Aufklärung über Hygienemaßnahmen und Versorgung mit Lebensmitteln

Halterner helfen im Corona-Epizentrum Brasilien

Der Halterner Verein „Brasilien-Cooperative-Haltern“ hat in Brasilien die Hilfskampagne „Cesta Básica“ ins Leben gerufen, um die Bewohner eines Elendsviertels während der Corona-Krise vor dem Schlimmsten zu bewahren. Das größte Problem: Fake News.

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Lateinamerika ist das neue Epizentrum der Corona-Pandemie. Rund eine Million Menschen sind offiziell infiziert. Die Dunkelziffer könnte wegen fehlender Testkapazitäten laut Experten acht Mal so hoch sein. Besonders schwer ist Brasilien mit knapp 30.000 Toten betroffen, meldet der Evangelische Pressedienst (epd).

Diese Entwicklung verfolgt auch der Halterner Verein „Brasilien-Cooperative-Haltern“ mit großer Sorge. Seit über 35 Jahren engagieren sich 30 ehrenamtlich tätige Menschen für sozial benachteiligte Menschen in Brasilien. Die Initiative geht zurück auf den Franziskaner-Pater Arnold Stock. Bis heute konnten bereits 20 soziale Projekte unterstützt werden. Zusammen mit ihren Projektpartnern in Salvador haben sie jetzt die Hilfskampagne „Cesta Básica“ ins Leben gerufen, um die Bewohner eines Elendsviertels während der Corona-Krise vor dem Schlimmsten zu bewahren. Das teilte Bernd Kemper, erster Vorsitzender Brasilien-Cooperative-Haltern, in einem Schreiben an „Kirche-und-Leben.de“ mit. Er ist seit seinen Studentenzeiten in dem Verein engagiert.

 

Hilfe zur Selbsthilfe mit gebrauchten Möbeln fällt jetzt weg

 

Besonders schlimm sei die Situation in den Favelas wie Novos Alagados, ein Elendsviertel an der Peripherie der Millionenstadt Salvador. Hier leben die Familien auf relativ kleiner Fläche, eingeengt in kleinen Hütten: „Das Infektionspotential ist groß, weil Abstandsregeln und Hygienemaßnahmen nicht eingehalten werden können. Es gibt hier auch keine Krankenhäuser, und schon gar keine Intensivbetten“, so Kemper.

Bisher lief die Arbeit bei den Projektpartnern der Halterner gut: Der Verein namens Emaús Novos Alagados übernimmt dank Unterstützung der Halterner seit  2011 das Recycling. Es werden in den besseren Stadtvierteln gebrauchte Dinge wie Kleidung, Möbel, Elektrogeräte und vieles andere mehr eingesammelt: „Was die Ober- und Mittelschicht wegwerfen würde, hat in einer Favela durchaus noch einen Wert. Die eingesammelten Sachen werden gesäubert und falls notwendig in eigenen Werkstätten repariert“, schreibt Bernd Kemper.

Für den Aufbau und die Einrichtung der Werkstätten hat der Halterner Verein vor fünf Jahren einen Zuschuss des BMZ (Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit) bekommen. Jeden Samstag findet ein Basar statt und alle Second-Handwaren werden den Favela-Bewohnern von Novos Alagados zu günstigen Preisen angeboten. Mit dem Erlös dieser Arbeit werden die sozialen Projekte von Emaús unterstützt: das Jugendzentrum Cluberê, ein Kindergarten und eine Schule. Das falle aufgrund von Corona nun aus.

 

Große Bedrohung durch „Fake News“: Haustiere ausgesetzt

 

Bei der aktuellen Hilfskampagne handelt es sich um sogenannte „Cestas Básicas“: „Das sind Care-Pakete mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln im Wert von etwa 20 Euro, die ausreichen, um eine vierköpfige Familie eine Woche lang zu versorgen.“ Zunächst seien verschiedene Teams gebildet worden. Diese bestehen größtenteils aus den Erzieherinnen, die in der projekteigenen Schule und dem Kindergarten arbeiten. Alle Beteiligten wurden gründlich vorbereitet, und zwar nicht allein in Sachen Hygienemaßnahmen.

Das größte Problem seien „Fake News“: „Schon zu Beginn der Corona-Krise trennten sich einige Favela-Bewohner von ihren Haustieren, weil sie dachten diese seien Überträger des Corona-Virus. Hunde wurden an Laternenpfähle gebunden, in der Hoffnung, es werde sich schon jemand um sie kümmern. Andere brachten Gerüchte in Umlauf, dass Alkohol gegen Corona helfen könnte.“ Die Verteilung der Hilfspakete werde daher auch dazu genutzt, um die Menschen aufzuklären und zu informieren.

Nähere Informationen auf der Internetseite des Vereins.

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