Friedel Theismann bereitet Abschied vor

Seit 1981 dabei: Rheines „Mr. Krippe“ legt Aufbau in jüngere Hände

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Friedel Theismann war viele Jahrzehnte für den Aufbau der Krippe in der Basilika in Rheine verantwortlich. Nach der Corona-Pause möchte er sich langsam zurückziehen – allerdings nicht, ohne potenzielle Nachfolger einzuarbeiten. Ein Besuch beim Krippenteam.

Wie viele Meter Dachlatten es genau sind? Friedel Theismann hat nie nachgerechnet: „Viele auf jeden Fall.“ Sie bilden das Holzgerüst für die Krippenlandschaft in der Krypta der Basilika in Rheine.

Nach drei Jahren Corona-Pause ist das ehrenamtliche Team der Pfarrei St. Antonius seit November wieder schwer damit beschäftigt, die biblische Weihnachtsgeschichte mit Figuren vom Kind in der Krippe, Hirten und Engeln nachzustellen.

Seit 1981 für Aufbau verantwortlich

Einige neue Gesichter sind in diesem Jahr zum Team dazugestoßen. Theismann, der seit 1981 für den Aufbau verantwortlich ist, möchte sich mit seinen 77 Jahren langsam zurückziehen – allerdings nicht, ohne seine Nachfolger bis in die klitzekleinsten Details einzuarbeiten. Denn die Krippe war und ist für den ehemaligen Sakristan eine Herzenssache. 

Warum? Theismann erinnert sich gut, was ihn alle Jahre wieder besonders motiviert hat. Ihn nervt bis heute der Rummel in der Adventszeit: „Weihnachten ist keine Erfindung der Werbung, sondern ein Geschenk Gottes, mit dem alles angefangen hat.“ Eben diese Botschaft ist ihm wichtig. Sie rüberzubringen, darum soll es auch künftig gehen.

Wertvolle Tipps für das Krippenteam

Ein paar hundert Quadratmeter Papier haben Guido, Robert und die anderen für die Landschaft im Gewölbekeller unter der Kirche bereits zugeschnitten und an den Holzlatten festgetackert. Stets unter den wachsamen Augen von Friedel Theismann, der den Neulingen wertvolle Tipps und Kniffe verrät. Davon hat er reichlich, ist Guido Robert ziemlich beeindruckt.

In den zurückliegenden 40 Jahren hat es vor Weihnachten für Theismann kaum einen Tag gegeben, an dem er sich nicht mit Engeln, Hirten und Königen in der Krypta verkrochen hat. Weil die meisten seiner Helfer berufstätig sind, trifft sich das neu formierte Krippenteam zurzeit meist freitagnachmittags und samstags.

Jedes Jahr ein anderes Bild

Bis Weihnachten müssen die Beteiligten ordentlich Gas geben, Zeit fürs Plaudern bleibt da nicht. Einmal im Monat ist zudem – auch außerhalb des Dezembers –  „Brainstorming“ angesagt, ein Arbeitstreffen, bei dem das ganze Jahr hindurch krippentechnisch gefachsimpelt wird.

Zwar gibt es einen festen Bauzeitenplan, alles andere ist aber nicht festgelegt: „Da ist Kreativität gefragt“, fordert Theismann sein Team auf, mit zu überlegen, wie die Krippe in diesem Jahr aussehen soll. Den Besuchern zeigt sich jedes Mal ein anderes Bild.

Alt-Zivi wieder dabei

Im Mittelpunkt steht die Geburt des Gottessohnes – darüber wird nicht diskutiert. Zwischendurch hocken sich die Aktiven beim Aufbau immer wieder hin, um die Perspektive der Kinder einzunehmen. Schließlich werden diese zahlreich erwartet.

Marcel Dorsten hat schon vor 20 Jahren als Zivildienstleistender beim Krippenaufbau geholfen. Nun hat er sich zurückgemeldet: „Es wäre doch zu schade, wenn es diese beeindruckende Krippenlandschaft nicht mehr geben würde.“

Messdiener-Leiter selbstverständlich dabei

Florian Schön von der Messdiener-Leiterrunde kennt Weihnachten nur mit Krippe in der Krypta – von den Corona-Jahren mal abgesehen. Für den 22-Jährigen ist sein Engagement beim Aufbau eine Art innere Verpflichtung, auch wenn er, wie er schmunzelnd zugibt, handwerklich untalentiert sei. Aber anpacken, das kann er.

Während die anderen in den Katakomben verschwinden, um Tische zu schleppen, will Friedel Theismann noch auf eines hinweisen, was bei der Rheiner Krippe nicht fehlen darf: das Kreuz.

„Krippenengel“ gesucht

„Wir wollen den Leuten damit nicht die Stimmung vermiesen“, betont er, „aber die Geschichte ging nun mal weiter.“ Ein Hinweis auf Jesu Tod und Auferstehung gehört für ihn dazu: „Uns geht es um das Verkünden des Evangeliums, nicht um Folklore.“

Wenn Theismann in der Vergangenheit gefragt wurde, wann denn die „Krippenshow“ eröffnet wird, blieb er freundlich, aber bestimmt: „Eine Krippe wird nicht besichtigt, sondern besucht.“ Ein feiner Unterschied. Es werde gemeinsam gebetet und gesungen. Technischen Firlefanz, darauf legt der Chef-Bauherr Wert, gibt es nicht: „Hier geht es ums Theologische.“

Damit die Botschaft von Weihnachten weiter in die Welt ausstrahlt, sucht die Pfarrei St. Antonius übrigens noch  „Krippenengel“, die die Besucher zu den Öffnungszeiten begleiten.

Öffnungszeiten
Vom 25. Dezember bis zum 21. Januar ist die Krippe in der Basilika in Rheine täglich von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Silvester (31. Dezember) bleibt die Krippe geschlossen.

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