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Der Weiße Sonntag, der Sonntag nach Ostern, ist der traditionelle Termin für die Erstkommunion, viele Gemeinden feiern auch in den Folgewochen. Wir beantworten sieben Fragen rund um das Fest.
Der Weiße Sonntag, der Sonntag nach Ostern, ist der traditionelle Termin für die Erstkommunion in der katholischen Kirche, viele Gemeinden feiern auch in den Folgewochen. Wir beantworten sieben Fragen rund um das Fest.
Was bedeutet Erstkommunion?
Bei ihrer Erstkommunion dürfen Katholiken erstmals die gewandelte Hostie empfangen. Nach katholischer Auffassung ist Jesus nach der Wandlung real in den Zeichen von Brot und Wein präsent. Das Sakrament der Eucharistie geht nach kirchlicher Lehre auf Jesus zurück, der beim letzten Abendmahl am Gründonnerstag den Jüngern Brot und Wein reichte und die Worte sprach „Das ist mein Leib“ und „Das ist mein Blut“.
Wann wird die Erstkommunion gefeiert?
Der erste Sonntag nach Ostern, der Weiße Sonntag, wird erstmals im 17. Jahrhundert als Datum für die Erstkommunion erwähnt. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts gab es bischöfliche Anweisungen, diesen Termin zu wählen. Heute feiern viele Gemeinden die Erstkommunion nicht mehr am Weißen Sonntag. Häufig werden dafür organisatorische Gründe genannt, insbesondere in Großpfarreien mit mehreren Erstkommunionfeiern in den einzelnen Kirchen.
In welchem Alter wird Erstkommunion gefeiert?
Ein frühkirchlicher Brauch war es, kleinen Kindern schon direkt nach der Taufe ein paar Tropfen Wein zu geben. Damit hatten sie auch an der Eucharistie teilgenommen. Nach 1200 wurde das Alter nach und nach heraufgesetzt, bis viele Kinder im Alter zwischen 10 und 14 erstmals zur Kommunion gingen. 1910 setzte Papst Pius X. das Alter für Erstkommunion und Erstbeichte auf etwa sieben Jahre herab, weil dann der „Vernunftgebrauch“ einsetze. In Deutschland gehen die meisten Kinder im dritten Schuljahr, also im Alter von etwa neun Jahren. Wer später erst getauft wird, geht dabei in der Regel auch direkt zur Erstkommunion.
Warum ist der Weiße Sonntag weiß?
Der Name leitet sich von den weißen Gewändern ab, die die Neugetauften in der Frühzeit des Christentums trugen. Sie sollten ein sichtbares Zeichen sein für die Reinigung durch das Taufwasser. Klassischer Tauftermin war Ostern. Ab dem siebten Jahrhundert trugen die erwachsenen Täuflinge die weißen Kleider die gesamte „Weiße Woche“ hindurch bis zum Weißen Sonntag. Bei der Erstkommunion sind heute dunkle Anzüge für die Jungen und weiße Kleider für die Mädchen verbreitet. Häufig wird kritisiert, die Kleidung werde immer teurer und aufwändiger. In manchen Pfarreien hat sich daher durchgesetzt, dass die Kinder schlichte weiße Einheitsgewänder tragen. Zahlreiche Gemeinden organisieren auch Tauschbörsen für Erstkommunionkleidung.
Wie teuer ist die Feier?
In einer Umfrage von 2015 gab jede sechste Familie an, mehr als 1.000 Euro für die Erstkommunionfeier auszugeben, 57 Prozent der Eltern sprachen von Kosten zwischen 500 und 1.000 Euro. Jedes dritte Kind (36 Prozent) erhielt demnach Geschenke im Wert zwischen 500 und 1.000 Euro, jedes zehnte sogar zwischen 1.000 und 2.000 Euro. Viele Experten empfehlen Geschenke, die das Kind noch länger an den Festtag erinnern. „Schenken Sie Zeit“, ist ein anderer häufiger Vorschlag. Dahinter kann etwa ein Zoo-Besuch, ein Wochenende bei den Schenkenden oder eine gemeinsame Fahrradtour stecken. Andere regen an, Teile des geschenkten Geldes für eine Spende zu nutzen oder für eine Patenschaft für ein benachteiligtes Kind.
Wie läuft die Vorbereitung?
Früher wurden die Kinder in den Familien vorbereitet. Seit vielen Jahren ist eine Katechese in Gruppen in der Gemeinde das häufigste Modell. Dabei werden Priester und andere hauptamtliche Mitarbeiter meist durch Ehrenamtliche unterstützt, in der Regel durch Eltern. Laut einer Studie von 2014 engagieren sich zu 95 Prozent Frauen in der Erstkommunionvorbereitung. Viele Experten plädieren heute dafür, die Familien wieder stärker in die Vorbereitung einzubeziehen und zum Beispiel gemeinsame Veranstaltungen an Wochenenden zu planen. Die Kommunionkinder und ihre Familien sollen durch das Fest auch stärker in die Gemeinde integriert werden. Nach dem Fest können die Kinder auch Messdiener werden.
Was bleibt nach der Erstkommunion?
Viele Priester klagen, ein Großteil der Kinder komme schon in der Woche nach der großen Feier nicht mehr zum Gottesdienst. Die Studie von 2014 hat allerdings gezeigt, dass Vorbereitung und Erstkommunion nicht wirkungslos verpuffen. So steige zum einen der Anteil der Kinder, die häufig beten und Interesse an religiösen Themen haben. Noch nachhaltiger aber sei, dass die Vorbereitung dabei helfe, ein religiöses und moralisches Bewusstsein und letztlich ein ethisches Werte- und Gedankensystem zu entwickeln.