Angebot der Pfarrei St. Joseph Münster-Süd

Tankstelle, Kneipe, Kirche – wo Menschen in Münster auftanken

Mit dem Angebot „Südsinn“ möchte die Pfarrei St. Joseph Münster-Süd jungen Erwachsenen eine unverbindliche Möglichkeit geben, mit anderen ins Gespräch zu kommen. Und das an ungewöhnlichen Orten, wie an einer Tankstelle.

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Donnerstagabend, kurz vor 19 Uhr. Vor einer Tankstelle im Münsteraner Süden stehen drei Gestalten, dick eingepackt, und treten von einem Fuß auf den anderen. Es ist kalt, um die null Grad. Sie warten – auf wen, das wissen sie selbst nicht so genau. „Wir wissen nie, wer auftaucht, ob jemand auftaucht, aber das macht es auch interessant“, sagt eine von ihnen, Susanne Kolter.

Zusammen mit Pastor Karsten Weidisch und Christoph Aperdannier organisiert sie in unregelmäßigen Abständen Angebote für junge Erwachsene im Südviertel – ohne Anmeldung, ohne Verpflichtung. Es ist ein Angebot der Pfarrei St. Joseph Münster-Süd und des „Flügge-Netzwerks“ für junge Erwachsene im Bistum.

 

Im Südviertel

 

Als erster schlendert Henry auf die kleine Gruppe zu, in der Hand ein Körnerbrötchen. Er ist direkt von der Arbeit hergekommen, nach einem stressigen Tag. „Was mich hier genau erwartet, weiß ich gar nicht, aber ich bin einfach neugierig und wollte nach der Arbeit noch einmal rauskommen“, sagt er zwischen zwei Bissen. Nach und nach trudeln weitere sieben junge Menschen vor der Tankstelle ein. Einige erkennen sich wieder, andere sind zum ersten Mal dabei.

Eine Tankstelle – kein typischer Treffpunkt, aber doch sehr passend. „Wir unternehmen heute Abend einen kleinen Spaziergang durch das Südviertel und zeigen euch Orte und Möglichkeiten, um im Alltag Kraft aufzutanken“, eröffnet Susanne Kolter den Abend. Sie verteilt kleine Kärtchen mit Namen prominenter Personen an die Teilnehmer.

Erste Aufgabe auf dem Weg zur nächsten Station: Was würde ich diesen Menschen für das neue Jahr wünschen, was würde ich ihnen mitgeben, wenn ich sie heute Abend hier an der Tankstelle treffen würde? Hätte ich einen Rat für sie? Die Gruppe setzt sich in Bewegung.
Nächster Stopp: Ludgerikreisel. Auto an Auto reiht sich in dem großen zweispurigen Kreisverkehr. „Das Jahr hat gerade erst angefangen, aber viele von uns fühlen sich jetzt schon wie in einem Hamsterrad, laufen immer weiter“, sagt Christoph Aperdannier mit Blick auf das Geschäft für Laufkleidung und -schuhe nebenan.

 

In der Krypta

 

„An welchem Punkt möchtet ihr in diesem Jahr einfach mal ausbrechen aus dem Kreislauf, etwas nur für euch tun, die nächste Abfahrt nehmen? Und vor allem, wie könnt ihr das schaffen?“, fragt er die Teilnehmer.

Es fallen Stichworte wie Yoga, reisen, das Handy einfach mal abschalten. Henry Weber meditiert gerne. „Ich habe angefangen, mir öfter freie Abende zu gönnen“, sagt Maike. Nichts zu tun, keine Verpflichtungen, keine Hobbies – das kenne sie fast gar nicht mehr. Freie Zeit genießen, das müsse man wieder neu lernen. Und dazu gehört für die junge Frau auch, einfach mal einen Termin abzusagen.

Der Weg führt die Gruppe in die Krypta der Antoniuskirche. Auch im Gottesdienst könnten viele Menschen auftanken. Manchmal würde die Predigt einen aber nicht ansprechen oder der Gottesdienstbesuch sei Routine, sagt Pastor Karsten Weidisch. In der Mitte des Raumes liegen Kärtchen mit Zitaten aus der Bibel zu unterschiedlichen Themen wie Vergebung, Trost oder Mut.

 

Vor der Kneipe

 

„Manchmal reicht ein einziger Satz, um uns einen neuen Blick auf unseren Alltag zu geben, ein Impuls, um uns vollzutanken mit dem ganz besonderen Sprit, der in der Bibel steckt.“ Die Teilnehmer sind eingeladen, sich Kärtchen mitzunehmen, die sie ansprechen und in der Stille des Kirchenraums über die Worte Gottes nachzudenken.

Ein letztes Mal hält die Gruppe vor einer Kneipe. Auftanken, das machen einige hier ganz wortwörtlich mit Bier oder Cola. Christoph Aperdannier verteilt Bierdeckel an die Teilnehmer und lädt sie ein, eine Frage aufzuschreiben, die ihnen an diesem Abend durch den Kopf geht.

Wie sieht überhaupt ein gutes Jahr 2019 aus?, fragt er sich zum Beispiel. Und wie kann ich dafür sorgen, dass es ein gutes wird? Auf einen Bierdeckel stellt man ein Glas. Die Teilnehmer sollen sich vorstellen, auch auf ihre Gedanken, ihre Fragen, ein Glas zu stellen, damit sie sie nicht verlieren. Und vielleicht kommen sie irgendwann darauf zurück, können ihre Frage beantworten.

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