Franziskus: Alle sind berufen, zu verkündigen - und zu dienen

Papst: Ämter in der Kirche sind keine Privilegien oder Beförderungen

  • Papst Franziskus warnt davor, kirchliche Ämter als "Privilegien" oder "Beförderung" zu verstehen.
  • Die Berufung zur Verkündung umfasse alle Getauften, "die Geweihten, die Ordensleute und jeden Laien, Mann oder Frau".
  • "Wenn du in der Kirche jemanden triffst, der sich wegen seiner Berufung für etwas Besseres hält, dann bete für ihn, denn er hat noch nicht verstanden, wozu Gott ihn berufen hat."

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In der Debatte um Ämter und Aufgaben in der Kirche warnt Papst Franziskus davor, Ämter als "Privilegien" oder "Beförderung" zu verstehen. Bei der Generalaudienz am Mittwochmorgen sagte er, die Berufung zur Verkündung der Botschaft umfasse alle Getauften, "die Geweihten, die Ordensleute und jeden Laien, Mann oder Frau".

Franziskus berief sich auf die Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils, wonach es eine "Verschiedenheit der Ämter, aber eine Einheit des Dienstes" gebe. Diese Lehre zum Miteinander von Laien und Klerikern sei nicht bloß eine "strategische Anpassung an eine neue Situation", sondern habe einen eigenen Wert.

Keine "privilegierte Kategorien"

Die Verschiedenheit der von Gott verliehenen Geistesgaben dürfe nicht dazu führen, dass es "privilegierte Kategorien" gebe. In der Kirche Christi könne es keine Formen der Ungleichheit geben. Wenn die Berufung als "Beförderung" verstanden werde, die zu einem "Aufstieg" führe, sei dies "nicht christlich, sondern reines Heidentum". Die Berufung sei für Christen kein Ruf, sich höher zu stellen.

Auch jene, die von Christus berufen seien, andere zu lehren, zu weihen und ihnen Seelsorger zu sein, seien zu einem Dienst berufen. Unter allen bestehe Gleichheit der Würde.

Bischöfe und Priester: Keine höhere Würde

Bischöfe und Priester hätten nicht eine höhere Würde; vielmehr seien alle berufen, allen zu dienen. Wer sich in der Kirche für wichtiger halte als die anderen und hochmütig sei, gehe in die Irre. Dies sei nicht die Berufung, die Jesus gemeint habe.

Auch jene an den scheinbar höchsten Stellen der Kirche seien berufen, den anderen zu dienen und sich zu erniedrigen, betonte der Papst. "Wenn du in der Kirche jemanden triffst, der sich wegen seiner Berufung für etwas Besseres hält, dann bete für ihn, denn er hat noch nicht verstanden, wozu Gott ihn berufen hat."

Aussagen eines Interviews präzisiert

Mit seinen Ausführungen präzisierte der Papst Äußerungen in einem Interview. Der Zeitung "Il Fatto Quotidiano" hatte er gesagt, er träume von einer Kirche ohne Klerikalismus. Diese Haltung sei "das Schlimmste, was der Kirche passieren kann".

Klerikale Eitelkeit sei eine sehr ansteckende Krankheit, die der Kirche schade, wenn sie Priester, Bischöfe oder Kardinäle befalle. Noch schlimmer seien "klerikalisierte Laien". Sie seien eine Pest in der Kirche, die Laien sollten Laien bleiben.

Die Aussagen des Papstes sind auch für die Debatte in Deutschland relevant. Beim Synodalen Weg wurde die kirchenrechtliche Vorschrift, wonach in der katholischen Kirche nur Männer zu Priestern geweiht werden können, als Form der Benachteiligung und Ungleichheit kritisiert.

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