Geistlicher Abend zur Fastenzeit im Dom in Münster

Lutterbach: Putin-Gegner Alexej Nawalny ist ein christlicher Märtyrer

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Über „Märtyrer von heute im Dienst einer Welt für alle“ sprach Professor Hubertus Lutterbach im Dom in Münster – anhand eines sehr aktuellen Beispiels.

Alexej Nawalny ist ein Märtyrer – diese Sicht auf den russischen Oppositionellen hat Hubertus Lutterbach, Professor für Christentums- und Kulturgeschichte an der Universität Duisburg-Essen, bei einem Geistlichen Abend zur Fastenzeit begründet. Lutterbach sprach im Dom in Münster über „Märtyrer von heute im Dienst einer Welt für alle“, teilt die Bischöfliche Pressestelle mit.

Der Wissenschaftler berichtete, Nawalny habe 2021 in einem Verfahren vor einem Moskauer Gericht erklärt, als gläubiger Mensch zu leben. Er sagte, der Glaube habe ihn im Leben gestützt, weil mit der Bibel „alles viel, viel einfacher“ werde.

„Wer Gerechtigkeit will, wird satt werden“

Im Schlusswort habe Nawalny im Beisein der Richter aus der Bergpredigt Jesu zitiert: „Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit, denn sie werden gesättigt.“ Dieser Satz sei Nawalny zufolge „aktuell die bedeutendste politische Idee in Russland“. Zwar herrsche dort „bewaffnete Ungerechtigkeit“. Aber den Millionen Menschen, die Gerechtigkeit wollten, sei verheißen: „Sie sollen satt werden“, zitierte Lutterbach den Kritiker von Präsident Wladimir Putin.

Nawalny habe sich „alltagspraktisch“ zum christlichen Gottesglauben bekannt, sei als politischer Gefangener auch unter Gewalteinwirkung nicht eingeknickt, würdigte der Professor. Nach Nawalnys Tod unter unklaren Umständen habe die Verehrung Fahrt aufgenommen – trotz polizeilicher Gegenmaßnahmen. So hätten 800 russisch-orthodoxe Priester und Laien dafür demonstriert, dass Nawalnys Leichnam für eine würdevolle Bestattung freigegeben werde.

„Russland will Verehrung ersticken“

Auch „Anhängerschaft und Verehrung“ seien wichtig, um von einem Märtyrer zu sprechen, so Lutterbach. Da für einen Märtyrerkult der Leib des Toten entscheidend sei, habe die russische Führung alles darangesetzt, die Verehrung im Keim zu ersticken und Nawalny „möglichst namenlos und unerreichbar zu verscharren“.

Lutterbach regte an, in Münster eine Straße nach Alexej Nawalny zu benennen, berichtet die Pressestelle.

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