Acht Religionen beten gemeinsam um Frieden

Papst-Botschaft zum G20-Gipfel – Krawalle in Hamburg

Papst Franziskus ruft die Teilnehmer des laufenden G20-Gipfels in Hamburg zu „verantwortungsvoller Solidarität“ auf. Religionsvertreter mahnten erneut zu friedlichen Protesten gegen den Gipfel.

 

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Papst Franziskus ruft die Teilnehmer des laufenden G20-Gipfels in Hamburg zu „verantwortungsvoller Solidarität“ auf. Religionsvertreter mahnten erneut zu friedlichen Protesten gegen den Gipfel.

In einer an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) adressierten Botschaft fordert Franziskus „freien Durchzug“ für Flüchtlinge und Hilfe für Krisengebiete. Die Regierenden sollten „in jeder Phase der Umsetzung politischer Maßnahmen den Armen, den Flüchtlingen, den Leidenden, den Vertriebenen und den Ausgeschlossenen“ absoluten Vorrang einräumen, heißt es in dem am Freitag veröffentlichten Schreiben. Dies gelte „ohne Unterschied von Nation, Volkszugehörigkeit, Religion oder Kultur“.

 

Papst fordert von G20 unmittelbare Hilfe in Krisengebieten

 

Beim Thema Flüchtlinge fordert Franziskus „nicht traumatisierende Lösungen“, konkret nennt er „freien Durchzug“. Der Papst ruft zudem eindringlich zu Hilfe im Südsudan, am Tschadsee, am Horn von Afrika und im Jemen auf. Dort mangele es dreißig Millionen Menschen an Essen und Wasser zum Überleben. Er appelliert an die G20, jenen Völkern „unmittelbare Unterstützung zu geben“.

Erzbischof Stefan Heße sagte am Freitag im WDR-Radio zur Lage in Hamburg, er nehme die Wut wahr, die in der Luft liege. Es sei gut, dass die Menschen dies artikulieren könnten – dies müsse aber auf friedliche Weise geschehen. Seit Donnerstag kommt es im Umfeld des Gipfels zu Ausschreitungen mit Verletzten.

 

Erzbischof nimmt als Privatmann an Protesten teil

 

Heße betonte, es sei nicht Aufgabe der Kirche, Menschen vorzuschreiben, ob sie sich an Demonstrationen beteiligen sollten. Er selbst will am Samstag als Privatmann an der Protestkundgebung „Hamburg zeigt Haltung“ teilnehmen.

Am Donnerstagabend hatten Vertreter acht verschiedener Religionen um Frieden gebetet und die Staats- und Regierungschefs der G20-Staaten zum Einsatz für eine gerechte Welt aufgerufen. „Wir dürfen uns nicht damit abfinden, dass immer wieder Menschen anderen das Leben zur Hölle machen“, sagte die evangelische Bischöfin Kirsten Fehrs. Religionen seien „Boten der Hoffnung“.

 

Kritik an autonomen Gewalttätern

 

Fehrs nahm Bezug auf den Protestmarsch „Welcome to hell“: „Bekräftigen die autonomen Gipfelgegner nicht genau das, was sie zu bekämpfen vorgeben: die Hölle auf Erden?“

Das Friedensgebet wurde veranstaltet vom Interreligiösen Forum Hamburg und der Akademie der Weltreligionen. Vertreter von Protestanten, Katholiken, Muslimen, Juden, Buddhisten, Hindus, Aleviten und Bahai nahmen teil. Jeder zitierte Texte und Gebete aus seiner Tradition. Wolfram Weiße von der Akademie der Weltreligionen sagte, Religionen hätten die Pflicht, sich zu äußern, wenn die Welt bedroht sei.

 

Bei Beschlüssen „ohne die USA vorangehen“

 

Unterdessen mahnen Entwicklungshilfe-Organisationen die G20 zum Handeln. „Für einen konsequenten Klimaschutz müssen die Mitglieder der G20 notfalls auch ohne die USA als G19 vorangehen“, sagte der Vorsitzende des Dachverbands Venro, Bernd Bornhorst, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Bislang habe die Einheit der G20 vor allem darin bestanden, ein auf „Wachstum und Ausbeutung von Mensch und Natur begründetes Wirtschaftsmodell gemeinsam voranzutreiben“. Dieses Modell sei für viele Fehlentwicklungen verantwortlich.

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