„Vor 2.000 Jahren war es klug, als Mann Mensch zu werden“

Theologin Sattler: Jesus hätte auch eine Frau sein können

Die Münsteraner Theologin Dorothea Sattler hält es für neu, das Mannsein von Jesus Christus stark zu betonen. Aus theologischer Sicht hätte Gott auch als Frau Mensch werden können, sagte sie im Interview mit „welt.de“.

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Die Münsteraner Theologin Dorothea Sattler hält es für neu, das Mannsein von Jesus Christus stark zu betonen. Aus theologischer Sicht hätte Gott auch als Frau Mensch werden können, sagte sie im Interview mit „welt.de“. Allerdings sei es angesichts der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen vor rund 2.000 Jahren von Gott klug gewesen, als Mann Mensch zu werden.

Dies bedeute aber etwas ganz anderes als die Behauptung, es wäre nicht anders möglich gewesen, so Sattler. Sie leitet mit dem Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode beim geplanten synodalen Weg der katholischen Kirche Deutschlands das Forum zum Thema Frauen.

Menschwerdung statt Mannwerdung

Dorothea SattlerDorothea Sattler leitet das Institut für Ökumene und Dogmatik an der Universität Münster. | Foto: Lars Berg (KNA)

Mit Blick auf die Erlösungslehre im Christentum spielt für Sattler das Geschlecht Jesu keine Rolle: „Da ging es immer um die Menschwerdung Gottes, nicht um sein Mannwerden. Die Frage nach der Geschlechtlichkeit hatte in der Traditionsgeschichte überhaupt keine erlösungstheologische Relevanz.“ Die Betonung des Geschlechts sei neu.

Die Tatsache, dass Jesus ein Mann und keine Frau war, spielt in der kirchlichen Debatte über die Möglichkeit einer Priesterweihe für Frauen eine wichtige Rolle. Konservative Gegner der Frauenweihe meinen, dass nur Männer Priester sein können, weil ein Priester am Altar nach katholischer Auffassung mit seiner Person Jesus Christus repräsentiert und dieser ein Mann war. - Sattler (58) leitet das Institut für Ökumene und Dogmatik an der Universität Münster.

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