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Ein Zeichen für Vielfalt und ein friedliches Zusammenleben haben mehrere tausend Menschen in Münster gesetzt. Bei einer Kundgebung parallel zu einem AfD-Empfang sprachen unter anderem die Vorsitzenden des BDKJ im Bistum Münster.
Ein Zeichen für Vielfalt und ein friedliches Zusammenleben haben mehrere tausend Menschen am Freitagabend auf dem Prinzipalmarkt in Münster gesetzt. Parallel hielt die rechtspopulistische AfD einen Empfang in Münsters Rathaus ab. Zur Gegenkundgebung kamen nach Polizeiangaben mehr als 8.000 Teilnehmer. Dort hielten unter anderem die Vorsitzenden des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) im Bistum Münster, Kerstin Stegemann und Johannes Wilde, eine gemeinsame Ansprache.
„Wir stehen heute hier, weil wir beweisen wollen, dass rechte Parolen in Münster keine Chance haben“, sagte Stegemann. Hetze dürfe nicht wieder salonfähig werden. Die Ansicht einiger Rechter, sie verteidigten das christliche Abendland gegen Migranten und Flüchtlinge, wies Wilde zurück: „Aus unserem christlichen Glauben heraus sind wir überzeugt davon, dass jeder Mensch gleich viel wert ist – egal, wo er geboren wurde, welche Hautfarbe oder Religion er hat.“ Die AfD dürfe nicht für sich beanspruchen, zu definieren, was christliche Werte sind.
AfD gibt „platte Antworten auf komplizierte Fragen“
Die Partei wolle nicht alle gleich behandeln, sondern „den Menschen vorschreiben, wer seine Religion hier wie ausleben darf“, erinnerte der BDKJ-Vorsitzende. Mit Blick auch auf Flüchtlinge sagte er, die AfD gestehe nicht allen Menschen die Lebensumstände zu, „die sie für sich selber einfordert“. Für Katholiken dagegen sei es „selbstverständlich“, Menschen in Not Schutz zu bieten, ergänzte Wildes Amtskollegin Stegemann. Dabei werde nicht unterschieden, ob jemand Kriegsflüchtling sei oder „seine Familie nicht mehr ernähren konnte“. Deutschland dürfe sich nicht abschotten.
Die BDKJ-Vorsitzenden hielten den Rechtspopulisten „platte Antworten auf komplizierte Fragen“ vor. Es könne keine Lösung sein, „bestimmten Bevölkerungsgruppen die Schuld“ zuzuweisen. Auch die Politik könne nicht alle Probleme lösen. Vielmehr habe jeder es selbst in der Hand, die Welt zu einem besseren Ort zu verändern.
Breites Bündnis protestiert gegen Partei-Empfang
Johannes Wilde verwies auf die katholischen Jugendverbände im Bistum, wo sich nach seinen Worten 75.000 junge Menschen engagieren. Kerstin Stegemann erneuerte die Einladung an Flüchtlinge, zu Gruppenstunden und Angeboten der katholischen Jugend zu kommen: „Jeder Mensch ist wertvoll, einfach, weil er Mensch ist.“ In einem freien Miteinander zähle jeder: „Wir denken bunt!“
Zur Kundgebung gegen den AfD-Empfang hatte ein breites Bündnis eingeladen, federführend die Initiative „Keinen Meter den Nazis“. In einem mehrstündigen Bühnenprogramm wechselten sich Redner aus allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens und kulturelle Beiträge ab. Weltmusik aus Afrika war zu hören, Gruppen von Menschen mit Migrationshintergrund gaben Einblick in den Reichtum ihrer Traditionen. Auch die Rockband „Donots“ heizte bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt den Menschen von der Bühne aus ein.
Glocken der Lambertikirche schwiegen
Viele Angehörige von christlichen Gemeinden, Gemeinschaften und Verbänden demonstrierten gegen den AfD-Empfang. Theresa Dörnemann aus Münster war mit einer Gruppe katholischer Pfadfinder gekommen. „Es ist wichtig, dass wir heute Zeichen setzen“, sagte die 25-Jährige. Schon kurz nachdem im Netzwerk Facebook dazu aufgerufen worden war, habe sie sich entschlossen, an der Kundgebung teilzunehmen. Der BDKJ hatte die Jugendverbände ausdrücklich dazu aufgerufen.
Die Demonstranten standen auch rund um die Lambertikirche. Die Pfarrei verzichtete darauf, die Glocken vor der 18-Uhr-Messe zu läuten. Der Gottesdienst lief weitgehend normal ab. Wohl waren Trillerpfeifen und Bühnenlautsprecher in der Kirche zu hören. Pfarrer Ludger Winner verwies auf die Tagesheilige Scholastika. Sie sei ein Beispiel dafür, dass Christen aus der Kraft des Wortes Gottes schöpfen sollten. Dies könne dann eine Richtschnur für ihr Handeln werden.