Familie aus Emsdetten verkauft seit 33 Jahren gestiftete Eier für einen guten Zweck

Wie 90.000 Ostereier aus Rosendahl Schülern in Tansania helfen

  • Der Hof Althues aus Rosendahl stiftet die Ostereier, Familie Lülf aus Emsdetten verkauft sie für den guten Zweck. Das geht seit 33 Jahren so.
  • Mit dem Erlös wird eine Berufsschule in Tansania unterstützt. Was mit zwei Nähmaschinen und Sargbau begann, ist heute die Prüfungsschule des afrikanischen Landes.
  • Das Emsdettener Projekt finanziert die Ausstattung, das Land Tansania stellt die Lehrer. So bekommen Schüler eine Perspektive: 95 Prozent haben nach ihrem Gesellenbrief einen Job.

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„Sieben Kisten sind schon weg!“ Mit so einem schnellen Umsatz hat Josef Lülf in der Pandemie nicht gerechnet: „Sonst verkaufen wir die Eier immer nach den Gottesdiensten, jetzt mussten die Leute zu uns vor die Haustür kommen.“ Aber auch das lief gut: Seit 33 Jahren verkauft Familie Lülf aus Emsdetten gefärbte Ostereier für einen guten Zweck.

Für 50 Cent das Stück gibt diese Aktion Berufsschülern in Tansania eine Perspektive. „3.600 Eier sind es etwa jedes Jahr“, berichtet Josef Lülf nicht ohne Stolz. Die Ostereier bekommt der Emsdettener kostenlos von Henrik Althues. Bereits dessen Vater, der Eierproduzent Carlo Althues aus Rosendahl-Holtwick, hatte das Projekt unterstützt und seitdem 90.000 farbige Eier gestiftet.

 

Ostereier finanzieren Schulausbildung

 

Der Erlös fließt in das „Projekt Christopher“ der Kirchengemeinde St. Pankratius Emsdetten. Ursprünglich angesiedelt in der ehemaligen Pfarrei Heilig-Geist, wird damit seit 40 Jahren die Handwerkerschule „Mawella Vocational Training Centre (MVTC)“ nördlich der Stadt Moshi in Tansania, am Fuße des Kilimandscharo, getragen.

„Hier liegt die entscheidende Schnittstelle für die Schüler, die nicht das Abitur machen und studieren können, eine Lebensperspektive zu bekommen. Die jungen Menschen brauchen ihr Land nicht zu verlassen und ihr vermeintliches Heil in Europa zu suchen, weil sie in ihrer Heimat selbst etwas erreichen können“, beschreibt Josef Lülf den Ansatz des Projekts. Der pensionierte Gymnasiallehrer und ehemalige Leiter der Volksschule Saerbeck-Greven-Emsdetten hat sich gemeinsam mit seiner Frau Maria dem Projekt verschrieben und es 1978 mit dem damaligen Pfarrer der Gemeinde Mawella, Christopher Okoth, ins Leben gerufen.

 

Bau von Särgen als Wirtschaftsfaktor

 

Das „Projekt Christopher“
Hier geht es zu der Internetseite.

„Die nahegelegene Stadt übte einen großen Reiz aus“, erfuhr der Geographie- und Sportlehrer auf einer Studienreise in Tansania. Junge Mädchen drohten in die Prostitution abzurutschen und Jungen in die Straßenkriminalität. Was her musste, war eine Schule vor Ort, in der die Jugendlichen einen Beruf erlernen konnten. „Mit zwei Nähmaschinen fing es an, diese versandten wir noch über den Bischof von Moshi“, erinnert sich Lülf.

Die Aufgaben wurden klar verteilt: Das Land Tansania stellt die Lehrer, das Projekt Christopher finanziert jährliche Investitionen von 40.000 bis 50.000 Euro, zum Beispiel den Bau von Schulgebäuden sowie Maschinen und Handwerkszeug. Bis 2001 wurden noch ganze Container, gepackt von Ehrenamtlichen der Gemeinde Heilig Geist, nach Moshi geschickt.

Zu Beginn wurden vor allem Tischler ausgebildet: „Das hört sich makaber an, aber in der Region wurden und werden Särge gebraucht“, berichtet Lülf. Viele Familien werden durch die todbringende Krankheit Aids auseinandergerissen. 30 bis 40 Tote werden immer noch wöchentlich aus dem nahegelegenen Krankenhaus herausgetragen – in den Särgen, die ehemalige Auszubildende der Handwerkerschule gezimmert haben.

 

Schritt in die Zukunft mit Photovoltaik-Anlagen

 

Im engen Austausch mit den Verantwortlichen vor Ort entwickelte Josef Lülf, der monatlich die Bilanzen der Schule prüft, das Projekt weiter. Dazu reist das Ehepaar regelmäßig in die Region. Über zwei Jahre werden neben Schneidern, Schlossern und Maurern jetzt vor allem Elektrotechniker und KFZ-Mechaniker ausgebildet. Die Voraussetzungen dafür haben sich verbessert, denn die Bevölkerungszahl der nahegelegenen Stadt Moshi ist seit den 80er Jahren von 70.000 Einwohnern auf etwa 200.000 angestiegen. 17 Gebäude umfasst die Handwerkerschule, sowie eine kleine Plantage für den Anbau von Vanillepflanzen. Dazu kommen zwei Internate, die unter anderem Kinder aufnehmen, die ihre Eltern durch Aids verloren haben und durch Schulpatenschaften finanziert werden. Mittlerweile ist die Einrichtung aufgrund der guten Ausstattung Prüfungsschule der tansanischen Handwerkskammer geworden.

„Drei junge Mädchen haben gerade ihren Gesellenbrief in der Tasche. Sie mieten einen Shop, indem sie Solarpanels für Handys und Radios verkaufen und Elektronik reparieren“, berichtet der 75-Jährige. „Wir wollen die jungen Leute ermutigen, ,tut euch zusammen, macht euch selbstständig, dann braucht ihr nicht mehr von der Hand in den Mund zu leben.‘ “ Etwa 95 Prozent der Jugendlichen sind nach ihrem Abschluss in einem bezahlten Job tätig: „Eine hervorragende Quote“, freut sich Lülf.

Nicht zuletzt dank deutscher Ostereier aus Rosendahl und Emsdetten.

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