Einladung zur Tischgemeinschaft im Oldenburger Land

Service mit Vorbildcharakter: das Agapemahl der Malteser

  • Die Tradition des Agapemahls aus der Urkirche haben die Malteser im Oldenburger Land im 21. Jahrhundert neu aufgegriffen.
  • Ihren Kunden beim Malteser Menüservice bieten sie zum Osterfest einen besonderen Service an. 
  • Sie laden sie Gründonnerstag zu Tischgemeinschaften ein.

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Am Anfang stand die Currywurst. Die Malteser haben schon lange alte und Menschen mit Behinderung im Alltag betreut, früher noch mit Zivildienstleistenden. Denen fiel oft auf: In diesem Haushalt wird es mittags kein warmes Essen geben. Dann gingen die jungen Männer einfach mal eben zum Imbiss und holten für die alten Menschen Pommes mit Wurst.

Nach der Rückkehr berichteten sie in der Malteser-Dienststelle. Die Fachleute dort kamen ins Nachdenken und schufen Abhilfe. „Das war die Geburtsstunde von Essen auf Rädern“, sagt Martin Bockhorst. 1975 war das. Das Essen wurde von örtlichen Krankenhäusern zu den Kunden gebracht. „Komplett ehrenamtlich“, betont Bockhorst.

Soziale Dienste der Malteser entwickelt

Bockhorst gehörte zu diesen Fachleuten, er war damals Referent für soziale Dienste bei den Maltesern in oldenburgischen Teil des Bistums Münster. Inzwischen ist er stellvertretender Bezirksgeschäftsführer dort und hat die sozialen Dienste der Malteser weiterentwickelt, den Hausnotruf etwa von anfangs 17 auf heute 4600 Kunden.

Auch das Angebot des Malteser-Menüservice, wie „Essen auf Rädern“ heute heißt. Gut 500 beziehen diesen Dienst in der Region heute. Sie können wählen zwischen sieben Preisstufen von 5,50 bis 11,60 Euro und Sonderzubereitungen. Sie können sich das Essen im Vorrat tiefgekühlt oder täglich heiß liefern lassen. Die Malteser bieten auch kleine Tiefkühlschränke zum Lagern und kleine Öfen zur Zubereitung an.

Mehr als nur ein Dienstleister

Ostergruß zum Agapemahl beim Malteser Menüservice: Grußkarte, Hirtenwort und Osterkerze. | Foto: Franz Josef Scheeben
Ostergruß zum Agapemahl beim Malteser-Menüservice: Grußkarte, Hirtenwort und Osterkerze. | Foto: Franz Josef Scheeben

Die wirtschaftliche und technische Seite des Dienstes klappt, dafür sorgt Martin Bockhorst Tag für Tag. Aber das war ihm nie genug. „Wir sind ja ein christlicher Wohlfahrtsverband“, sagt er. „Das muss sich auch irgendwo zeigen.“ Bockhorst suchte nach Zeichen, wie die Malteser zeigen könnten, „dass wir nicht ein Dienstleister sind wie jeder andere“. Ein Ansatzpunkt: Grußkarten für die Kunden.

Die verschickt jeder Anbieter „mit freundlichen Grüßen“ üblicherweise zum Weihnachtsfest. Zu wenig für Martin Bockhorst. Er überlegte, zu Festen im Jahreskreis der Kirche Grüße zu schicken, zu Pfingsten, zum Beginn des Advents. Und zu einem christlichen Hochfest wie Ostern überlegte er ein besonderes Angebot.

Die eigene Kerze am Gründonnerstag

Seit 2002 erhält jeder Kunde im Malteser Menüservice am Gründonnerstag eine Osterkerze im nicht brennbaren Becher, eine besondere Osterkarte, ein geistliches Grußwort eines Malteser-Seelsorgers, ein Grußschreiben der örtlichen Pfarrgemeinde. Und als eigenes Zeichen: kostenlos ein besonderes Menü.

Den Gründonnerstag hat Martin Bockhorst bewusst gewählt. Bis hin in Kleinigkeiten: „Mit unserer Kerze war es den Tischgästen möglich, sich Ostern beim Fernsehgottesdienst ihre eigene Osterkerze anzuzünden.“

Er habe das Angebot bewusst auf den Gründonnerstag gelegt. Den Tag, an dem Jesus mit seinen Jüngern das letzte Abendmahl gefeiert hat. Der Gedanke, an einem solchen „Tag der Tischgemeinschaft“ auch den Essens-Dienst der Malteser unter einen eigenen Akzent zu setzen, der habe einfach nahe gelegen.

Bezeugen und helfen

Martin Bockhorst hat noch eine der ersten Kerzen von 2002: Sie gehörte zu den damals neuen besonderen Ostergrüßen der Malteser. | Foto: Franz Josef Scheeben
Martin Bockhorst hat noch eine der ersten Kerzen von 2002: Sie gehörte zu den damals neuen besonderen Ostergrüßen der Malteser. | Foto: Franz Josef Scheeben

Bockhorst ist überzeugt: „Kein anderer Wohlfahrtsverband hat so wie die Malteser die einmalige Möglichkeit, den Menüservice auch als einen solchen geistlichen Dienst an den Tischen wahrzunehmen.“ Nach den beiden Malteser-Leitsätzen: „Bezeugung des Glaubens und Hilfe den Bedürftigen. Die gehören ja beide zusammen.“

Bei den Kunden kam das Angebot sofort gut an, erinnert sich Bockhorst. Der besondere Ostergruß war ihm jedoch zu wenig. Aus seiner langjährigen Arbeit kannte er viele Kunden persönlich, wusste um deren alltägliches Leben. Wusste auch, dass viele gerade den österlichen Gottesdienst vermissten.

