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Die Bewegung „Maria 2.0“ hat von vielen Mitgliedern des Diözesanrats im Bistum Münster Zustimmung erfahren. Auf der jüngsten Sitzung des Gremiums stellte Mit-Initiatorin Andrea Voß-Frick am Freitag im Franz-Hitze-Haus in Münster das Anliegen von „Maria 2.0“ vor. Dazu gehöre eine Erneuerung der Kirche durch strukturelle Reformen hin zu einer Kirche, die niemanden ausschließe. „Maria 2.0“ hatte am Jahresanfang in der Gemeinde Heilig Kreuz in Münster begonnen. „Dass es eine so große Welle schlagen würde, haben wir im Januar nicht vermutet“, sagte die Mit-Initiatorin.
„Wir möchten nicht gehen, weil wir unsere Kirche auch lieben“, unterstrich Voß-Frick. Es gehe „Maria 2.0“ darum, die „Heimat“ Kirche so zu verändern, „dass wir bleiben können“. Die nächsten Aktionen seien im Oktober geplant. Ziel sei es, ins Gespräch über das zu kommen, was an der Kirche wichtig sei. Die Reforminitiative setzt sich unter anderem für den Zugang von Frauen zu allen Ämtern der Kirche und die Aufhebung des Pflichtzölibats ein.
Genn bleibt mit Frauen von „Maria 2.0“ im Gespräch
Bischof Felix Genn erklärte in der Diskussion, die Bewegung „Maria 2.0“ habe gezeigt, „dass viele Frauen, die bisher nicht sprechen konnten, gesprochen haben“. Es sei notwendig, bei der Beurteilung der Themen eine differenzierte Haltung einzunehmen. „Ich bleibe mit Ihnen im Gespräch“, sagte Genn. Ein Termin dafür stehe bereits fest. Aber auch mit dem Vorstand der Katholischen Frauengemeinschaft und der Frauenkommission des Bistums wolle er weitere Gespräche führen.
Kritik an den Bischöfen, sie würden zuviel Macht ausüben, wies Weihbischof Stefan Zekorn zurück. Nach seiner Wahrnehmung sei dies nicht der Alltag. Die meisten wichtigen Entscheidungen im Bistum würden vielmehr von den Hauptabteilungsleitern im Bischöflichen Generalvikariat getroffen. Dort stünden an der Spitze – abgesehen von Generalvikar Klaus Winterkamp – ausschließlich Laien. Bisher handele es sich um Männer, doch es sei schwierig, Frauen für die Leitung einer Hauptabteilung zu finden.
Bischof: Deutsche haben in der Weltkirche einen „negativen Touch“
Ein weiteres Thema im Diözesanrat war der Brief von Papst Franziskus zum Synodalen Weg. Zu den Grundgedanken machte Bischof Genn einige Ausführungen. Er unterstrich, der Brief sei nicht an Katholikinnen und Katholiken gerichtet, sondern an das pilgernde Gottesvolk. Bei den Überlegungen zu einer dem Evangelium gemäßen Gestalt der Kirche gehe es „immer darum, zu hören, was Gott uns sagen will und was er von uns erwartet“. Dies gelinge nur mit der Grundhaltung des intensiven Zuhörens auf das Gegenüber.
Wichtig sei auch der Appell des Papstes, an die Menschen an den Rändern zu denken. „Wir sind eine bürgerliche Kirche, das muss man ganz klar sagen“, räumte der Bischof ein. Er äußerte sich auch zum Verhältnis der deutschen Katholiken zur Weltkirche. Nach seiner Einschätzung hat die katholische Kirche in Deutschland innerhalb der Weltkirche einen „negativen Touch“, denn die Deutschen stünden im Ruf, „immer alle belehren zu wollen“.
Ein Prozent der Kirchensteuer für Projekte der Weltkirche
Dem Kirchensteuerrat gab der Diözesanrat mit knapper Mehrheit von 17 Stimmen das Votum mit auf den Weg, im Jahr 2020 ein Prozent des jährlichen Netto-Kirchensteueraufkommens für Projekte der Weltkirche einzusetzen. 15 Mitglieder sprachen sich dagegen dafür aus, diesen Anteil von einem Prozent im Laufe der kommenden Jahr nach und nach auf drei Prozent zu erhöhen. Dafür hatte sich im Februar der Priesterrat des Bistums Münster ausgesprochen.
Zuvor hatte es eine längere Diskussion darüber gegeben, wie hoch der Anteil sein müsse, wenn die „Option für die Armen“ ernst genommen werde. Finanzchef Ulrich Hörsting riet zur Zurückhaltung. Dies sei angesichts des Zwangs zum Einsparen wichtig.
Winterkamp: Bei Vergabe der Mittel „sauber“ bleiben
Generalvikar Klaus Winterkamp betonte, es sei nötig, bei der Trennung von Diözesanrat und Kirchensteuerrat „sauber“ zu bleiben. Der Diözesanrat könne keine Gelder vergeben, sondern lediglich ein Votum aussprechen. Über die Verwendung der Kirchensteuermittel entscheide der Kirchensteuerrat.
Der Diözesanrat trifft sich in der Regel vier Mal im Jahr und wird für vier Jahre gewählt. Den Vorsitz übernimmt der Bischof. Die Weihbischöfe und Generalvikare der nordrhein-westfälischen und oldenburgischen Bistumsteile sind durch ihr Amt vertreten. Zudem wählen die Kreisdekanatsversammlungen und der Pastoralrat (Offizialatsbezirk Vechta) Delegierte. Weitere Mitglieder werden von den Kreisdechanten, dem Priesterrat, dem Diakonrat, vom Rat der Pastoralreferenten, vom Ordensrat, vom Diözesankomitee der Katholiken und von den Kirchensteuerräten delegiert.