Drei Fragen an den Sportbeauftragten der Deutschen Bischofskonferenz

Soll man die Fußball-WM in Katar boykottieren, Bischof Oster?

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Der Passauer Bischof Stefan Oster ist in der Deutschen Bischofskonferenz für Sport zuständig. Vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft am Sonntag spricht er über seine Probleme als Fußballfan, über die Menschenrechtslage in Katar, ein Fernsehverbot für WM-Spiele – und über Gleichberechtigung in Fußball und katholischer Kirche.

Herr Bischof, die Fußball-WM der Männer wird in Katar ausgespielt, in der Wüste, wo auf natürliche Weise gar kein Rasen wächst. Wie sehr hat sich die Publikumssportart Fußball von ihrem Ursprung entfernt?

Ach ja, Kommerzialisierung, dieser – biblisch gesprochen – Sündenfall... Dass Geld alles dominiert und der Weltfußballverband FIFA so von der Gier getrieben ist, das macht den Sport eigentlich kaputt und lässt auch mein eigenes Interesse geringer werden. Ich gucke zwar immer noch: Wie hat der FC Bayern gespielt? Aber ganz ehrlich: Wenn zehnmal hintereinander die mit dem meisten Geld Deutscher Meister werden, ist das nicht sooo toll.

Die WM in Katar konsumieren, sie kritisieren oder sie boykottieren – was raten Sie den ethisch sensiblen Zuschauern angesichts der Menschenrechtslage im Gastgeberland?

Wenn einer Freude am Fußball hat, dann darf er das immer noch gucken. Da will ich niemandem ein schlechtes Gewissen machen. Kritik verdient die Vergabe des Turniers vor zwölf Jahren, wer da was unter welchen Bedingungen entschieden hat. Dass die WM dann doch noch auf den Winter verschoben wurde, ist immerhin etwas gesünder für die Sportler. Aber wenn es stimmt, dass tausende Arbeitsmigranten für den Bau der Stadien gestorben sind, ist das tatsächlich eine humanitäre Katastrophe und ein moralisches Desaster für die FIFA und das Land selbst.

Im Weltfußball kämpfen Frauen um Gleichberechtigung, in der katholischen Kirche auch. Wo setzen sie sich schneller durch?

(Oster lacht.) Das ist jetzt wieder so eine von Ihren Fragen... Also, ausgenommen das sakramentale Weiheamt ist bei uns Gleichberechtigung möglich. Ich glaube auch, dass wir in der Kirche von Passau da auf keinem schlechten Weg sind. Und die Frage ist ja auch ziemlich zweischneidig. Haben bei der Frauenfußball-Europameisterschaft die Leute nicht gerade deshalb gerne zugeschaut, weil dort der Sport noch nicht so kommerzialisiert ist? Wer Interesse an ehrlichem Sport hat, ist also beim Frauenfußball vielleicht sogar besser aufgehoben als bei einem Männersport, wo für einzelne Spieler hunderte von Millionen Euro bezahlt werden.

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