Steyler Missionar leitet künftig Diözese Ji-Paraná in Brasilien

Pater Norbert Förster aus Kleve wird Bischof am Amazonas

  • Papst Franziskus hat den Steyler Missionar Norbert Förster zum Bischof der Diözese Ji-Paraná in Brasilien ernannt.
  • Seine Heimatpfarrei „Zur Heiligen Familie“ in Kleve freut sich auf die Bischofsweihe am 27. Februar.
  • 2022 will der Bischof seine Heimat besuchen.

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Die Meldung kam überraschend und löste größte Freude aus: Papst Franziskus hat den in Bonn geborenen und in Kleve aufgewachsenen Steyler Pater Norbert Förster zum Bischof der Diözese Ji-Paraná ernannt. Pater Förster wirkt seit 33 Jahren in Brasilien, davon 26 Jahre in Sao Paulo.

„Bis heute kommt es mir manchmal vor, als sei das Ganze ein Film. Aber in einem guten Monat werde ich wohl schon meine Zelte in Sao Paulo abbrechen und in die Diözese am Amazonas reisen. Am 27. Februar wird die Weihe sein, so Gott will“, schrieb Förster in einer E-Mail an Pfarrer Philip Peters von der Pfarrei „Zur Heiligen Familie“ in Kleve über die Tage nach seiner Ernennung. Seine Heimatgemeinde in Kleve wolle er 2022 besuchen, kündigte der künftige Bischof an.

 

Vorfreude in Kleve auf den Besuch

 

„Für uns hier in Kleve ist das natürlich eine große Sache. Wir alle hier freuen uns auf den Besuch“, sagt Peters. Auch Gemeindemitglied Judith de Haas ist begeistert von der Ernennung. Als Firmling habe sie den Pater bei einem Heimatbesuch kennen gelernt, als dieser spontan eine Firmkatechese hielt.

Als Jahre später aus einigen der Mädchen junge Mütter geworden waren, habe Norbert Förster bei einem Wiedersehen-Treffen der früheren Firmgruppe einen Gottesdienst mit Müttersegen gefeiert, erinnert sich die heute 40-Jährige an das beeindruckende Erlebnis und sagt: „Norbert Förster wird ein guter Bischof sein. Er ist sozial, mutig und steht für eine offene Kirche an der Seite der Menschen.“

 

Jugendgebetskreis in Materborn war prägend

 

Gottesdienstfeier einer Basisgemeinde mit Pater Norbert Förster. | Foto: pd
Gottesdienstfeier einer Basisgemeinde mit Pater Norbert Förster. | Foto: pd

In Kleve verbrachte der 60-jährige Norbert Förster seine Schulzeit. Regelmäßig nahm er an einem Jugendgebetskreis im Stadtteil Materborn teil. Bei dem Treffen sei auch der Steyler Missionar Bernd Lammerding dabei gewesen, der ihn für den Orden begeistert habe, berichtet Förster.

Der junge Mann ließ sich inspirieren von den Befreiungstheologen in Lateinamerika wie Leonardo Boff. Förster studierte Theologie in Münster und Trier, begann aber schon 1983 mit dem Noviziat bei den Steyler Missionaren in St. Augustin. Dort beendete er sein Studium und legte die ersten Gelübde ab.

1987 zog er nach Brasilien, lernte Portugiesisch und wurde zwei Jahre später Priester. Er schrieb eine Doktorarbeit über die sozialen Brennpunkte in Sao Paulo.

 

Flusspastoral am Rio Madeira

 

Es folgten eine Lehrtätigkeit an der Ordensfakultät mit Schwerpunkt „Urbane Pastoral“ und die Mitarbeit am ethnologischen Institut „Anthropos do Brasil“. 2012 zog es ihn ins Amazonasgebiet, wo er in der Diözese Humaitá missionarisch tätig war und Generalvikar wurde.

Von 2016 an war er in der Flusspastoral am Rio Madeira, einem Nebenfluss des Amazonas, tätig und betreute 70 Gemeinden längs des Flusses. 2019 holte seine Ordensprovinz ihn nach Sao Paulo zurück und wählte ihn in den Provinzrat.

 

„Eine Kirche, die die Armen schützt“

 

Die Steyler Missionare sehen die Ernennung von Norbert Förster als gutes Zeichen für die Erneuerung der Kirche. Pater Joachim Piepke, der den künftigen Bischof seit seiner Studienzeit kennt und selbst ein Brasilien-Kenner ist, sagt: „Es ist ein Zeichen der Zeit, dass Papst Franziskus Männer zu Bischöfen ernennt, die die prekäre Situation in ihren Diözesen kennen, mit den von der Gewalt Betroffenen gelebt haben und die kapitalistische Gewaltökonomie in Frage stellen.“

Unter früheren Päpsten hätte man sie als Kommunisten abgestempelt, heute verträten sie offiziell eine Kirche, die sich für den Schutz der Umwelt und der mit ihr verwachsenen Menschen einsetzt, sagt Pater Piepke: „Norbert Förster vertritt eine neue Kirche, die sich nicht scheut, die Mächtigen prophetisch anzuklagen und die Armen zu beschützen.“

Im Amazonas-Bistum Ji-Paraná, flächenmäßig so groß wie Ungarn, leben nach Vatikanangaben gut eine halbe Million Katholiken, was 60 Prozent der Bewohner entspricht. Die Wirtschaft des Bundesstaates Rondonia, in dem Ji-Paraná liegt, ist vor allem durch die Nutzung des Regenwaldes für die Landwirtschaft und die Ausbeutung von Bodenschätzen geprägt.

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