2. Platz: Ehrenamtspreis des Bistums Münster 2022

„Pony-Station Toni Hämmerle“ Ahlen: Wo Kinder trotz Handicap reiten

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Mit dem Ehrenamtspreis des Bistums Münsters zeichnen das Bistum, das Diözesankomitee und „Kirche-und-Leben.de“ beispielhafte, innovative oder nachhaltige Initiativen und Projekte aus. Vor der Preisverleihung am 18. September stellen wir die diesjährigen Preisträger nochmal vor. Der zweite Platz geht an die „Pony-Station Toni Hämmerle“ in Ahlen.

„Wenn ich hier bin, fühle ich mich wie zuhause.“ Mit einem Lächeln streicht Sven Schulz mit der Bürste dem Haflinger Adamo über die Kruppe. Er besucht täglich seinen vierbeinigen Freund auf der „Pony-Station Toni Hämmerle – Hilfswerk für behinderte Kinder“ in Ahlen. Seit 1970 ist die ehemalige Hofstelle, die dem Verein von der Stadt Ahlen kostenfrei zur Verfügung gestellt wird, Anlaufpunkt für Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderung, die gerne reiten möchten.

Gelebte Inklusion mit tierischem Kontakt

Der Reiterhof ist nach Toni Hämmerle, einem blinden Komponisten zahlreicher deutscher Schlager benannt, der eine Schule für blinde Menschen in Paderborn unterstützte. Als das beliebte Pony „Toni“ von dort umziehen musste, war dies der Start für das Hilfswerk in Ahlen. Zielgruppe der gemeinnützigen Arbeit sind in erster Linie Kinder und Jugendliche mit körperlichen, geistigen sowie Mehrfachbehinderungen: „Wir haben schon Inklusion betrieben, als noch keiner wusste, was das heißt“, sagt Thorsten Pälmke vom Vereinsvorstand mit einem Lächeln.

Das Angebot soll blinden, hörgeschädigten, spastisch gelähmten Kindern oder Kindern mit Down-Syndrom den Kontakt zu Tieren ermöglichen: „Wir bieten kein therapeutisches Reiten an. Wir haben nur besonders liebe und ruhige Ponys“, erläutert Pälmke. Der Verein arbeitet mit vielen Behinderten-Organisationen, Selbsthilfegruppen und betroffenen Familien über die Stadtgrenze hinaus zusammen.

Einfach Freude geben

Informationen zu dem Ahlener Hilfswerk für behinderte Kinder: www.pony-station.de

„Freude geben heißt Freude erleben“, lautet der Wahlspruch des Vereins, der über das Reitangebot hinaus ein jährliches Sommerfest und den inklusiven Kinderkarneval mit 700 Teilnehmern in Ahlen organisiert: „Wir tragen uns über rein ehrenamtliches Engagement und Spenden“, betont Thorsten Pälmke. Der jährliche Etat liegt bei 10.000 Euro, das meiste Geld geht für die Ponys drauf. „Im vorherigen Winter hatten zwei Tiere eine Kolik, die Behandlungskosten schlagen schnell mit 4.000 Euro zu Buche“, berichtet Pälmke.

Die sechs Ponys werden von etwa 30 Kindern und jungen Menschen gepflegt, per Handymessenger werden Verabredungen getroffen oder Fütterungsdienste zugeteilt. „Wir haben Rechte, aber auch Pflichten“, sagt Sven Schulz, der als Schreiner bei den Freckenhorster Werkstätten arbeitet und in seiner Freizeit auf der Pony-Station mit anpackt.

Freundschaften entstehen

Im Säuglingsalter musste er aufgrund von zu viel Hirnwasser operiert werden. Kürzlich war sein Ventil am Kopf wieder verstopft. Thorsten Pälmke, der auch sein gesetzlicher Betreuer ist, stand ihm zur Seite: „Das beruht aber auf Gegenseitigkeit“, betont der Bankkaufmann.

Sven Schulz hatte keine Mühen gescheut und ihn mit öffentlichen Verkehrsmitteln ebenfalls nach einer Operation im Krankenhaus besucht. „Uns verbindet eine Freundschaft“, sagen beide. Eine Freundschaft, die mit der Pony-Station ihren Anfang nahm. „Heute komme ich mit meinen eigenen Kids her“, sagt Thors­ten Pälmke lächelnd. Freude geben heißt eben Freude erleben.

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