Johannes Bernard über die 45 neuen Pastoralen Räume im Bistum Münster

Mehr Vielfalt, mehr Sicherheit für Seelsorge - mehr als Strukturreform

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Vor dem Hintergrund zurückgehender Zahlen bei Katholiken, Gottesdienstbesuch, Seelsorge-Personal und finanziellen Mitteln werden die Pfarreien zu Pastoralen Räume zugeordnet. Nur ein notwendiges Übel? Keineswegs, meint Kirche+Leben-Reporter Johannes Bernard.

Ein wichtiges Etappenziel in der Neuordnung der pastoralen Strukturen ist erreicht: Zum 1. Januar 2024 wurden die Pastoralen Räume im nordrhein-westfälischen Teil des Bistums Münster in Kraft gesetzt. Vorausgegangen waren unzählige Gesprächsrunden, Informationstreffen, Zusammenkünfte, Video-Konferenzen, Newsletter und sicher auch viele Telefonate, in denen es schon mal hoch her ging.

Mit den Pastoralen Räumen besteht für die weiterhin selbstständigen Pfarreien eine hohe Planungssicherheit, was Personaleinsatz und finanzielle Ausstattung anbelangt, wenngleich die Tendenz eindeutig ist: Die knapper werdenden personellen und finanziellen Ressourcen verstärken den Druck zu immer mehr Zusammenarbeit und Schwerpunktsetzungen.

Unpopuläre Entscheidungen

Das alles ist nicht neu und setzt nur das fort, was seit 20 Jahren Gemeinde-Ausschüsse, Pfarreiräte, Kirchenvorstände, Seelsorgeteams und viele weitere Gruppen beschäftigt hat. Doch nun kommt ein Ende in Sicht: Wenn spätestens in zwei Jahren die Leitungsteams in den Pastoralen Räumen gebildet sind, die Kirchengemeindeverbünde und Verwaltungsleitungen ihre Arbeit längst aufgenommen haben, kommen die Strukturdebatten zu einem guten Abschluss.

Solche Prozesse kosten Kraft und Nerven. Das weiß jeder, der in einem Verein, in einem Verband oder in einer Partei die Geheimnisse eines Satzungsrechts zu studieren hat. Deshalb verdienen alle Mitwirkenden hohe Anerkennung, die den Blick nach vorn richten, unpopuläre Entscheidungen wie etwa die Schließung von Kirchen mittragen und dabei aus einer positiven Grundhaltung heraus die kirchlichen Veränderungen mitgestalten.

Größere Vielfalt in der Seelsorge

Auch wenn Pastorale Räume wie ein überörtlicher abstrakter Überbau erscheinen, wird die Eigenverantwortung wichtiger. Denn es ist erklärtes Ziel des größer gewordenen pastoralen Raums, die verschiedenen Lebenswirklichkeiten im Blick zu haben. So werden verschiedene Formen des Kirche-Seins gefördert: Das Bewährte bleibt, das Innovative ist möglich.

Der Pastorale Raum ist mehr als eine kirchenrechtliche Größe. Er bietet den Pfarreien die Chance, mehr Vielfalt zu zeigen und pfarreiübergreifendes seelsorgliches Handeln gemeinsam zu gestalten, gerade dort, wo es allein nicht mehr möglich ist. Dass den so genannten Laien und freiwillig Engagierten eine größere Mitwirkung im Pastoralen Raum zugesprochen wird, ist zu begrüßen. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass viele Leitungsteams aus Frauen und Männern, freiwillig Engagierten und hauptamtlich Tätigen gebildet werden. Das ist schon eine gute Entwicklung.

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