Aktion der Pfarrei in Bad Neuenahr-Ahrweiler

Krippen-Spenden für Flutopfer – Tränen der Rührung im Ahrtal

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Eineinhalb Jahre nach der Flutkatastrophe kehren nicht nur viele Ahrtaler in ihre Häuser zurück: Dank einer Spendenaktion können sie auch wieder Krippen unter den Weihnachtsbaum stellen.

Genau so habe ihre Krippe ausgesehen, sagt die Frau. Eine kleine Hütte aus unbehandeltem Holz, Dachschindeln aus Baumrinde säuberlich aneinandergereiht. Die Hartplastik-Hirten in erdigen Tönen angemalt, ein Junge trägt ein Lamm im Arm. Das Christkind in der Krippe auf Stroh gebettet, kaum größer als eine Streichholzschachtel. Ein Lagerfeuer mit einem rötlich eingefärbten Licht zum Anknipsen.

Die Frau mit den kurzen braunen Haaren strahlt, als sie die Krippe einpackt. Sie besaß exakt ein solches Modell, das vor knapp eineinhalb Jahren von der Flut im Ahrtal zerstört wurde. Jetzt steht der Krippen-Zwilling auf einem Tisch im katholischen Pfarrheim von Bad Neuenahr-Ahrweiler - und schon bald neben der Tanne im wiederaufgebauten Haus.

Kleine Weihnachtswunder

Solche Weihnachtswunder wahr werden lassen, dafür ist Ulrike Phiesel zuständig. Die stellvertretende Vorsitzende des Pfarrgemeinderats von Bad Neuenahr-Ahrweiler organisiert mit zwei Kolleginnen Weihnachtskrippen für Flutbetroffene. Auf den Aufruf, Krippen zu spenden, meldeten sich vor allem Menschen aus dem Umkreis; mancher Ochs und Esel sind aber auch länger unterwegs gewesen.

An einem Abend haben Phiesel und ihre Mitstreiterinnen rund 35 Darstellungen der Weihnachtsgeschichte in der 280 Jahre alten Zehntscheuer aufgebaut - dem Pfarrheim der Gemeinde, ebenfalls von der Flut beschädigt. Der große, kahle Raum ist frisch renoviert, Wände und Böden sind gemacht. Gemütliches Weihnachtsambiente sieht eigentlich anders aus.

Manchmal überstanden ein paar Figuren die Flut

Eine Familie mit zwei jungen Mädchen zieht von Krippe zu Krippe, begutachtet und betastet. Ihre Namen möchten sie nicht nennen. Vier Meter stand das Wasser im Fluthaus, wie der Vater das zerstörte Heim nennt. Dorthin zurückkehren? Er schüttelt den Kopf. Sie haben sich für ein neues Haus an anderer Stelle entschieden; Mitte Dezember soll Einzug sein, hoffentlich. Vater, Mutter, zwei Kinder - und ein paar Krippenfiguren.

Am anderen Ende des Raumes streicht eine ältere Frau zärtlich über ein weißes Schaf. Einige ihrer Krippenfiguren aus hellem Holz konnten sie und ihr Mann aus den Fluten retten. "Die haben wir geschrubbt", sagt sie. Jetzt sind sie dunkler, wegen des Schlamms. Neue Figuren suchen sie keine, aber ein Häuschen. Das haben sie gefunden, aber "Spenden annehmen fällt mir schwer", sagt die Frau. Auch eineinhalb Jahre später noch.

Briefe und Karten an die neuen Krippenbesitzer

In der Zehntscheuer stehen an diesem Abend nicht einfach nur Krippen. "Das ist ein Stück fremde Geschichte für Zuhause", sagt Phiesel. Fast allen Krippen liegen Briefe und Karten bei. "Liebe Ahrtaler", fangen sie an, oder "liebe neue Krippenbesitzer". Die handgeschriebenen Botschaften erzählen, wo die Krippe einmal gestanden, wer sie gebaut hat. Wer alles damit gespielt hat und wie viele Kinderaugen sie schon bestaunt haben. Vor allem aber sagen sie: Wir haben euch nicht vergessen.

Anja und Rainer wohnen immer noch in einer Containersiedlung am Ahr-Ufer. Ihr Haus unweit des Flusses ist komplett zerstört. Sie hatten gehofft, das zweite Weihnachtsfest nach der Katastrophe wieder im vertrauten Gemäuer verbringen zu können. Doch die Bauarbeiten ziehen sich. Viele der Nachbarn aus angrenzenden Containern konnten mittlerweile nach Hause. "Irgendwann sind wir auch dran", sagt Anja.

Glasige Augen

Genau zwei Gegenstände aus ihrem Hausstand konnten sie retten, die Krippe war nicht darunter. In ihrer Übergangsbleibe wohnen sie auf wenigen Quadratmetern. Der Weihnachtsbaum kommt in diesem Jahr vor die Tür, Anja hat schon einen Platz neben dem Eingang ausgesucht. Damit die mögliche neue Krippe in die Wohnstube passt, wird sie das Sofa verschieben.

Anjas Blick fällt auf einen großen Stall aus Holz. Ein Stern sitzt auf der Spitze des Dachs. Vorsichtig fährt sie mit ihren Fingerspitzen über das raue Gebälk, ihre Augen sind glasig. Die Entscheidung ist gefallen. "Ich bin so happy", flüstert sie. Auf dem Dachboden der Krippe liegt altes Stroh. Anja lacht gerührt.

Das schönste aber ist die beiliegende Karte, findet sie. Da schreibt eine Frau in geschwungener Schrift, ihr Großvater habe die Krippe selbst gebaut. Anja will ihr gleich morgen antworten.

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