"Man kann nichts Neues anfangen, weil das Alte noch so bestimmend ist"

Theologe: Pfarreien klammern sich zu stark an alte Strukturen

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Konzepte für die Zukunft haben in der Kirche bisher kaum Chancen, findet der Pastoraltheologe Bernhard Spielberg. Weil Pfarreien sich an alte Strukturen und Modelle klammerten – und weil sie darin sogar bestärkt würden.

Nach Ansicht des Freiburger Pastoraltheologen Bernhard Spielberg halten viele katholische Pfarreien an alten Strukturen fest, statt sich um Konzepte für die Zukunft zu kümmern. „Man arbeitet sich in erster Linie an alten Pfarrei- und Pfarrerbildern ab, die nicht mehr funktionieren. Das ist schmerzhaft“, sagte er dem Portal katholisch.de.

Ein frustrierender Teufelskreis entstehe dadurch, dass es oft keine Vision und kein Ziel gebe: „Deswegen hat es das Neue so schwer: Man kann das Alte nicht loslassen, wenn nichts Neues in Sicht ist – und nichts Neues anfangen, weil das Alte noch so bestimmend ist.“

„Beschwichtigendes Moment“

Bisherige Struktur- und Reformprozesse hätten hier versagt, ergänzte der Theologe. Auch weil sie meist „ein beschwichtigendes Moment“ hätten: „Allen Beteiligten wird gleich am Anfang versichert, dass sie erst einmal so weitermachen können wie zuvor, bis dann das nächste Pfarrhaus oder die nächste Kirche aufgegeben werden muss. Man hangelt sich also von Krise zu Krise und verunsichert so die Leute.“

Neue Strukturen würden nicht mit Leben gefüllt, man sei vor allem mit internem Umorganisieren beschäftigt. Das binde unnötig Ressourcen, die anderswo fehlten: „Dabei ständen ganz viele Themen auf der To-Do-Liste: Eine Sprache zu finden, die für Zeitgenossen anschlussfähig ist, soziale Herausforderungen, gute Taufen und Hochzeiten, eine Kirche als Dienstleisterin für Menschen statt als Religionsverwaltungsbehörde.“

„Hinderliche Bürokratie“

Die Kirche der Zukunft müsse ein weiter Raum für ganz unterschiedliche Lebens- und Glaubensformen sein, betonte der Experte. Dazu brauche es mehr Kreativität, die auch von oben zugelassen und gefördert werden müsse: „In manchen Diözesen im Westen und Nordwesten Deutschlands hat man da schon Menschen aus unterschiedlichen Bereichen zusammengeholt und lässt sie überlegen.“

Hinderlich dabei, so Spielberg, sei eine ausgeprägte Bürokratie: „Durch unsere Kirchensteuer und das Staatskirchenrechtssystem haben wir in den letzten Jahrzehnten staatliche Verwaltungsstrukturen und Mentalitätsmuster in die Kirchen getragen, ohne das zu hinterfragen.“

Was Hoffnung macht

Hoffnung machten ihm viele „Gruppen, Vereine und Verbände, die Kirche von der Wurzel her neu begreifen und neu gestalten wollen und das auch umsetzen“, fügte der Theologe hinzu: „Außerdem gibt es natürlich immer noch die ganze kirchliche Infrastruktur aus sozialen Diensten, Schulen und Beratungsstellen, die für die als Gesellschaft in unserem Land Großartiges leistet.“

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