Jakob Janßen war Organist und Chorleiter zugleich

Nach mehr als 50 Jahren Musik: Aengenesch verabschiedet Chorleiter

  • Jakob Janßen ist nach 53 Jahren als Organist und 41 Jahren als Chorleiter in Aengenesch am Niederrhein verabschiedet worden.
  • Der Kirchenchor in Aengenesch ist ein reiner Männerchor.
  • Musik ist bis heute die Leidenschaft von Jakob Janßen.

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Musik hat sein Leben geprägt, auf jeden Fall den Part außerhalb des Berufes. Das wird schon am Hauseingang von Jakob Janßen augenfällig. Ein Notenschlüssel schmückt die Eingangstür und verrät seine Leidenschaft für die Musik. Ein großer schwarzer Flügel steht am Ende des Flurs und dominiert das Klavierzimmer.

53 Jahre war Jakob Janßen Organist und 41 Jahre Chorleiter in Aengenesch (Geldern), dem kleinen Wallfahrtsort „Zur Schmerzesmutter“. Jetzt ist der 69-Jährige in dem Ort, den er musikalisch prägte, von vielen, die seinen Lebensweg begleitet haben, verabschiedet worden.

Kirchenchor in Aengenesch ist reiner Männerchor

Der Kirchenchor ist ein reiner Männerchor, der laut Janßens Aussage einzige im Bistum Münster. Janßen führte die Gemeinschaft zu neuer Blüte, was auf jeden Fall die Zahl der Chormitglieder und den Zusammenhalt betrifft. Zu Beginn seiner Tätigkeit hat sich Janßen gewundert, dass sich ein reiner Männerchor überhaupt hält. „Denn gerade die Männerstimmen sind doch die Problemzone der Chöre“, meint er.

Nach seiner Einschätzung ist das große Repertoire – weltlich wie kirchlich – das Engagement in der dörflichen Gemeinschaft und das Gefühl, gebraucht zu werden, die Triebfeder des Erfolges. Irgendwann hat Janßen einmal eine Umfrage gestartet. „Warum kommst du eigentlich jede Woche zur Chorprobe?“ Die Antwort war bestechend einfach: „Weil es mir Spaß macht.“

Sänger freuen sich auf die Proben

Jakob Janssen an der Orgel.
Jakob Janßen an der Orgel in der Wallfahrtskirche in Aengenesch. | Foto: privat

Die Sänger freuen sich auf die Proben, weil sie dort andere treffen, weil sie durch das Singen gefordert und für die Gemeinschaft des Ortes gebraucht werden, erklärt Janßen. Der Chor tritt bei vielen Gelegenheiten im Dorf auf: auf besonderen Wunsch bei Geburtstagen, bei Hochzeiten, bei Festen im Dorf und bei vielen anderen Gelegenheiten mehr. Weil zunächst die Chorliteratur fehlte, hat Janßen mehr als 500 Chorsätze selbst geschrieben. Meist im Stile des neuen geistlichen Liedgutes. „Ich hatte viel Unterstützung aus der Gruppe“, sagt Janßen. „Sonst hätte ich diese Doppelbelastung von Beruf und Chorleitung nicht gut geschafft.“ Die Verwaltung, die Pflege des Terminkalenders und des Notenbestandes wurde von Chormitgliedern geleistet.

Dieses Engagement ist auch die Wurzel des Erfolges. In dem Chor singen heute 22 Männer. „Im Verhältnis zur Einwohnerzahl von Aengenesch, in dem Ort leben 250 Menschen, sind wir wahrscheinlich der größte Chor Europas“, spekuliert Janssen lächelnd. Der Kirchenchor sei eine der drei tragenden Säulen der Dorfgemeinschaft neben der Bruderschaft und der Frauengemeinschaft. „So etwas gibt es sicher nur in Dörfern“, gibt Janßen zu bedenken.

Musik als große Leidenschaft

„Musik verbindet und schafft Gemeinschaft“, sagt Janßen. Schon früh hat er diese Erfahrung gemacht. Mit zehn Jahren lernt er selbstständig Akkordeon spielen und begleitet später die Gesänge auf Partys. Blockflöten-, Klavier- und Orgelunterricht sind weitere Stationen hin zu seiner musikalischen Karriere, die parallel zu seinem Beruf verläuft. Mit 14 lernt er bei Wilhelm Küppers, Chorleiter und Organist in Kapellen zusätzlich Harmonielehre, was ihm bei der Aufnahme zum Kirchenmusikstudium hilft.

„Mit eins habe ich die Ausbildung als Bankkaufmann bestanden“, erinnert er sich, der Grundstock für seine berufliche Laufbahn bei der Sparkasse. „Gleichzeitig bestand ich die Aufnahmeprüfung zum Kirchenmusikstudium. Der Beruf als Bankkaufmann hat meine Existenz gesichert. Die Musik jedoch war meine Leidenschaft.“ Die Ausbildung als C-Musiker ist die Grundlage für seine Arbeit als Chorleiter. 1981 wird Janßen gefragt, ob er die Leitung des Kirchenchores in Aengenesch übernehmen will. Er nimmt an, will jedoch zunächst nicht länger als drei Monate bleiben. Daraus sind mehr als 40 Jahre geworden.

Führungsstil spielt große Rolle

Für Janßen spielt auch die besondere Führungskultur, die Persönlichkeit und das Taktgefühl des Chorleiters eine besondere Rolle. Für ihn waren zum Beispiel Wertschätzung, Vertrauen, Konfliktfähigkeit, Teamgeist, Fairness und Zuhören können wichtige Eigenschaften eines Chorleiters. „Dies sind christliche Sozialkompetenzen. Damit bin ich beruflich wie als Kirchenmusiker immer gut gefahren“, resümiert er.

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