Nadine Mersch über Laien-Beteiligung an der Bischofs-Auswahl in Paderborn

Nicht Angst, sondern Hoffnung lässt Kirchenreformen wahr werden

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Am Prozess der Wahl eines neuen Erzbischofs in Paderborn waren auch Laien beteiligt. Nadine Mersch war eine von ihnen. Sie beschreibt, was möglich war und was nicht. Und sagt, welche Lehren sie aus dem Verfahren zieht.

Seit der Vorstellung von Udo Markus Bentz als unserem neuen Paderborner Erzbischof geht mir ein Gedanke nicht aus dem Kopf. Sollen wir als Kirche in Deutschland nicht sehr viel mehr wagen? Müssen Sorge und Angst vor einem Veto aus Rom unsere synodalen Schritte ersticken?

„Mögen Deine Entscheidungen Deine Hoffnungen widerspiegeln und nicht Deine Ängste“. Mit diesem Zitat von Nelson Mandela begann der neue Erzbischof seine Ansprache bei der Vorstellung im Dom. Hoffnung, nicht Angst!

Bentz dankt den Laien im Auswahlgremium

Dann dankte er dem Dompropst, dem Domkapitel und „den Frauen und Männern des Auswahlgremiums. Ich habe wahrgenommen, wie verantwortlich und wie geistlich Sie sich auf den Weg gemacht haben, nach einem neuen Bischof zu suchen.“

In den vergangenen Monaten erlebte ich das Thema der Beteiligung der Laien am Auswahlprozess des Bischofs immer als angstbesetzt. Jetzt scheinen die Ängste verschwunden.

Die Rolle der Laien bei der Bischofsauswahl

Die Autorin
Nadine Mersch ist eine der beiden Vorsitzenden des Diözesankomitees im Erzbistum Paderborn. Der Diözesanpastoralrat wählte sie in das Gremium, das die Wahl des neuen Erzbischofs begleitete.

Ein Blick zurück. Das Metropolitankapitel in Paderborn hatte früh beschlossen, Laien an der Bestellung des Erzbischofs zu beteiligen. Der Vatikan intervenierte.

Dennoch lud der Dompropst 14 Domkapitulare und 14 Personen außerhalb des Kapitels ein. Wir berieten in Offenheit, diskutierten Aufgaben und Profil eines Wunsch-Erzbischofs, beteten und sangen.

Die formalen Schritte ging das Domkapitel allein

Die formalen Schritte, die Aufstellung von Kandidaten, die Wahl aus einer durch den Vatikan erstellten Vorschlagsliste, gingen die Domkapitulare allein. Dies ist wichtig zu sagen, weil über die Monate des Wartens immer wieder die Angst formuliert wurde, das Verfahren könnte andernfalls vom Vatikan angezweifelt werden.

Anfang Dezember wurden wir als Laienrunde wieder beteiligt. Zwei Stunden vor der offiziellen Vorstellung begrüßten wir mit den Domkapitularen den neuen Erzbischof. Sehr gut war das und ein wichtiges Zeichen.

Wäre Rom wirklich eingeschritten?

Es bleibt aber die Frage: Wäre es doch möglich gewesen, ein echtes Auswahlgremium zu sein? Wäre Rom wirklich so unerbittlich gewesen, wenn wir gemeinsam über zwei Listen gesessen hätten?

Wir wissen es nicht. Ich bin mir aber sicher: Wir dürfen uns bei der Umsetzung unserer Zukunftsideen nicht von unseren Ängsten leiten lassen, sondern von der Hoffnung.

Wohin die Hoffnung führt

Unsere Hoffnung, die uns zu Segensfeiern für alle führt. Hoffnung, die uns ermöglicht, Liturgie, auch Eucharistiefeiern, geschlechtergerecht und partizipativ zu feiern. Hoffnung, die uns bei der Entwicklung zeitgemäßer Machtstrukturen leitet. Hoffnung, die hilft, uns wahrhaftig den Betroffenen sexualisierter Gewalt zu stellen.

Erzbischof Udo Bentz hat es mit wenigen Worten geschafft, eine Spur zu zeichnen, die von mehr Hoffnung und weniger Angst spricht. Ich habe den Eindruck, dass er uns 14 Laien, den vielen Menschen im Dom und den Gläubigen überall in unserem Bistum damit einen Horizont, einen neuen Himmel und eine neue Erde eröffnet hat, an denen wir sehr gerne mitbauen. Ich wünsche Erzbischof Udo Markus Bentz, dass er viele Menschen findet, die diese Spur mitgehen. Ich bin auf jeden Fall gerne dabei.

In unseren Gast-Kommentaren schildern die Autor:innen ihre persönliche Meinung zu einem selbst gewählten Thema. Sie sind Teil der Kultur von Meinungsvielfalt in unserem Medium und ein Beitrag zu einer Kirche, deren Anliegen es ist, die Zeichen der Zeit zu erkennen.

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