Johannes Bernard über Herausforderungen für Gemeinden

Die bunte Truppe der Kirchenfernen: Alle zu erreichen, wird sportlich

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Die kirchenfernen Christen bilden schon lange die Mehrheit unter den Kirchenmitgliedern. Und sie sind eine bunte Gruppe. Das macht eine Pastoral für alle schwierig, meint Johannes Bernard.

Die Seelsorgeteams, Pfarreiräte und sicher noch viele andere zerbrechen sich den Kopf darüber, wie sie kirchenferne Christen oder Fernstehende ansprechen können, welche Angebote am besten für sie passen. Es ist ein schwieriges Unterfangen, denn eins ist klar: Auch diese getauften Menschen sind eine bunte Truppe. Sie sind liberal und konservativ, freidenkerisch und selbstbestimmt, wohlhabend und prekär, intellektuell und bildungsfern, mit sich selbst zufrieden oder auch nicht.

Kirche als Gemeinschaft der Getauften ist so vielfältig, wie es die Menschen hierzulande sind. Und für viele Katholiken ist ihre Kirchenmitgliedschaft eine „Trotz-Beziehung“. Zur Gruppe der Kirchenfernen rechnen Experten mittlerweile 80 bis 90 Prozent der Getauften. Die Pfarreien stehen vor der gewaltigen Aufgabe, für alle Angebote zu machen: Für die jungen und alten Gemeindemitglieder, für die Überzeugten und Neugierigen, für die Gottesfürchtigen und Gotteszweifler.

Angebote für alle?

Lohnt es sich noch, eine kräftezehrende „Fernstehendenpastoral“ zu betreiben? Wer für alle etwas anbieten will, der wird sich überheben. Wer die Pastoralpläne liest, die alle Pfarreien in den letzten Jahren zu Papier gebracht haben, merkt schnell: Das ist sportlich.

Sicher ist: Es braucht neue Formen kirchlicher Präsenz in der Pluralität. Die neuen Pastoralen Räume, wie sie im Bistum Münster eingeführt worden sind, können die Chance bieten, die überkommene Art der pfarrlichen Struktur aufzubrechen. Ob das gelingen wird, hängt von einer guten Motivation und einem gesunden Optimismus genauso ab wie von der Ein- und Vorsicht, sich nicht zu überfordern.

Die Kirche hat viel zu bieten, auch für Kirchenferne. Das mag für den einen der Kita-Platz sein, die Schuldnerberatung oder das gute aufmunternde Wort in einer Lebenskrise sein, für den anderen die besinnliche Musik, die religiösen Rituale oder das unkomplizierte Miteinander der Generationen. Wer kann schon außer den Kirchen eine solche Vielfalt bieten? Ich denke, auch viele Kirchferne werden dem zustimmen.

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