ZdK-Präsidentin: Riss zwischen Woelki und den Gläubigen ist tief

Razzia im Erzbistum Köln – Staatsanwalt: Wir hatten keine Alternative

  • Nach der Razzia im Erzbistum Köln sieht die Staatsanwaltschaft ihr Vorgehen als alternativlos an.
  • Um die Vorwürfe gegen Kardinal Rainer Maria Woelki aufzuklären, habe es keine andere Möglichkeit zu den Durchsuchungen gegeben, sagte Oberstaatsanwalt Ulf Willuhn.
  • Er betonte die Unschuldsvermutung und die Ergebnisoffenheit der Untersuchung

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Nach der Razzia im Erzbistum Köln sieht die Staatsanwaltschaft ihr Vorgehen als alternativlos an. Um die stark beachteten Vorwürfe gegen Kardinal Rainer Maria Woelki aufzuklären, habe es keine andere Möglichkeit zu den Durchsuchungen der Gebäude des Erzbistums und seiner E-Mail-Dienstleister gegeben, sagte Oberstaatsanwalt Ulf Willuhn vor Journalisten. Die zuvor zahlreich vernommenen Zeugen hätten "uns nicht wirklich viel weiter gebracht".

Willuhn sagte, die Staatsanwaltschaft stehe noch am Anfang der Ermittlungen, auch wenn das Verfahren gegen Woelki schon länger dauere. Zudem betonte der Oberstaatsanwalt die Unschuldsvermutung und die Ergebnisoffenheit der Untersuchung: "Wir wissen nicht wirklich, wo die Reise hingeht."

Noch keine Aussage zur Dauer der Auswertung

An der Razzia auf richterliche Anordnung waren Willuhn zufolge neben 30 Polizistinnen und Polizisten vier Staatsanwältinnen und Staatsanwälte beteiligt. Über den Umfang des sichergestellten Materials und des Datenvolumens könne er derzeit genauso wenig sagen wie über die Dauer der anstehenden Auswertung.

Hintergrund der Razzia sind Ermittlungen gegen Woelki wegen des Vorwurfs des Meineids und möglicher falscher eidesstattlicher Versicherungen. Sie beziehen sich auf den Umgang des Kardinals mit zwei Priestern, denen sexueller Missbrauch vorgeworfen wird. Am Dienstagmorgen hatten Staatsanwaltschaft und Polizei vier Orte in Köln und je einen in Kassel und Lohfelden (Hessen) durchsucht, darunter die Geschäftsräume des E-Mail-Dienstleisters der Erzdiözese.

ZdK: Riss in Köln ist tief

Derweil bekundet das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) Zweifel am juristischen Kampf Woelkis um seinen Ruf. Zwar sei es gut, wenn jedem Menschen in einer demokratischen Gesellschaft dieser Weg offen stehe, sagte Präsidentin Irme Stetter-Karp der Katholischen Nachrichten-Agentur. "Ob es ein Weg ist, um damit das Vertrauen vieler Menschen zurückzugewinnen, bezweifle ich. In Köln ist der Riss zwischen Kardinal und Gläubigen tief."

"Offenbar gibt es einen Verdacht und damit Aufklärungsbedarf", sagte Stetter-Karp zu den Durchsuchungen. "Das neuerliche fatale Signal aus Köln ist: Aufarbeitung gelingt nur, wenn Staatsanwaltschaften eingreifen." Die ZdK-Präsidentin kritisierte erneut, dass Papst Franziskus noch nicht über das von ihm verlangte Rücktrittsgesuch Woelkis befunden hat.

Update 16.30 Uhr: Reaktion ZdK

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