Jannis Fughe zu Sport und Menschenrechten

Fußball-WM in Katar: Wo bleibt der Protest der Kirchen?

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Die Fußball-WM in Katar steht in den Startlöchern, doch der Protest von Kirchen, Vereinen und Verbänden hält sich in Grenzen. Das ist ein verheerendes Zeichen, sagt der KLJB-Bundesvorsitzende Jannis Fughe.

Nur noch ein paar Wochen sind es bis zum Anpfiff der Fußballweltmeisterschaft der Herren in Katar Ende November. Die Fußball-WM ist eines der größten Sportevents der Welt. Es ist davon auszugehen, dass auch dieses Jahr Milliarden Menschen begeistert zuschauen werden, wenn die besten Fußballer der Welt um den WM-Pokal spielen werden.

Dabei ist die Austragung des Turniers in Katar aus vielen Gründen hochgradig fragwürdig. Allein in den zehn Jahren seit der Vergabe des Turniers nach Katar im Dezember 2010 sind mehr als 6500 Arbeits­migrant*innen im Land verstorben, viele von ihnen auf Baustellen der WM-Stadien oder anderer infrastruktureller Bauprojekte im Rahmen der Weltmeisterschaft.

Sklaverei, Frauenrechte, Homosexualität

Dazu kommt, dass die Arbeitsverhältnisse der Arbeitsmi­grant*innen prekär sind und sie sich in großer Abhängigkeit zu ihren Arbeitgebenden befinden, die teilweise sklavereiähnliche Verhältnisse annimmt. Auch die Rechte von Frauen sind in Katar stark eingeschränkt. Für viele wichtige Entscheidungen in ihrem Leben sind sie von der Zustimmung eines männlichen Vormunds abhängig. Zudem ist die Situation von Menschen der LGBTQIA+-Community sehr schlecht. So ist Homosexualität in Katar verboten und kann zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe führen.

Wie kann es zusammenpassen, dass die FIFA, die sich und den von ihr kontrollierten Welt­fußball gerne zu Botschafterinnen von Toleranz, Fairness und Gleichberechtigung überhöht, ihr wichtigstes Turnier ausgerechnet in Katar durchführt?

Verheerendes Zeichen für Menschenrechte

Der Autor:
Jannis Fughe war von 2020 bis 2022 Europapräsident der Europäischen Landjugend (MIJARC). Seit 2021 ist er zudem Bundesvorsitzender der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB). Fughe stammt aus Mühlen im Oldenburger Münsterland und studierte in Münster Katholische Theologie und Germanistik. Er lebt in Bonn.

Ganz abgesehen davon, welch fatales Signal es aussendet, in Zeiten der Klimakrise eine Weltmeisterschaft in einem Land ohne Fußballinfrastruktur auszutragen, weshalb riesige Stadien gebaut und dann mit Klimaanlagen dauergekühlt und Fans zu den einzelnen Spielen mit Pendelflügen transportiert werden müssen.

Es ist zu hoffen, dass medial nicht nur über die schönsten Tore des Turniers berichtet werden wird, sondern auch mediale Berichterstattung klarmacht, welch verheerendes Zeichen die Austragung der WM in Katar für die Achtung von Menschenrechten setzt.

Vereine, Verbände und Kirchen sollten lautstark dazu beitragen, die kritische Auseinandersetzung mit dem Thema in die Zivilgesellschaft zu tragen und damit Menschenrechtsverletzungen entschlossen die Rote Karte zu zeigen.

In unseren Gast-Kommentaren schildern die Autor:innen ihre persönliche Meinung zu einem selbst gewählten Thema. Sie sind Teil der Kultur von Meinungsvielfalt in unserem Medium und ein Beitrag zu einer Kirche, deren Anliegen es ist, die Zeichen der Zeit zu erkennen.

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