Matthias Sutter fragt nach „konstruktiver Führungskultur“

Verhaltensökonom: Katholische Kirche hat Führungskräfteproblem

  • Die katholische Kirche hat nach Ansicht des Bonner Verhaltensökonomens Matthias Sutter ein Führungskräfteproblem.
  • Dass jemand theologisch versiert und glaubensfest sei, mache allein keine gute Führungskraft aus, so Sutter.
  • Ein weiteres Problem sei, dass Frauen der Zugang zum Priesteramt weiterhin verwehrt ist.
     

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Die katholische Kirche hat nach Ansicht von Verhaltensökonom Matthias Sutter ein Führungskräfteproblem. „Man steigt auf, wenn man theologisch versiert ist und als besonders glaubensfest gilt. Doch das allein macht keine gute Führungskraft aus“, sagte der Direktor des Max-Planck-Instituts zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern in Bonn in einem am Montag veröffentlichten Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur.

Hinzu komme eine weitere Herausforderung, so Sutter, der neben Volkswirtschaftslehre auch katholische Theologie studiert hat. „Frauen ist der Zugang zum Priesteramt verwehrt. Ein Unternehmen würde über kurz oder lang krachend am Markt scheitern, wenn es die Hälfte der Menschen von Führungspositionen fernhält.“

Geringer Frauenanteil mit negativen Folgen

Ökonom Matthias Sutter
Der Ökonom Matthias Sutter hat auch katholische Theologie studiert. | Foto: ECONtribute (pd)

Auf den Einwand, dass die Kirche dafür aber vergleichsweise lange durchgehalten habe, sagte Sutter: „Das mag sein. Aber um beim Beispiel Unternehmen zu bleiben: Untersuchungen zeigen, dass Start-ups, die in ihrer Branche einen im Vergleich unterdurchschnittlichen Frauenanteil aufweisen, etwa eineinhalb bis zwei Jahre früher vom Markt verschwinden als die Konkurrenz. Und warum ist das so? Weil sie systematisch verzerrte Entscheidungen treffen.“

Wichtig für gute Führung sei eine „konstruktive Führungskultur“, erläuterte der Experte. „Als Führungskraft muss ich meinen Mitarbeitern ein regelmäßiges Feedback geben, ich muss ansprechbar bleiben, offen für unterschiedliche Meinungen sein. Meine Mitarbeiter sollten das Gefühl haben, dass ich sie ernst nehme und ihnen vertraue. Und ich muss sie in ihrer beruflichen Entwicklung unterstützen.“ Daten zu Etat, Krankenstand und Produktivität zeigten: „Unternehmen, die eine konstruktive Führungskultur pflegen, stehen besser da.“

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