Themenwoche zur Jugendumfrage „Sag an!“ im Bistum Münster (1)

„Sag an!“: Ergebnisse nehmen Jugendseelsorgende in die Pflicht

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Die Ergebnisse der Jugendumfrage „Sag an!“ im Bistum Münster sind eine Aufforderung zur Veränderung an alle Akteure in der Jugendseelsorge. 1.000 Jugendliche nahmen teil.

Etwa 1.000 Rückmeldungen sind es am Ende geworden: Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und die Fachstelle Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene im Generalvikariat hatten die Jugendumfrage „Sag an! Du erzählst. Deine Geschichten.“ im Bistum Münster Anfang 2021 gemeinsam gestartet. Bischof Felix Genn hatte sich die Erhebung nach seiner Rückkehr von der Bischofssynode zum Thema Jugend 2018 in Rom gewünscht. Eine „Herzensangelegenheit“, wie er damals betonte. Er wollte wissen, wie junge Menschen in seiner Diözese fühlen, welche Ängste, Wünsche und Hoffnungen sie haben.

„Sein Interesse ist die ganze Zeit groß geblieben“, sagt Susanne Deusch aus der Projektgruppe. „Er hat sich immer nach dem Fortgang erkundigt.“ Nicht nur das: Er selbst nahm an drei von einer Vielzahl an Veranstaltungen teil, bei der sich vor Ort mit der Umfrage beschäftigt wurde. „Dabei ging es durchaus kontrovers zu“, erinnert sich die damalige Geistliche Leiterin des BDKJ. „Ich war beeindruckt, wie sich der Bischof auf das Gespräch mit den jungen Menschen einließ.“

Nicht nur klassisch katholisches Klientel

Denn Genn traf nicht nur auf die klassisch katholische Klientel. Es waren Berufsschulen und ein offener Treff, in denen er sich mit den Jugendlichen zusammensetzte. „Genau das war ein zentraler Ansatz für die Umfrage“, sagt Deusch. „Wir wollten nicht allein die ansprechen, die schon Erfahrungen und gute Erlebnisse mit der Kirche verbanden – auch die, die mit Kirche wenig oder gar nichts zu tun hatten, sollten in den Blick genommen werden.“

Über die Veranstaltungen und die Teilnahme über die Homepage kam die hohe Zahl an Statements zusammen. „Es war nie das Ziel, repräsentative Zahlen zu bekommen“, sagt Christoph Aperdannier, Referent für junge Erwachsene im Generalvikariat. „Wichtig war uns, den Jugendlichen zu signalisieren, dass wir ihnen zuhören, dass wir mit ihnen ins Gespräch kommen wollen, dass wir sie ernst nehmen.“

„Start-Up-Veranstaltungen“ geplant

Das Ergebnis ist ein unerwartet großer Erfolg, sagen die Verantwortlichen. „Wie haben von so vielen jungen Menschen erfahren können, was sie bewegt“, sagt Aperdannier. Dabei soll es aber nicht bleiben. „Wir wollen die Ergebnisse nutzen – aus der Haltungsgrundlage eine Handlungsgrundlage machen.“ Geplant sind etwa „Start-Up-Veranstaltungen“, bei denen geschaut wird, wie die Aussagen der Jugendlichen in die Angebote und Strukturen vor Ort einfließen können. Und das auf allen Ebenen und in allen Formen: „Es geht nicht um die Diözesanebene, sondern um die Pfarrgemeinden, Gruppen und Schulseelsorge vor Ort.“

Denn das Ergebnis ist für die Projektgruppe eine Aufforderung an alle Akteure in der Jugendseelsorge. „Da muss sich jetzt jeder an die eigene Nase fassen und schauen, was verändert werden muss“, sagt Aperdannier. „Die Informationen sollten zur Argumentationsbasis werden, wenn jetzt neue pastorale Strukturen und Zuständigkeiten entstehen.“

Jugendarbeit als Lebenshilfe verstehen

Die Ergebnisse zeigen: Das Profil muss vielseitig sein, auch unterschiedlich für Stadt und Land. Es muss die engagierte Klientel in den Blick nehmen, aber auch jene, die mit Kirche noch nicht im Kontakt stehen. Dabei muss „diakonisch gedacht“ werden, sagt Aperdannier. „Jugendarbeit muss als Lebenshilfe verstanden werden – gerade in der heutigen Zeit mit ihren vielen Krisen.“ Die Sehnsucht nach spirituellen Antworten auf aktuelle Herausforderungen wird in vielen Statements deutlich.

Zahlen oder Diagramme stehen dafür nicht zur Verfügung. Wohl aber klare Aussagen von 20 Expertinnen und Experten. Pädagogen, Sozialarbeiter, Jugendseelsorger, Psychologen und weitere Fachkräfte haben sich mit den Aussagen der Jugendlichen auseinandergesetzt und Analysen verfasst. Sie können als Grundlage für die weitere Auseinandersetzung bei den Verantwortlichen in allen Bereichen der katholischen Jugendarbeit dienen.

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