Gemeinschaft erleben

Sonntags um halb zehn im ZDF die Messe, die Osterkerze vom Menüservice – schön und gut. Aber die feierliche Liturgie der Osternacht, die Osterkerze entzünden an der Kerze des Banknachbarn, die Gemeinschaft im Gottesdienst – das war nur schwer zu ersetzen. So hörte er immer wieder.

Gemeinschaft bieten – wie wäre das bei den Maltesern möglich? Martin Bockhorst fragte die Tischgäste 2003 erstmals an, ob sie das Malteser Menü nicht in Gemeinschaft mit anderen Tischgästen essen wollten. Wenn die Malteser sie abholen würden.

Uralte Idee aufgegriffen

Bockhorst greift dabei den alten Gedanken der Agapefeier auf, des christlichen Liebesmahls, das schon die Urkirche kannte. Eine Feier, die neben der Gemeinschaft auch als Hilfe für Bedürftige gedacht war. „Genau wie heute bei uns“, sagt Bockhorst.

Er arbeitet im Nebenberuf als Ständiger Diakon in der Gemeinde St. Catharina in Dinklage. Dort hat er solche Agapefeiern schon lange mit den Messdienern gehalten. Nach dem Gründonnerstagsgottesdienst im Pfarrheim, bei einem einfachen Essen und geistlichem Gespräch. Zum Abschluss gestalteten die Messdiener bis Mitternacht die letzte Gebetsstunde vor dem ausgesetzten Allerheiligsten.

150 Gäste kommen

Ehrenamtliche Malteserhelferinnen servieren beim Agape-Liebesmahl für Kunden des Menüservice am Gründonnerstag 2017 in Wilhelmshaven. | Archiv-Foto: Malteser
Ehrenamtliche Malteser-Helferinnen servieren beim Agape-Liebesmahl für Kunden des Menüservice am Gründonnerstag 2017 in Wilhelmshaven. | Archiv-Foto: Malteser

Bei den Maltesern kommen diesmal am Gründonnerstag 150 Gäste zu neun Treffen zusammen, bei denen die Malteser-Ortsgliederungen ein Mittagessen servieren. Bockhorst lädt zu diesem Angebot so ein: „Gemeinsames Liebesmahl am Gründonnerstag durch den Malteser Menüservice“.

Er lädt zu den Treffen auch die jeweiligen Pfarrer ein, die das Essen mit Gebet oder Andacht eröffnen.

Auch dieses Essen geben die Malteser am Gründonnerstag kostenlos ab. „An diesem Tag spielt Wirtschaftlichkeit keine Rolle“, sagt Bockhorst. Zur Deckung der Kosten bittet er die Pfarrgemeinden aber um einen Zuschuss.

Andere Verbände übernehmen

Dieser Gedanke aus dem Oldenburger Diözesanverband weckte bald Aufmerksamkeit unter anderen Maltesern. Der Bundesgeschäftsführer des Verbandes führte das Angebot bald in seinem Heimatbistum Fulda ein, weitere Bistümer folgten. Inzwischen ist das Agapemahl der Malteser deutschlandweit verbreitet. 2007 hat Martin Bockhorst das Projekt sogar auf einer internationalen Malteser-Tagung vorgestellt. „Mit dem Projekt waren wir Vorbild“, sagt Bockhorst mit leisem Stolz.

Agape alt und neu
Die Agape war in der Urkirche ein brüderliches Mahl mit liturgischem Charakter. Dieser Brauch soll schon im 1. Jahrhundert bestanden haben. Entwickelt hatte sich diese „Liebesmahlfeier“ aus den Festmahlen der Christen in Korinth. In der frühen Kirche brachten alle dazu Lebensmittel und Wein mit, die gesegnet und dann gemeinsam verzehrt wurden. Damit erfüllte die Agape auch eine karitative Aufgabe für die Armen. Ab dem 5. Jahrhundert war sie in der Westkirche nicht mehr üblich. Seit dem 18. Jahrhundert wurde die Agape als gemeindliche Feier in den evangelischen Kirchen wiederbelebt, seit Mitte des 20. Jahrhunderts auch in der katholischen. Wie und wann sie in den Gemeinden gefeiert wird, ist sehr vielfältig. (fjs)

Agape der Malteser
An neun Orten im Oldenburger Land werden die Malteser erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie wieder Tischgemeinschaften als Agapefeiern anbieten, organisiert durch ihren Menüservice, zusammen mit den Pfarrgemeinden. Insgesamt werden 150 Tischgäste vor oder nach den örtlichen Gottesdiensten (gegen 12 Uhr) an den Gemeinschaftsessen teilnehmen können.Stattfinden werden diese Mahlzeiten in Visbek im Pfarrheim, in Vechta in der Malteser Geschäftsstelle, in Lohne im Pfarrheim Adolf-Kolping-Haus, in Dinklage in der Begegnungsstätte St. Catharina, in Damme in der Seniorenresidenz Dammer Berge, Osterfeine im Pfarrheim, in Wilhelmshaven im Haus Sonnenhof und in Sandkrug im Pfarrheim. (pd)

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