„Ways4you“ als niederschwelliges Angebot im Kreis Warendorf

Missbrauch: Caritas startet Online-Beratung für junge Betroffene

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Die Caritas startet im Kreis Warendorf eine Online-Beratung für Jugendliche, die sexualisierte Gewalt erlitten haben. Das niederschwellige Angebot schließe eine Lücke, heißt es. Melden können sich Betroffene aus allen Bereichen - nicht nur von Caritas und katholischer Kirche.

Der Caritasverband für Ahlen, Drensteinfurt und Sendenhorst will neue Wege zum Schutz von Kindern und Jugendlichen bis 21 Jahre vor sexualisierter Gewalt gehen. „Ways4you“ heißt das neue Online-Angebot, das unter www.ways4you.de anonym, kostenfrei und vertraulich Beratungen anbietet.

„Damit wollen wir viel frühzeitiger und niedrigschwellig einen persönlichen Kontakt zu einem Berater anbieten“, sagt Britta Ewers. Die Sozialpädagogin ist seit einem Jahr im Team der Caritas-Fachstelle Schutz und hat die Online-Beratungsplattform maßgeblich vorbereitet, für die jetzt in Schulen, Jugendzentren und anderen Einrichtungen geworben wird.

Ein Hilfenetz für Betroffene

Seit 2003 ist die Fachstelle Schutz Bestandteil der Caritasarbeit und Anlaufstelle für sexualisierte Gewalt bei Kindern und Jugendlichen. „Unsere Hauptaufgabe ist es, eine Anlaufstelle für alle zu sein, die Hilfe suchen“, sagt Fachdienstleiterin Christa Kortenbrede. Durch die enge Zusammenarbeit mit anderen zum Thema tätigen Fachkräften, Einrichtungen und Institutionen wie den Jugendämtern und der Kriminalpolizei knüpfe die Fachstelle ein Hilfenetz für Betroffene und deren Bezugspersonen.

Ein Angebot ist zum Beispiel auch der Warendorfer “Wertekoffer” für Jugendliche ab 14 Jahren mit dem Ziel der Aufklärung zum Thema Sexualität und der Information über Hilfen bei Grenzüberschreitungen. Ziel der vernetzen Arbeit sei der Schutz vor sexualisierter Gewalt - als gesamtgesellschaftliche Aufgabe. 

Jugendgerechtes neues Angebot

2022 habe die Fachstelle 254 Anfragen bearbeitet, ein Drittel von Eltern und zwei Drittel von Fachkräften, berichtet Kortenbrede von um 30 Prozent gestiegenen Fallzahlen in den vergangenen drei Jahren. Man gehe zudem von einer hohen Dunkelziffer aus. Maximal ein Drittel aller Betroffenen vertraue sich jemandem an. Abhängigkeit von Erwachsenen und Scham halte Kinder und Jugendliche davon ab, sich Rat bei sexualisierter Gewalt zu suchen.

Um diese Hürden zu umgehen, habe man mit „ways4you“ ein jugendgerechtes und dringend notwendiges Angebot geschaffen, so Britta Ewers. Die Beratung kann per E-Mail oder Chat erfolgen. Möchten Kinder und Jugendliche einen persönlichen Kontakt mit einem Berater, werde direkt ein Termin bei einer der spezialisierten Fachberaterinnen im Kreis Warendorf vermittelt. Innerhalb von 48 Stunden bekomme der junge Mensch eine Antwort.

Bisher keine Vorbehalte gegen Caritas und Kirche trotz Missbrauchs

„Wir stehen mit diesem Angebot als kirchlicher Träger mitten im Leben. Wir wissen um die Sorgen und Nöte der Menschen“, verweist Caritas-Geschäftsführer Heinrich Sinder auf die „hohe fachliche Qualität“ der Arbeit des katholischen Wohlfahrtsverbands, der allen Menschen unabhängig von ihrer Konfession helfe.

Vorbehalte und Kritik vor dem Hintergrund des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche habe er bisher nicht wahrgenommen. Sexualisierte Gewalt sei nicht nur ein Problem der Kirche, sondern in allen gesellschaftlichen Bereichen verbreitet. Außer der Caritas gebe es zudem andere nicht-konfessionelle Wohlfahrtsverbände, die sich ebenfalls um sexualisierte Gewalt kümmerten.

Förderung vom land macht es möglich

Im Rahmen einer Förderung des Landes Nordrhein-Westfalen zum Ausbau der Fachberatung zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexualisierter Gewalt hat die Fachstelle Schutz bei Caritasverband Ahlen, Drensteinfurt und Sendenhorst 2022 eine zusätzliche Fachstelle erhalten. Durch eine 80-prozentige Förderung der Personalkosten durch das Land wurde der Aufbau des Online-Angebotes möglich. Die restlichen 20 Prozent sowie weitere Sachkosten übernehmen die Jugendämter und der Kreis Warendorf.

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