Robert Pernpeintner ist der erste hauptamtliche Organist in St. Willehad

Warum ein Niederbayer Kirchenmusiker in Wilhelmshaven werden wollte

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Einen hauptamtlichen Kirchenmusiker hatten die Katholiken in Wilhelmshaven noch nie. Seit November versieht Robert Pernpeintner diese Aufgabe. Warum er vom Bayerischen Wald an die Küste wechselte.

Robert Pernpeintner brauchte im vorigen Frühjahr den Rat seiner Frau. Mit der Stellenanzeige in der Hand fragte er sie: „Wo liegt denn eigentlich Wilhelmshaven?“ Dem einstigen Regionalkantor aus dem Bayerischen Wald, genauer aus Schönberg unweit der tschechischen Grenze, sagte der Ort zunächst nichts.

Die Nordsee habe er nicht gekannt, sagt Pernpeintner heute, das Wattenmeer sei ihm „nur theoretisch“ ein Begriff gewesen. Robert Pernpeintner ist wirklich ein Fremder in Wilhelmshaven.

Erstmals ein Kirchenmusiker

Doch er gestaltet seit November einen Neuanfang nicht nur für sich, sondern auch für die Kirche: als hauptamtlicher Kirchenmusiker für die Stadtgemeinde St. Willehad. Den gab es dort noch nie.

Seine Wurzeln hat Pernpeintner in Niederbayern, zuletzt gearbeitet hat er als Kirchenmusiker im Bistum Passau. Eine feste Stelle in seinem Lieblingsberuf, fest verwurzelt in der Region – was trieb den 48-jährigen Vater von sechs Kindern dazu, mit seiner Familie an die Küste zu gehen?

Noch einmal Neues wagen

Der Gedanke, noch einmal Neues zu wagen, irgendwo etwas neu aufzubauen, etwas zu erleben. Eine Frage, die Robert Pernpeintner und seine Frau seit drei Jahren umtrieb. „Aktiv gesucht haben wir nicht, dafür gefiel mir meine alte Stelle zu gut.“

Aber dann war da die Stellenanzeige des Offizialats in Vechta: „Kirchenmusiker für das Dekanat Wilhelmshaven gesucht“. Robert Pernpeintner überlegte, erkundigte sich in Vechta und Wilhelmshaven, kam zum Bewerbungsgespräch. „Aber nach der Zusage haben wir noch einmal vier Wochen intensiv überlegt“, berichtet er.

Die Stelle gab es noch nie

Schließlich sagte Pernpeintner zu. Denn eines hat ihn besonders gereizt: Eine solche Stelle gab es am neuen Einsatzort noch nie, er kann sie aufbauen und ausfüllen.

Auch wenn er als klassischer Kirchenmusiker zunächst weniger gefragt ist. Die sechs Sonntagsgottesdienste in der Stadt an der Orgel begleiten? Nicht vorgesehen. Es gibt vier nebenamtliche und eine Reihe Aushilfsorganisten. Die wolle er nicht verdrängen, höchstens einspringen. Die Kirchenchöre leiten? Nicht notwendig. Denn die beiden Chöre St. Marien und Christus König seien unter guter Leitung lebendige Gruppen.

Die Menschen zur Musik bringen

„Meine Arbeit ist nicht, in vielen Gottesdiensten Orgel zu spielen“, sagt Pernpeintner. „Sondern ich möchte in Kontakt kommen mit den Menschen hier und sie zu musikalischen Aktivitäten in der Kirche bringen.“ Er glaubt: „Es gibt nicht wenige, die das auch mögen.“

Nicht einfach in einer Stadt wie Wilhelmshaven, die nicht wie der Bayerische Wald zutiefst katholisch geprägt ist. Robert Pernpeintner hat dieser Unterschied nicht gestört. „Für mich war klar: Wenn ich die Stelle wechsle, dann auch wirklich.“ Eine neue Aufgabe in einer ähnlich kirchlichen Gegend wie Niederbayern hätte ihn nie gereizt.

Alles macht er als Erster

Gerade das spontane und ungezwungene Arbeiten in Wilhelmshaven habe ihn gereizt. Noch nie hauptamtliche Kirchenmusiker an der Küste heiße ja: „Alles, was ich mache, mache ich als Erster, ich fange mit allem an.“

Inzwischen hat er den Kirchenchor St. Willehad neu belebt, der nach dem Tod der Chorleiterin brach lag. Er hat eine Gruppe Firmlinge zu einer Schola geformt und auch unter den Sternsingern mit 15 Kindern geprobt, die dann bei der Aussendung gesungen haben.

Blick über die Stadtgrenze

Kleine erste Schritte vor Ort. Aber Pernpeintner hat auch die Kirchenmusik über die Stadtgrenze hinaus im Blick: Seine Aufgabe als Kirchenmusiker für das ganze Dekanat zwischen Wangerooge und Varel weist schon hin auf seine überregionale Aufgabe in einem späteren Pastoralen Raum.

Überregional arbeitet Pernpeintner aber schon jetzt - in der Ausbildung nebenamtlicher Kirchenmusiker in der so genannten C- und D-Ausbildung des Bischöflichen Offizialats. Jeden Donnerstagabend schult er in Vechta Inte-ressenten aus dem Oldenburger Land, im liturgischen Gesang.

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