Freiburger Professor warnt vor Trennung zwischen Struktur- und Glaubensfragen

Theologe Striet: Sexualmoral hat zentral mit Gott zu tun

Der aus Rheine stammende Theologie-Professor Magnus Striet hat davor gewarnt, Fragen der Geschlechtergerechtigkeit oder sexuellen Orientierung als Strukturfragen abzutun. Sie berührten vielmehr das Zentrum des Glaubens.

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Die katholische Kirche muss sich nach Worten des aus Rheine stammenden Theologen Magnus Striet der Frage nach Freiheit und Selbstbestimmung stellen. „Freiheitssehnsucht und Gottesglaube lassen sich nicht gegeneinander ausspielen“, schreibt Striet in einem Gastbeitrag auf „katholisch.de“.

Die Kirche habe jedoch bis heute „erhebliche Schwierigkeiten damit, sich zur Freiheitsmoderne in ein angemessenes Verhältnis zu setzen. Sie konstruiert ihre Identität über eine Tradition, die sie ewig nennt und in den strittigen Punkten auf Gott selbst zurückführt.“

 

Gottesfrage nicht ohne Frage nach dem Menschen

 

Derzeit plädierten die einen für Strukturreformen in der Kirche, die anderen attestieren Deutschland eine Glaubenskrise, so Striet, der Theologieprofessor in Freiburg ist. Wer Strukturreformen fordere, „läuft schnell Gefahr, als theologisch oberflächlich dargestellt zu werden“. Fragen der Geschlechtergerechtigkeit oder Fragen von sexueller Orientierung seien jedoch keine reinen Strukturfragen, „sondern greifen in das Zentrum des Gottesglaubens ein“.

Insofern gehe eine Trennung zwischen Strukturreformen und Gottesfrage „schlicht an der Sache vorbei“, mahnt der Wissenschaftler: Die Gottesfrage könne „nicht ohne die Frage nach dem Menschen gestellt werden“. Umgekehrt dürfe die Gottesfrage „nicht ohne Konsequenzen für die Struktur der Kirche bleiben“.

 

Wie hält Gott es mit der Freiheit?

 

Die Kirche müsse sich zu der Frage zu verhalten, „ob Freiheit – gedacht als Selbstbestimmungsrecht – nun sein soll oder nicht“, erklärt Striet. In den Weltregionen, in denen „die Idee der Selbstbestimmung zum normativen Gradmesser geworden ist – und: wo das Bewusstsein vorherrscht, dass Organisationszusammenhänge nicht vom Himmel gefallen sind, wird es unruhig bleiben, wenn die Verhältnisse als repressiv und ungenügend erlebt werden.“

Insofern brauche es eine Auseinandersetzung mit der Frage, „wie der Gott, der aus der Kirche sichtbar werden soll, es wohl mit Freiheit und Würde hält“. Andernfalls drohe der Kirche das gesellschaftspolitische Abseits, so der Theologe. „Aber ein positiver Bescheid hat dann auch innerkirchliche Konsequenzen. Und diese müssen gezogen werden, will man nicht doch wieder unglaubwürdig werden.“

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