„Die Schlossgeister“ und Prinz Thorsten laden zum Straßenkarneval der besonderen Art

Münsters erster Karneval nur für Leute von der Straße

„Die Schlossgeister“ aus Münster laden zur ersten närrischen Sitzung für obdachlose und wohnungslose Menschen ein: am 31. Januar ab 16.11 Uhr im Paul-Gerhardt-Haus.

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Münsters Prinz Thorsten Brendel gibt sich die Ehre. Das Jugendprinzenpaar Lara und Jost schauen vorbei. Die „Schlofmötze“ aus Köln wollen musikalisch aufheizen. „Schlossgarde“ und „Schlosshüpfer“ werden ihre Beine schwingen. Bauchredner Tom zeigt, was er aus den Tiefen seines Inneren herausholen kann, und das Männer-Ballett „XXL-fen“ aus Münster-Wolbeck setzt dem ganzen Spektakel noch einen drauf. Am 31. Januar ab 16.11 Uhr lädt die Karnevalsgesellschaft (KG) „Die Schlossgeister“ zu Münsters erster Straßen-Karnevals-Sitzung ins Paul-Gerhardt-Haus (Friedrichstraße 10). Eingeladen sind dazu ausschließlich Menschen von der Straße.

"Die Schlossgeister"
Petra Trzcinski und Guido Stadelmann werben mit Plakaten für die Karnevalsveranstaltung. | Foto: Karin Weglage

Jetzt müssen nur noch die Gäste kommen. Ob und wie viele Wohnungs- und Obdachlose an der ersten Karnevalsveranstaltung dieser Art teilnehmen werden – dazu können Guido Stadelmann, ehrenamtlicher Geschäftsführer der „Schlossgeister“ und Petra Trzcinski, zweite Sprecherin des „Schlossrats“, nichts sagen. Zurzeit verteilen die beiden mit anderen Engagierten überall in Münster dort Einladungs-Plakate, wo wohnungslose Menschen zusammenkommen. „Wir sind schon etwas nervös, ob zehn, 50 oder 100 das Angebot wahrnehmen“, sagt Stadelmann.

 

Freier Eintritt und Geschenke

 

Denn nach vielen Überlegungen und enormer Unterstützung ist für den ersten Straßen-Karneval der besonderen Art bereits alles gerüstet. Alkoholische Getränke wird es allerdings nicht geben. Dafür Wasser, Kaffee, Softdrinks, Berliner, Schnittchen und vieles mehr. „Der Eintritt ist natürlich frei“, sagt Stadelmann, und für die Gäste wird es zusätzliche Geschenke geben: eine Tüte mit Hygiene-Artikeln des täglichen Bedarfs, Decken, Isomatten und Schlafsäcke. Trzcinski und Stadelmann hätten sich nicht träumen lassen, wie viele Geld- und Sachspenden zusammenkommen würden, nachdem „Die Schlossgeister“ den Entschluss gefasst hatten, diese spezielle Karnevals-Sitzung auszurichten.

„Die Idee dazu hatte Thorsten Brendel. Er ist nicht nur Präsident der ‚Schlossgeister‘, sondern in dieser Session auch Stadtprinz von Münster“, erklärt Trzcinski. „Die Idee hat sofort bei uns Funken geschlagen.“ Trzcinski stellte zunächst Kontakt zum Treffpunkt an der Clemenskirche her, der sich um Menschen von der Straße kümmert. Dort war man ebenso angetan.

 

Riesige Unterstützung

 

Die PSD-Bank spendierte einen Vereinspreis über 2000 Euro, viele private Spender gaben Geld für das Projekt. Die Akteure auf der Bühne – von den Kölner „Schlofmötze“ bis zum Bauchredner – haben über die Facebook-Seite der „Schlossgeister“ davon erfahren und sich selbst gemeldet. „Sie treten alle kostenlos auf“, erklärt Trzcinski.

Einzig mit dem Veranstaltungsort habe es einige Mühe gegeben, sagt sie. „Das Angebot der Stadt Münster war viel zu teuer. Ich habe überall nachgefragt – nichts.“ Eines Tages fuhr sie am evangelischen Paul-Gerhard-Haus vorbei und klingelte spontan beim Pfarrer der Erlöser-Kirche. Der machte ihr Hoffnung. „Zwei Tage später hatten wir die Zusage. Wir dürfen alles kostenlos nutzen: Küche, Geschirr, Stühle, Bänke. Wir müssen es nur später wieder so verlassen, wie wir es vorgefunden haben“, freut sie sich.

 

Recht auf Feiern

 

25 Helferinnen und Helfer haben sich zusätzlich gemeldet. „Ein Cover-Band mussten wir sogar absagen“, sagt Stadelmann. „Macht nichts, die kommt dann im nächsten Jahr. Wir wollen den Menschen von der Straße unsere Wertschätzung zeigen“, sagt der Geschäftsführer. „Auch sie haben ein Recht auf Feiern und Freude.“

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