Gemeinsam mit Brigitte Lehmann ist er oberster Laienvertreter im Bistum Münster

Ulrich Vollmer – das motiviert den neuen Diözesankomitee-Vorsitzenden

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Synodaler Weg, neue Pastorale Räume, Überwindung der Kirchenkrise – die Herausforderungen sind gewaltig beim Versuch, die Kirche zukunftsfähig zu machen. Einer, der mit anpackt, ist Ulrich Vollmer. Seit einigen Wochen leitet er zusammen mit Brigitte Lehmann das Diözesankomitee der Katholiken im Bistum Münster.  

„Mir liegt die Kirche am Herzen. Es ist gut, dass es sie gibt. Ich engagiere mich gern in der Kirche und lasse mir das auch nicht nehmen.“ Ulrich Vollmer bringt schnell auf den Punkt, warum er nach Jahrzehnten kirchlichen Engagements im Ehrenamt und im Beruf und nach dem Eintritt in den Ruhestand weitermacht, für die Kirche einzutreten: Seit Mai 2022 leitet Vollmer in einer Doppelspitze zusammen mit Brigitte Lehmann das Diözesankomitee der Katholiken im Bistum Münster, den Zusammenschluss der organisierten Laien und Verbände.

„Niemand will einen Bruch mit Rom“

Gerade weil Vollmer optimistisch an seine neue Aufgabe herangeht, hat er sich vor einigen Wochen über das „Störfeuer aus Rom“ geärgert, als eine Erklärung aus dem Vatikan im Synodalen Weg einen Sonderweg der deutschen Kirche vermutete und den Reformdialog missbilligte: „Ich ärgere mich über diese Querschüsse und Unterstellungen. Beim Synodalen Weg geht es darum, gute und theologisch fundierte Entscheidungen zu treffen. Niemand will einen Bruch mit Rom.“

Diskussionen und unterschiedliche Standpunkte in der Kirche sollten normal sein und ausgehalten werden, sagt Vollmer. Schließlich müsse die katholische Kirche in der Gesellschaft anschlussfähig sein und bleiben: „Deshalb sind Diskussionsverbote völliger Unsinn. Und ich frage mich: Wovor haben die Kritiker des Synodalen Weges eigentlich Angst?“

Absolute Transparenz im Missbrauchsskandal

Dass es mit der Kirche weitergeht, davon ist der 64-Jährige überzeugt. „Ich kenne viele motivierte Katholiken, die Kirche mitgestalten wollen. Wir dürfen nicht alles kleinreden und nicht alles schlechtreden, auch wenn der Missbrauchsskandal ein schweres Versagen darstellt und demotivieren kann.“

Ursachen sexualisierter Gewalt seien zu bekämpfen, Lehren zu ziehen. Dafür brauche es absolute Ehrlichkeit und Transparenz. „Oberstes Ziel muss sein, den Betroffenen gerecht zu werden und zukünftig allen Menschen einen sicheren Raum in unserer Kirche zu bieten.“

Funktionen im Kolpingwerk

Der aus Holtwick in der Gemeinde Rosendahl im Münsterland stammende Vollmer kennt die Kirche gut, besser noch den Kolpingverband. Wohl kaum ein anderer hat eine solche „Kolping-Geschichte“ wie der dreifache Familienvater, der nach 16 Jahren Wohnen und Arbeiten in Köln in diesen Tagen wieder in seinen Heimatort zieht.

In Holtwick gründet er die Kolpingjugend und wird 1976 Vorstandsmitglied der Kolpingsfamilie. Von 1978 bis 1982 fungiert er als Diözesanleiter der Kolpingjugend, von 1982 bis 1987 ist er Bundesleiter dieses katholischen Jugendverbands.

An der Spitze des Sozialverbands

Weitere Funktionen schließen sich an: Von 1989 bis 1992 ist er Bezirksvorsitzender des Kolpingwerks Coesfeld, von 1992 bis 2001 Diözesanvorsitzender, von 1996 bis 2004 arbeitet er als Bundesvorstandsmitglied im Kolpingwerk Deutschland mit und wird 2004 stellvertretender Bundesvorsitzender des Sozialverbands.

2008 übernimmt Vollmer, der seit 1979 als Verwaltungsangestellter im Bischöflichen Generalvikariat Münster arbeitet, eine neue Aufgabe: Er wird Bundessekretär des Kolpingwerks Deutschland mit Sitz in Köln und führt damit einen 200.000 Mitglieder starken Verband bis zum Frühjahr 2022.

Ein Satz Adolph Kolpings motiviert ihn

Als Vollmer gefragt wurde, ob er nicht ehrenamtlich im Diözesankomitee die „Stimme der Laien“ geben wolle, musste er nicht lange überlegen. Dabei orientiert er sich an einem Wort des Gesellenvaters Adolph Kolping: „Anfangen, wirklich anfangen, das ist die Hauptsache. Anderen Mut gemacht, selbst tapfer voraufgegangen, und Gott wird helfen.“

Mit diesem Gottvertrauen will er die gesellschaftlichen und kirchlichen Veränderungsprozesse so mitgestalten, „dass wir als Verbände und Gemeinden anschlussfähig bleiben“. Das bedeute, die Fragen und Nöte der Menschen wahrzunehmen und ihnen ein Wertegerüst anzubieten.

Gleichberechtigtes Miteinander

Mit dem Diözesankomitee möchte Vollmer Räume für Laien in der Kirche eröffnen, die zu einem gleichberechtigten Miteinander von Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen beitragen. „Kirche muss sich öffnen. Das geht nur, wenn auch eine Veränderung der Haltung entsteht. Im Kopf fängt der Wandel an und wird sich in Taten zeigen“, sagt Vollmer.

Trotz Krisen und Ernüchterungen gehe er mit Zuversicht an sein neues freiwilliges Engagement heran: „Die Kirche von Münster wird mit uns als engagierte Laien in den Verbänden und Gemeinden eine Zukunft haben. Davon bin ich zutiefst überzeugt.“ Eine Bewährungsprobe werde sein, die im Bistum Münster zu errichtenden neuen Pastoralen Räume mit Leben zu füllen.

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