Themenwoche zur Jugendumfrage „Sag an!“ im Bistum Münster (2)

Theologe Loffeld fordert: Frei werdende Ressourcen für Jugend nutzen!

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Jan Loffeld ist Priester des Bistums Münster und Professor für Pastoraltheologie in den Niederlanden. Mit den Ergebnissen der Jugendumfrage „Sag an!“ schaut er auf die Zukunft der pastoralen Strukturen.

Herr Loffeld, was bedeuten die Ergebnisse für den laufenden Strukturprozess im Bistum Münster?

Ganz einfach: Es gibt viele junge Menschen, die durch jugendpastorale Initiativen erreicht werden und diese haben sehr interessante und deutliche Vorstellungen von dem, was sie sich wünschen und ihnen wichtig ist. Das zeigt diese nicht repräsentative Stichprobe von SAG AN in jedem Fall. Auch, dass Jugendpastoral als „personales Angebot“ weiterhin wichtig bleibt. Dabei müssen die Personen nicht unbedingt offizielle Kirchenleute sein. Bei einer Neuaufstellung der territorialen Präsenz sollten die anderen Räume nicht vergessen werden: Schulen, Leuchtturmorte der Kinder- und Jugendarbeit, der digitale Raum, Beratungsstellen, um nur einige zu nennen. Sie sind ebenfalls Pastorale Räume im besten Wortsinn.

Sind die Wünsche der jungen Menschen und Experten bei den knapper werdenden finanziellen und personellen Ressourcen realistisch?

Es braucht dafür eindeutige Leitungsentscheidungen, dass Kinder- und Jugendpastoral zentral bleiben. Derzeit fließt immer noch der Großteil der Ressourcen in die territorial organisierte Pastoral, die größtenteils von den Babyboomern oder der Generation darüber getragen wird. Hier ist es wichtig, dass bei Entscheidungen die jungen Leute mit am Tisch sitzen. Ein anderes Beispiel für die Umverteilung könnte sein: Künftig werden weniger Seelsorgende ausgebildet. Könnten Ressourcen, die bisher in die Ausbildung flossen, wie Personen, Geld, Gebäude, nicht umverteilt werden? Und: Welche Rolle spielt Schulseelsorge – vielleicht als Art „zweite Stelle“ nach der Ausbildung – für junge Seelsorgende?

In Konkurrenz zu anderen pastoralen Feldern: Wieso sollte gerade in Kinder- und Jugendseelsorge investiert werden?

Dazu lohnt sich ein Blick in die im Jahr 2021 durch die DBK verabschiedeten Leitlinien zur Jugendpastoral. Sie greifen auf das Zielbild der Würzburger Synode zurück, wenn sie formulieren: „Die Kirche dient dem jungen Menschen, indem sie ihm hilft, sich in einer Weise selbst zu verwirklichen, die an Jesus Christus Maß nimmt (Phil 2,6–11). Darin unterscheidet sich kirchliche Jugendarbeit von jeder anderen Jugendarbeit.“ Jugendpastoral ist also dienend und lernend, oder in synodalen Thermen ausgedrückt: Die lehrende Kirche ist immer zuallererst eine lernende. Das wollte „Sag an!“ verkörpern und ausdrücken. Ein anderer Grund ist soziologischer Natur: junge Menschen pastoral ins Leben zu begleiten, gehört – nach allem, was wir auch aus anderen Studien wissen – zu den wesentlichen Voraussetzungen für Kirchenbindung und dauerhaftem Kontakt zum Glauben. Was hier nicht geschieht, passiert später mit hoher Wahrscheinlichkeit nie mehr.

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