Roger Vangheluwe gab seine Taten zu

Missbrauch: Früherer belgischer Bischof aus Klerikerstand entlassen

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Der frühere Bischof von Brügge ist von Papst Franziskus aus dem Klerikerstand entlassen worden – wegen Missbrauchs. Bischöfe, die Öffentlichkeit und die Regierung hatten diesen Schritt über Jahre gefordert.

Roger Vangheluwe, bis 2010 katholischer Bischof von Brügge, ist kein Priester mehr. Papst Franziskus habe ihn aus dem Klerikerstand ausgeschlossen, teilte die päpstliche Nuntiatur in Brüssel (Donnerstag) mit. Der heute 87-Jährige war im April 2010 als Diözesanbischof zurückgetreten, nachdem bekannt wurde, dass er über Jahre einen Neffen sexuell missbraucht hatte.

Vangheluwe räumte die Taten ein; 2011 gestand er den Missbrauch eines weiteren Neffen. Und 2017 beschuldigte ihn ein damals 57-jähriger Mann, Anfang der 1970er Jahre als Messdiener von ihm missbraucht worden zu sein. Die Entlassung aus dem Klerikerstand ist die höchste Strafe, die das Kirchenrecht für Geistliche vorsieht.

Papst billigt die Strafe gegen Vangheluwe

Aus der Mitteilung der Brüsseler Nuntiatur geht hervor, dass der zuständigen vatikanischen Glaubensbehörde in den vergangenen Monaten neue schwerwiegende Informationen gemeldet worden seien; sie hätten eine neuerliche Prüfung des Falls erforderlich gemacht. Auch Vangheluwe selbst sei nochmals angehört und seine Aussagen geprüft worden.

Papst Franziskus habe die empfohlene Strafmaßnahme gebilligt, hieß es weiter; diese sei Vangheluwe am Mittwoch (20. März) mitgeteilt worden. Der entlassene Geistliche habe gebeten, sich an einen Ort der Einkehr zurückziehen zu dürfen, ohne weiteren Kontakt mit der Außenwelt. Die belgischen Bischöfe hatten immer wieder die Entlassung Vangheluwes aus dem Klerikerstand gefordert und Unverständnis über das Handeln des Vatikans ausgedrückt. Auch die Regierung in Brüssel mahnte eine Lösung an.

In Belgien war von Vertuschung die Rede

Der Missbrauchsfall Vangheluwe hatte 2010 in Belgien große politische Weiterungen zur Folge. Kurz nach seinem Rücktritt stürmten staatliche Missbrauchsermittler im Rahmen der sogenannten Operation Kelch kirchliche Einrichtungen und beschlagnahmten Akten, Rechner und Handys der in Mechelen versammelten Bischöfe. 

Der damalige Brüsseler Erzbischof Andre Leonard und sein Vorgänger Kardinal Godfried Danneels mussten vor einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss aussagen. Auch das Ansehen von Kardinal Danneels nahm nachhaltig Schaden, da eine Tonbandaufnahme auftauchte, die eine geplante Vertuschung des Falls Vangheluwe nahelegte.

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