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Die Idee klang für Tim Röttger anfangs eher befremdlich. Zwar hatte der Abiturient einen lockeren Bezug zur katholischen Kirche, doch eine Ausbildung zum nebenberuflichen C-Kirchenmusiker wäre dem jungen Mann aus Stadtlohn wohl nicht in den Sinn gekommen. „Obwohl klassische Musik und besonders Kompositionen von Johann Sebastian Bach meine absolute Leidenschaft sind“, sagt er.
Neugierig gemacht durch seinen Onkel, der Regionalkantor im Kreis Mettmann im Erzbistum Köln ist, machte sich Tim Röttger beim Generalvikariat in Münster über die Bedingungen schlau – und bestand kurz darauf das Aufnahmeverfahren.
Wie ihm die Ausbildung hilft
„Ich wollte einfach Neues ausprobieren“, beschreibt der 18-Jährige. Die Orgel als Instrument zu beherrschen, war zudem ein Ansporn.
Tim Röttger sieht die Ausbildung auch als Chance, sich persönlich weiterzuentwickeln. Nicht nur musikalisch, auch zwischenmenschlich. Beispielsweise durch die Chorleitung, die Kursinhalt ist: „Dass eine größere Gruppe von Menschen einem Dirigenten folgt, lässt sich methodisch lernen.“ Diese Methoden seien auch für andere Bereiche des Lebens sicher nützlich.
Nächtliche Nachfrage der Eltern
Am meisten Spaß hat er beim wöchentlichen Orgelunterricht mit Regionalkantor Werner Hespe. Weil er das Spiel perfektionieren möchte, setzt er sich oft spät abends an die Orgel in der St.-Joseph-Kirche.
Beim Üben könne er die Zeit vergessen, erzählt der Abiturient, der im Sommer ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) an der Musikschule Havixbeck beginnt. Zwischendurch kommt auch schon mal eine nächtliche Nachfrage seiner Eltern aufs Smartphone, die den Sohn kurz vor Mitternacht suchen.
Theorie immer freitags
Zum theoretischen Teil treffen sich die Teilnehmenden des Ausbildungskurses freitags von 17 bis 21 Uhr in der Kirchenmusikschule in Münster. Neben Literaturspiel, Chorleitung, Liturgiegesang und Tonsatz / Gehörbildung lernen sie Sprechen und Singen sowie die geschichtliche Entwicklung der Kirchenmusik und allgemeine Details zum Orgelbau.
Sich freitags aufzuraffen, wenn die Freunde nach Schulschluss ins Wochenende starten, war manchmal schon anstrengend: „Aber in unserem Kursus haben wir schnell Kontakte geknüpft.“ Der 18-Jährige ist der zweitjüngste in der Gruppe.
Wie es nach dem FSJ beruflich bei ihm weitergeht, weiß Tim Röttger noch nicht. Fest steht, dass er nach Abschluss der zweijährigen Ausbildung nebenher Gottesdienste musikalisch begleiten und vielleicht einen Chor leiten möchte.
Voraussetzungen für die Ausbildung
Die neuen Ausbildungskurse zum C-Kirchenmusiker starten im Herbst, sagt Ulrich Grimpe vom Referat Kirchenmusik im Generalvikariat. Voraussetzung sind gute Grundkenntnisse im Klavierspiel, eine bildungsfähige Stimme, das Erkennen von einfachen Intervallen und Harmonien, vor allem Freude am Erlernen des Orgelspiels und an der Chorleitung.
Die zweijährige Ausbildung beginnt in der ersten Novemberwoche. Die Studiengebühren betragen monatlich 65 Euro. Anmeldungen sind bis zum 1. September im Referat Kirchenmusik im Generalvikariat möglich: Tel. 0251 / 495-570, kirchenmusik(at)bistum-muenster.de. Die Aufnahmeprüfung für den nächsten Kursus findet am Freitag, 8. September, in Münster statt.