175 Jahre danach ist es die größte Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder

Sternsinger: Eine 13-Jährige hatte 1846 die Idee für das Kindermissionswerk

  • Die 13-jährige Auguste von Sartorius aus Aachen gründete vor 175 Jahren den Vorgänger des Kindermissionswerks "Die Sternsinger".
  • Die Idee, dass Kinder Mädchen und Jungen in der ganzen Welt unterstützen, gibt es heute noch.
  • Bis heute hat das Kindermissionswerk mit mehr als einer Milliarde Euro mehr als 71.000 Projekte unterstützt.

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Die Gründung des Kinderhilfswerk „Oeuvre de la Sainte Enfance“ (deutsch: Werk der heiligen Kindheit) in Frankreich war die Initialzündung für ein Mädchen aus Aachen. Auguste war gerade einmal 13 Jahre alt, als sie 1843 von der Initiative des französischen Bischofs Charles-Auguste-Marie-Joseph de Forbin-Janson aus Nancy hörte. Drei Jahre später, am 2. Februar 1846, tat es Auguste von Sartorius dem Bischof gleich und gründete den deutschen „Verein der heiligen Kindheit“, den Vorgänger des Kindermissionswerks „Die Sternsinger“.

Auch heute, 175 Jahre danach, gibt es noch die Unterstützung für Mädchen und Jungen in aller Welt unter dem Leitgedanken „Kinder helfen Kindern!“. „Die großartige Geschichte unserer Gründerin Auguste zeigt: Kinder haben die Kraft, die Welt zum Guten zu verändern - gestern und heute“, sagt der Präsident des Kindermissionswerks, Dirk Bingener, zum Jubiläumsjahr 2021.

 

Kirche unterstützte die Initiative sofort

 

Auguste hatte damals von der Not der Kinder in China erfahren. Privilegiert als Tochter des in Aachen praktizierenden Arztes Georg von Sartorius und ihrer Mutter Therese, die im Frauenbundvorstand eine Entbindungsstation für arme Wöchnerinnen leitete, wollte das Mädchen helfen. Zunächst war sie auf sich gestellt, fand aber schnell Unterstützung im Aachener Klerus. Der Priester Wilhelm Sartorius - nur zufällig ein Namensvetter - lenkte als Präsident die Geschicke des Vereins. Auguste führte im Hintergrund die Geschäfte, bis sie mit 25 Jahren ihr Ordensleben begann. Sie wurde später Generaloberin der Gesellschaft der Ordensfrauen vom Heiligsten Herzen Jesu und starb mit 65 Jahren in Paris.

1860 war ihr „Verein der heiligen Kindheit“, oft auch „Kindheit-Jesu-Verein“ genannt, in allen deutschen Bistümern verbreitet. 1922 erhob Papst Pius IX. den Verein zum Päpstlichen Werk mit dem Namen „Päpstliches Missionswerk der Kinder in Deutschland“. Erst seit 1998 trägt das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ im Namen.

 

Sternsinger wurden zum Markenzeichen

 

Denn das Markenzeichen des Hilfswerks wurden die Kinder, die jedes Jahr rund um das Dreikönigsfest am 6. Januar als Heilige Drei Könige verkleidet die Botschaft von Jesu Geburt zu den Menschen bringen und Spenden für Gleichaltrige in aller Welt sammeln. Im Januar 1959 fand offiziell die erste Dreikönigssingen-Aktion statt; zwei Jahre später wurde sie gemeinsam mit dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) durchgeführt. Die Tradition des Dreikönigssingens reicht jedoch bis in das Mittelalter zurück.

Meist schreiben oder kleben die kleinen Könige an Haustüren den mit der jeweiligen Jahreszahl verbundenen Segenswunsch „C + M + B“. Die Abkürzung steht für „Christus mansionem benedicat“ (deutsch: Christus segne dieses Haus). Zugleich weisen die Buchstaben auf die Namen der drei Weisen aus dem Morgenland hin, die sich nach biblischem Bericht an einem neu aufgegangenen Stern orientierten und so nach Bethlehem zum neugeborenen Jesuskind kamen. Im Volksglauben werden sie Caspar, Melchior und Balthasar genannt.

 

Mehr als eine Milliarde Euro gesammelt

 

Das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ hat seit Beginn des Dreikönigssingens nach eigenen Angaben mehr als 71.000 Projekte für benachteiligte Kinder in Afrika, Lateinamerika, Asien, Ozeanien und Osteuropa unterstützt. 2017 knackten die Sternsinger die eine Milliarden-Euro-Spenden-Marke. Neben der Unterstützung von Hilfsprojekten zählen demzufolge auch der Einsatz für die Rechte von Kindern weltweit sowie die Bildungsarbeit zu den Aufgaben des Missionswerks. Seit 2015 ist das Sternsingen auch Unesco-Kulturerbe: Die Tradition wurde von der deutschen Kommission in die Liste des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen.

„Aus dem Engagement eines einzelnen Kindes ist die größte Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder weltweit geworden. Hunderttausende Mädchen und Jungen tragen als Sternsinger die Idee von Auguste bis heute weiter“, betont Bingener. Zum Jubiläum sei ein spezielles Logo gestaltet worden, und das Hilfswerk werde mit verschiedenen Aktivitäten auf sein 175-jähriges Bestehen aufmerksam machen.

 

Feierlichkeiten in Corona-Zeiten

 

Startschuss war zum Jahresende am Geburtsort Augustes, als die 63. Dreikönigssingen-Aktion im Aachener Dom mit dem Aussendungsgottesdienst los ging – auch wenn wegen Corona die Sammelaktion nur digital stattfinden kann. Aber kreativ wird alles darangesetzt, weltweit Kindern zu helfen, wie Auguste von Sartorius vor 175 Jahren eine Möglichkeit gesucht hat.

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