt der Pfarrer: Hartz-IV-Bezieher zum Beispiel, Mütter mit vielen Kindern, Alleinerziehende, selten Bittsteller mit Migrationshintergrund. „Vor allen Dingen Menschen, die unter den aktuellen Teuerungen leiden, etwa bei Strom und Gas, die aber wie all die anderen um sie herum, anderen etwas Weihnachtsfreude schenken wollen, die sie sich sonst nicht leisten könnten.“

Hilfe für Menschen in Lohne

Warum ihm das wichtig ist? „Weil die Menschen erfahren sollen, dass die Kirche in ihrer schwierigen Situation für sie da ist“, sagt der Pfarrer. Deshalb stünden die Pfarreigremien hinter der Aktion, für die er aus verschiedenen Quellen, unter anderem vom Caritas-Konto der Pfarrei, etwa 7.000 bis 10.000 Euro verwenden kann. Das Caritas-Konto ist das Konto, auf dem all die Spenden landen, die ihm mit dem Hinweis zugesteckt werden, sie für Menschen in Not in der Gemeinde zu nutzen.

Bitten um Geld gehörten schon immer zum Alltag im Lohner Pfarrbüro, sagt der leitende Pfarrer der 16.000-Seelen-Pfarrei. „Zwei bis dreimal in der Woche klingelt jemand deswegen an der Tür“, sagt Rudolf Bücher. „Und vor Weihnachten wird das deutlich mehr.“ 

Feste Termine an fünf Tagen

Und in den vergangenen Jahren habe sich das mit der „Weihnachtsbeihilfe“ herumgesprochen. Die Zahl der Anfragen sei deutlich gestiegen. Als irgendwann morgens mehr als zwanzig Wartende den Pfarrbüro-Betrieb zu sehr behinderten, hat der Pfarrer angefangen, feste Termine zu vergeben, in diesem Jahr verteilt auf fünf Tage in der Adventszeit.

Verdienstbescheinigungen benötigen die Hilfesuchenden nicht. Das einzige Dokument, das Pfarrer Büscher sehen will, ist der Personalausweis. Denn eigentlich ist die Hilfe nur für Bedürftige aus Lohne gedacht. „Ich mache aber auch schon mal eine Ausnahme“, sagt der Pfarrer.

Es bleibt Geld übrig

In diesem Jahr seien es 30 bis 35 Menschen, die sich gemeldet haben, bisher. „Manchmal kommt auch an Heiligabend noch jemand“, sagt Rudolf Büscher. Ein Problem sei das aber nicht. Denn alles verteilen werde er vor Weihnachten sowieso nicht. „Damit die Pfarrei auch helfen kann, wenn sich übers Jahr jemand meldet.“

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