Aktionen junger Menschen sollen Erwachsene nerven dürfen

Marx: Bei Klimaprotesten rechtsstaatliche Möglichkeiten „weit ausschöpfen“

  • Kardinal Reinhard Marx ruft junge Menschen auf, bei Protesten für den Klimaschutz den rechtsstaatlichen Rahmen weit auszuschöpfen.
  • Die starke Stimme der Jugend werde in diesen Zeiten gebraucht.
  • Ein Jesuitenpater aus München lobt radikale Protestaktionen der „Letzten Generation“.

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Der Münchner Kardinal Reinhard Marx kann verstehen, dass junge Menschen den Rahmen des rechtsstaatlich Möglichen für Klimaproteste "sehr weit ausschöpfen". Sie wollten damit sichtbar machen, "dass wir an einem Wendepunkt stehen", sagte Marx beim Gottesdienst in Freising.

Der Erzbischof von München und Freising erinnerte dabei an die "sehr starke", ihn bewegende Botschaft des Generalsekretärs der Vereinten Nationen (UN), Antonio Guterres. Dieser hatte zum Auftakt der UN-Vollversammlung gesagt: "Wir stehen am Rande des Abgrunds." Damit habe er die internationale Gemeinschaft zu mehr gemeinsamem Engagement gegen die Klimakrise auffordern wollen.

Gerichtet an die junge Menschen sagte Marx, diese seien "die Zukunft der Welt und auch die Zukunft der Kirche". Ihre "Impulse der Hoffnung und die Impulse des Engagements" würden gebraucht, "auch wenn es manchmal laut ist und die Erwachsenen nervt – das dürft ihr, das müsst ihr vielleicht sogar", so Marx. Er zeigte sich überzeugt: "Wo sollte es sonst herkommen, wenn nicht die Jugendlichen es tun, diese Erinnerung daran: Denkt doch an den ganzen Planeten!"

Jesuitenpater Alt verteidigt radikale Aktionen

Auch der Nürnberger Jesuitenpater und katholische Priester Jörg Alt, der sich selbst an umstrittenen Aktionen der Klimaschützer beteiligt, äußerte sich zum Thema. Er lobte ausdrücklich auch die Protestaktionen der „Letzte Generation“. „Ich bewundere diese Leute unendlich für ihren Mut und ihre Selbstlosigkeit“, sagte der 61-Jährige dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (Sonntag). Es sei richtig, sich mit Straßenblockaden dem Auto, „dem Symbol für unser fossiles Weiter-So“, in den Weg zu stellen: „Das hat die Diskussion hervorgerufen, die wir brauchen und die es geschafft hat, trotz Corona, Ukraine-Krieg und allen anderen Sachen, die auch wichtig sind, das Klimathema wieder auf die Top-Agenda zu schieben.“

 Alt hatte in Nürnberg und München selbst an Straßenblockaden teilgenommen und sich auch selbst mit einer Hand auf der Fahrbahn festgeklebt. Gegen ihn laufen mehrere Ermittlungsverfahren. „Ich möchte die Bühne des Gerichtssaals“, sagte er. Aktionen wie die Straßenblockaden seien letztlich durch Paragraf 34 des Strafgesetzbuchs abgedeckt, in dem von einem rechtfertigenden Notstand die Rede sei. „Und ich suche meinerseits den Gerichtssaal und den Richter, dem ich das erklären kann.“ Er sei auch bereit, für seine Aktionen ins Gefängnis zu gehen.

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