Weitere kirchliche Stimmen unterstützen Klimaschutz-Aktivisten

Jesuitenpater Jörg Alt blockiert Nürnberger Hauptverkehrsstraße

  • Der Jesuitenpater Jörg Alt hat am Dienstagmittag mit anderen Aktivisten den Altstadtring nahe dem Hauptbahnhof in Nürnberg blockiert.
  • "In der Klimakatastrophe hat die Kirche die Pflicht, die Regierung an ihre moralische Verantwortung den Menschen gegenüber zu erinnern", sagte Alt.
  • Er beteiligte sich an einer Aktion von Aktivisten der "Letzten Generation" und der Gruppe "Extinction Rebellion".

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Der Jesuitenpater Jörg Alt hat am Dienstagmittag mit anderen Aktivisten den Altstadtring nahe dem Hauptbahnhof in Nürnberg blockiert. "In der Klimakatastrophe hat die Kirche die Pflicht, die Regierung an ihre moralische Verantwortung den Menschen gegenüber zu erinnern", sagte Alt. Er beteiligte sich an einer Aktion von Aktivisten der "Letzten Generation" und der Gruppe "Extinction Rebellion".

Unterstützung kam von mehreren kirchlichen Organisationen wie den "Ordensfrauen für Menschenwürde", katholischen und evangelischen Umweltbeauftragten, von mehreren Hochschulpfarrern und Persönlichkeiten wie dem Münchner Sozialethiker Markus Vogt.

"Übliche Mittel" hätten Politik bisher nicht zum Handeln gebracht

Sie äußern in ihrer Erklärung zwar Bedenken, ob Straßenblockaden ein geeignetes Mittel des gesellschaftlichen Dialogs seien. Dennoch hätten sie Verständnis für eine Beteiligung, da die üblichen Mittel wie Demonstrationen, Publikationen, Petitionen und Diskussionen es in den letzten Jahren nicht vermocht hätten, "Gesellschaft und Politik in angemessenes Handeln zu bringen". Wer die gewaltfreien Aktionen zivilen Ungehorsams nicht gut finde, möge gerade deshalb die Warnungen der Wissenschaft ernst nehmen und dazu beitragen, dass Gesellschaft und Politik handelten.

Ähnlich argumentiert der Jesuitenorden. Alt betonte, "friedliche Autobahnblockaden und die fatale, durch den Ukrainekrieg erkennbar gewordene Abhängigkeit von fossilen Energien haben noch nicht die notwendigsten Erst-Maßnahmen wie eine Verkehrswende erwirkt, wo mit einfachen Mitteln viel Einsparungen möglich wären - etwa durch ein Tempolimit oder autofreie Sonntage". Die Politik handele zu langsam.

Pater Alt kämpft auch für Lebensmittel-Rettung

An der Aktion beteiligt war auch Henning Jeschke von der Gruppe "Letzte Generation". Er zählte im Sommer und Herbst 2021 zu einer Gruppe junger Hungerstreikender in Berlin. "Wenn die Regierung der jungen Generation den Krieg erklärt, haben jeder und jede Einzelne jetzt die Abwägung zu treffen, auf welcher Seite der Geschichte er oder sie stehen", sagte er. Deshalb stünden immer mehr Teile der Gesellschaft, Politiker sowie nun auch Vertreter der Kirche im Widerstand auf den Straßen zusammen.

Pater Alt hatte zuletzt Schlagzeilen im Zusammenhang mit dem sogenannten "Containern" gemacht. Nachdem er Lebensmittel aus dem Müll von Supermärkten entwendet und sich selbst angezeigt hatte, ermittelt die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth wegen des Verdachts auf besonders schweren Diebstahl. Eine erste Einstellung des Verfahrens nahm Alt nicht hin. Mit der Aktion will der Jesuit Druck auf die Bundesregierung machen, ein Gesetz zur Rettung von Lebensmitteln auf den Weg zu bringen.

UPDATE: Pater Alt wieder frei
Am Dienstagabend schrieb Pater Jörg Alt auf Twitter: "Gerade wurde ich von der Polizei entlassen. Mit ca. 35 anderen erwartet mich jetzt ein Strafverfahren wegen Nötigung und Eingriff in den Straßenverkehr." Die Behandlung durch die Polizei sei "übrigens sehr OK" gewesen, fügte er hinzu: "Erneut war deutlich: Auch sie würden lieber sinnvollere Dinge machen." Die Polizei bestätigte, sie habe "wegen des Verdachts der Nötigung entsprechende strafrechtliche Ermittlungsverfahren" eingeleitet. | KNA, 17. August

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