Ortspfarrer stimmt tridentinischem Ritus "mit Bauchschmerzen" zu

Petrus-Bruder feiert Primiz als „alte Messe“ - Gemeinde Uedem irritiert

  • Ein aus Uedem stammender Neupriester der Petrusbruderschaft wird seine Primiz in seiner Heimat im tridentinischen Ritus feiern.
  • Frauen dürfen dabei keine liturgische Aufgabe übernehmen.
  • Die Primiz für Irritationen in der Pfarrei. Der Pfarrer hat "mit Bauchschmerzen" zugestimmt.

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Auf Latein, mit dem Rücken zum Volk und ohne Frauen im Altarraum: Die Primiz eines Mitglieds der traditionalistischen Priesterbruderschaft St. Petrus im vorkonziliaren Ritus sorgt im niederrheinischen Uedem für Irritation. In der zur Pfarrei St. Franziskus gehörenden Kirche Heilige Familie in Uedemerbruch soll am kommenden Sonntag (31. Juli) eine solche „Alte Messe“ gefeiert werden.

Es geht um die Primizfeier von Pater Daniel Bruckwilder, der in Uedemerfeld, einem Ortsteil von Uedem, aufgewachsen ist. Er machte sein Abitur in Kalkar und studierte zunächst Maschinenbau. Später zog er in die Schweiz, trat dort in die Petrusbruderschaft ein und studierte Theologie. Die Gemeinschaft entstand 1988 als Reaktion von einstigen Mitgliedern der Priesterbruderschaft St. Pius, welche die unerlaubten Bischofsweihen ihres Gründers, des französischen Erzbischofs Marcel Lefebvre, nicht mittragen wollten. 

Nach Aussage der Bruderschaft hat Bruckwilder in Zürich „die Liebe zur heiligen Messe, die Liebe zur traditionellen Liturgie und eben auch seine priesterliche Berufung entdeckt“. Am 18. Juni wurde er von Erzbischof Wolfgang Haas aus Vaduz im schweizerischen Türkeim zum Priester geweiht.

Bischof Genn muss nicht zustimmen

Eigentlich hatte Papst Franziskus die Feier der Eucharistie im tridentinischen Ritus deutlich eingeschränkt und in Pfarrkirchen als dauerhafte Einrichtung komplett untersagt. Dass die Primiz in Uedemerbruch nun als „Alte Messe“ gefeiert werden kann, hängt mit Bruckwilders Mitgliedschaft in der Petrusbruderschaft zusammen. Sie ist durch päpstliches Dekret befugt, im vorkonziliaren Ritus Gottesdienst zu feiern, erläutert Pater Stefan Dreher, Distriktoberer der Gemeinschaft für den deutschsprachigen Raum, im Gespräch mit "Kirche-und-Leben.de". Da müsse der Diözesanbischof, in diesem Fall Bischof Felix Genn, nicht gesondert seine Zustimmung geben.

Das sehe anders bei Priestern des Bistums aus, erklärt Reinhild Ahlers, Leiterin der Abteilung Kirchenrecht im Bischöflichen Generalvikariat. Sie bräuchten eine Genehmigung, um in diesem Ritus zelebrieren zu dürfen.

Dass bei der Primiz am Sonntag keine Frauen liturgische Dienste übernehmen werden, bestätigt Distriktoberer Dreher. Seine Erklärung: Die Messe werde als sogenanntes levitiertes Hochamt zelebriert. Dazu gehöre, dass ein Diakon das Evangelium und ein Subdiakon die Lesung vortrage. Außerdem seien nur männliche Ministranten erwünscht, so Dreher weiter.

Ortspfarrer stimmt „Alter Messe“ zu

Allerdings muss der Ortspfarrer zustimmen, wenn in einer Kirche seiner Pfarrei eine Liturgie im alten Ritus gefeiert werden soll. Diese Zustimmung habe er "mit Bauchschmerzen" gegeben - „Daniel Bruckwilder und seiner Familie zuliebe“ und wegen des familiären Hintergrunds bewusst nur für Uedemerbruch, erklärt Pfarrer Berthold Engels auf Anfrage von "Kirche-und-Leben.de". Für die Pfarrkirche St. Laurentius oder die Kirche St. Jodokus in Keppel hätte er das Okay nicht gegeben, sagt er. Da fehle jeder Bezug.

Er habe sich gesagt, wenn Bruckwilder nun einmal in diesem Ritus geweiht worden sei, müsse die Primizfeier ebenfalls so stattfinden – mit Mundkommunion und ohne Frauen im Altarraum. Kompromisse seien nicht möglich gewesen. Die Initiative sei von dem Neupriester ausgegangen, so Engels. An der Feier werde nur eine kleine Gruppe teilnehmen: Familie, Freunde und viele von außerhalb. „Es hat in der Gemeinde keine Diskussion über die Feier gegeben“, erklärt der Pfarrer.

Diskussion in der Gemeinde

Das sieht Steffi Bornheim, Mitglied des Uedemer Pfarreiteams, anders. In der Gemeinde gebe es durchaus unterschiedliche Meinungen zu der Primizfeier. Sie betont jedoch: „Auch wenn alles auf Latein sein wird, der Ritus sehr speziell und nicht meine Form der Liturgie ist: Wir sind ein tolerantes Land.“

Wie Pfarrer Engels werde auch sie die Primizfeier besuchen, sagt Bornheim. „Daniel Bruckwilder zuliebe.“ Er habe sie sogar gefragt, ob sie die Lesung vortragen wolle. Aber da der Text auf Latein vorgetragen werden sollte, habe sie abgelehnt. „Ich kenne die Sprache nicht, das war mir zu schwierig“. Dass statt eines Subdiakons eine andere Person - auch eine Frau - die Lesung vortragen könne, bestätigt der Distriktobere Stefan Dreher. Dies könne der Primiziant selbst entscheiden.

Bistum: Information wäre "nett" gewesen

Aus Sicht von Kirchenrechtlerin Reinhild Ahlers kann die Primizfeier im tridentinischen Ritus wie geplant stattfinden, doch nach der päpstlichen Einschränkung der „Alten Messe“ sei eine Meldung an das Bistum zumindest „nett“ gewesen, erklärte sie gegenüber "Kirche-und-Leben.de".

Immer wieder nämlich stehen Mitglieder der Petrusbruderschaft in der Kritik, zuletzt in Recklinghausen, wo sich ein Mitglied in Predigten gegen "Impfzwang", "Genderismus" und "Unzuchtpropaganda" geäußert hatte und schließlich abgezogen wurde.

Bistum war nicht informiert
Über die geplante Heimatprimiz im tridentinischen Ritus war das Bistum Münster vorab nicht informiert. Das erklärte die Bischöfliche Pressestelle auf Anfrage von "Kirche-und-Leben.de". Gleichwohl sei den Angehörigen der Petrusbruderschaft eine solche Form der Feier per Errichtungsdekret erlaubt.

Die Pressestelle betont, laut jüngstem Erlass von Papst Franziskus sei die nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil eingeführte Liturgie die "eigentliche Form der Zelebration". Bischof Felix Genn habe tridentinische Feiern im Bistum nur in St. Aegidii Münster, St. Antonius Kranenburg und in der Kerzenkapelle in Kevelaer zugelassen. | jjo., 1. August

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