Gast-Kommentar von Jutta Laege zum freiwilligen Engagement in der Kirche

Mehr Ehre für Ehrenamtliche!

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Auch wenn das Image der Kirche in den letzten Monaten und Jahren massiv gelitten hat, auch wenn viele ihren Austritt erklären - weiterhin sind viele Menschen mit großem Engagement dabei. Das muss allerdings auch gewürdigt werden, sagt die Journalistin Jutta Laege ("Junia") in ihrem Gastkommentar. Sonst kann sich die Situation rasch drehen.

Warum tut ihr euch das an? Diese Frage schwingt bei Gesprächen mit so vielen in Kirche Engagierten in diesen aufreibenden Monaten immer mit: Warum tut ihr euch das an? In kirchlichen Zusammenhängen und Strukturen zu arbeiten – in katholischen zudem – ist zurzeit nicht einfach. Hin- und hergerissen zwischen dem, was man (und frau) für zukunftsweisend, ja unausweichlich hält, und dem, was traditionell und strukturell nicht zu ändern ist oder nicht geändert werden darf, besteht die Gefahr, selbst zerrissen zu werden. Die vergangenen drei Jahre seit der Veröffentlichung der MHG-Studie, seit sich engagierte Frauen, Männer und die Synodalen auf den Weg gemacht haben, um die Kirche von innen gerechter und lebendiger zu machen, waren ein ständiges Wechselbad der Gefühle.

Und wenn ich das so wahrnehme, obwohl ich als hauptamtlich beschäftigte Kommunikationsleiterin vergleichsweise großes Gestaltungspotenzial habe, wie muss es dann wohl den vielen Ehrenamtlichen gehen? Freiwilligen in Verbänden, wie beispielsweise der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (KFD), die sich unentgeltlich durch meterlange komplizierte Textfahnen der Synodalforen kämpfen, die sich einsetzen in Gemeinden, kirchlichen Verbänden, Jugendorganisationen, Betroffenenräten und, und, und…

 

„Wir wollen denen die Kirche nicht überlassen!“

 

Die Autorin
Jutta Laege ist Leiterin der Abteilung Kommunikation der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (KFD) und Chefredakteurin von „Junia“, dem Mitgliedermagazins der KFD.

Die Antwort, die ich von vielen Ehrenamtlichen höre, egal ob Verbands-Frau, ob Missbrauchsopfer, oder beides, lautet: „Wir wollen denen die Kirche nicht überlassen!“ Dieser Satz hat eine solche Wucht, dass es mich erschaudern lässt. „Denen“, meint die, die immer noch absolutistisch-klerikal auftreten, die sich aus Angst vor Machtverlust überfälligen Veränderungen in den Weg stellen, die Prozesse weiter verzögern, (Macht-)Missbrauchs-Opfer diskreditieren, sich selbst zum Opfer stilisieren.

31 Millionen Menschen sind in Deutschland ehrenamtlich engagiert. Altruistisches Handeln im erweiterten Sinn ist nicht selbstlos. Wer gibt, der bekommt. Wer spürt, dass er etwas bewirkt hat, steigert seinen Selbstwert, wird es wahrscheinlich wieder tun und damit dem stabilen gesell­schaftlichen (oder kirchlichen) Zusammenhalt dienen.

Diese Gleichungen müssen den kirchlichen Entscheidungsträgern (die männliche Form ist hier bewusst gewählt) klar sein. Wer nichts bewirken kann, wird gehen, bevor er oder sie innerlich zerreißt. Wer also Kirche für die Lai*innen erhalten und zukunftsfähig machen will, muss ihnen die Ehre erweisen – sie ist nach heutigem Maßstab eine Frage der Menschenwürde.

Die Positionen der Gastkommentare spiegeln nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von „Kirche+Leben“ wider.

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