Diözese wurde erst 2015 tätig

Neuer Missbrauchsfall im Bistum Trier - Vorwürfe auch aus Bolivien

  • Ein weiterer Missbrauchsfall ist im Bistum Trier bekanntgeworden.
  • Der Priester soll bei Einsätzen im Bistum Trier und in Bolivien Missbrauchstaten begangen haben.
  • Im Jahr 2002 ist der damalige Bischof Reinhard Marx informiert worden, leitete allerdings keine Maßnahmen ein.

Anzeige

Im Bistum Trier ist ein weiterer Missbrauchsfall bekanntgeworden. Dabei geht es um einen 2020 gestorbenen Priester. Der Mann soll im Bistum und in Bolivien mehrere Minderjährige sexuell missbraucht haben, wie das Bistum Trier am Freitagabend mitteilte.

Die Vorwürfe beziehen sich demnach auf einen Zeitraum von den 1970er bis in die 1990er Jahre. Betroffene hätten sich beim Bistum ab 2002 gemeldet. Bereits 1994 und ab 2002 habe es Hinweise gegeben. Diesen sei allerdings zunächst nicht weiter nachgegangen worden.

Tätigkeit als Priester bis 2019

Erst 2019 habe das Bistum dem Mann verboten, als Priester tätig zu sein und öffentlich aufzutreten. Zuvor habe es nach weiteren Vorwürfen seit 2015 eine kirchenrechtliche Untersuchung gegeben. Über den Fall berichtete auch der „Trierische Volksfreund“.

Das Bistum erklärte nun: „Ziel der Veröffentlichung und der weitergehenden Recherche ist es, einen Beitrag zur Aufarbeitung insgesamt zu leisten und der Unabhängigen Aufarbeitungskommission und ihren Projekten zur Verfügung zu stellen.“ Auch wolle das Bistum die vorhandenen Informationen an die bolivianischen Bischöfe weitergeben und dort eine Aufarbeitung unterstützen. Das Bistum stehe in dem Fall mit der Kirche in Bolivien im Austausch, bislang aber ohne konkretes Ergebnis.

Erste Vorwürfe vom Priester selbst bekanntgemacht

Der beschuldigte Priester war laut Bistum mehrfach in Bolivien eingesetzt. Er war Pfarrer in Koblenz und auch beim Katholischen Akademischen Ausländer-Dienst in Bonn beschäftigt.

Erste Vorwürfe habe der Priester 1994 selbst bekanntgemacht, teilte das Bistum mit. Er sei damals zeitweise von Bolivien aus nach Paraguay gegangen und habe dem damaligen Trierer Bischof Hermann Josef Spital mitgeteilt, er werde mit Missbrauchsvorwürfen erpresst. Die Verantwortlichen im Bistum hätten damals „keine eigenen Schritte zur Klärung“ unternommen, erklärte das Bistum Trier am Freitag.

Bischof Marx über Missbrauchsfall informiert

1997 wurde der Priester demnach von Bolivien aus in Deutschland angezeigt. Er habe in Bolivien einen Minderjährigen missbraucht. Die Staatsanwaltschaft Mainz habe das Verfahren damals eingestellt. Darüber habe der Beschuldigte selbst Weihbischof Leo Schwarz informiert, der dann 2002 Bischof Reinhard Marx informiert habe. Das Bistum sei dem Hinweis nicht weiter nachgegangen, hieß es.

2002 habe es dann weitere Missbrauchsvorwürfe gegeben. Weil die damals Verantwortlichen fälschlicherweise angenommen hätten, dass der Fall auch nach kirchlichem Recht verjährt sei, sei es zu keiner kirchenrechtlichen Untersuchung gekommen, heißt es in der Stellungnahme des Bistums. Erst nach einer weiteren Meldung eines Missbrauchsvorwurfs habe dann im Jahr 2015 ein kirchenrechtliches Verfahren begonnen. An dessen Ende stand das Urteil, dass der Mann nicht mehr seinen Priesterdienst ausüben darf, wie es hieß. 2019 und 2020 seien dann weitere Vorwürfe gemeldet worden.

Erst vor wenigen Wochen war der Fall um den Trierer Bistumspriester Edmund Dillinger bekanntgeworden. Auch er steht im Verdacht, in Deutschland und im Ausland junge Menschen missbraucht zu haben.

Anzeige