Themenwoche „Neue Diakone im Bistum Münster“ (2)

Vom Protestanten zum Katholiken und Diakon - der Weg von Matthias Daniel

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Fünf neue Diakone mit Zivilberuf werden am Sonntag, 19. November, von Münsters Bischof Felix Genn geweiht. Sie werden zukünftig in ihren Pfarreien in der Seelsorge tätig sein. Kirche-und-Leben.de stellt die Kandidaten vor. Heute: Matthias Daniel aus Wildeshausen.

„Geh in die Welt und sprich mit jedem“: Das ist einer der Grundsätze, nach denen Matthias Daniel lebt. Der 50-Jährige aus Wildeshausen (Landkreis Oldenburg) ist Versicherungskaufmann, Vater und Ehemann, Christ. Und ab dem 19. November ist er auch Ständiger Diakon – so Gott will.

Doch will Gott? Und was will Gott genau? Das sind Fragen, die Matthias Daniel kennt. Denn ein Leben als engagierter Christ, kirchliches Engagement dazu, das war Matthias Daniel keineswegs in die Wiege gelegt. Aufgewachsen ist er in Ganderkesee bei Delmenhorst. Seine religiöse Prägung war evangelisch. Getauft wurde Daniel als Kind nicht. „Christus war schon ein Thema, aber das Thema war weit weg“, sagt Daniel heute.

Trotzdem ging er als Jugendlicher in den Konfirmationsunterricht. Dann empfing er auch die Taufe. Das war sein Wunsch. Und dann passierte erstmal nichts. Kontakt zur katholischen Kirche bekam Daniel erst über seine heutige Frau Rebecca. Die Hochzeit: katholisch. Die Taufe der Kinder: katholisch. Die Grundschule der Kinder: katholisch. Und irgendwann auch Matthias Daniel: katholisch. Was war passiert?

Wie ein Protestant zum Teil der Gemeinde wurde

„Irgendwas ist da“ – so fühlte Matthias Daniel immer wieder und immer öfter. Bei Familienmessen fühlte er es. Bei Schulgottesdiensten merkte er es. Bei Krippenfeiern hörte er es. „Ich wurde irgendwie angesprochen durch die Liturgie“, beschreibt Daniel seine Erfahrungen als damaliger Mittdreißiger. Aber Ahnung vom Ritus, die hatte er nicht. Und was die anderen sangen, sprachen und taten, das verstand Daniel noch weniger: Stehen, sitzen, stehen, knien, Kreuzzeichen hier und Amen da. Wie bitte?

Da war also einerseits die Anziehung des Gottesdienstes. Und andererseits Fluchtreflex vor dem Unbekannten. Kommen oder Wegrennen? Beide Kräfte hoben sich auf und so landete Daniel auf dem Orgelboden. Dort saß und sang er fortan, dort lernte er, hörte er. Die Lesungen, die Predigten, die Kirchenlieder. „Plötzlich hatte ich meinen Ruhepunkt“, sagt der dreifache Familienvater heute. „Es war wie ‚Zeit für mich‘, aber mehr“. Fortan ging Daniel in St. Peter in Wildeshausen in die Messe. Und rutschte Jahr um Jahr weiter nach vorne. Bis er sich irgendwann als Teil der Gemeinde fühlte. Er, der Protestant.

Krise führt Daniel näher zu Gott

Doch jetzt kam die Krise. Erst im Beruf, dann auch persönlich. Einzelhandelskaufmann für Möbel, das hatte Daniel gelernt. Das konnte er. Hatte sich als Außenvertreter durchgebissen, in Ostdeutschland die wilden Jahre nach der „Wende“ erlebt. Doch die junge Familie war immer in Wildeshausen und so war der Papa immer weit weg. Eins kam zum anderen. Es folgten ein paar Stationen und auch mal eine Bauchlandung. Und irgendwann fragte sich der Familienvater: „Wer bist du eigentlich?“ Seit 2009 jedenfalls ist er, was den Beruf angeht, Versicherungsfachmann mit der Spezialisierung für Gewerbe. Doch der Weg dahin, der war mit Fragen gepflastert. Fragen, die schwer auf Daniel lasteten. Sinnfragen, Geldfragen.

„Ich habe lange versucht, das alleine mit mir auszumachen“, blickt er heute zurück. Und dann erlebt er, wie ihm die Gottesdienste helfen. „Das war tiefe Begegnung mit Gott“, sagt Daniel und klingt dabei überhaupt nicht kitschig. „Bittet und es wird euch gegeben; sucht und ihr werdet finden; klopft an und es wird euch geöffnet!“ - diese Bibelstelle (Matthäus 7,7) wurde für Daniel zum Schlüssel. „Ich muss etwas tun. Ich muss anklopfen und sprechen“, sagte er sich. Er klopfte an, er bat, er suchte – und er wurde erhört. „Spannungen lösten sich und Antworten kamen“, berichtet Daniel.

Mit der Weihe beginnt neues Kapitel

Dann ging Daniel zu Pfarrer Holger Kintzinger und sagte: „Ich will katholisch werden.“ So kam es. Matthias Daniel wurde in einem Gottesdienst aufgenommen, erhielt Erstkommunion und Firmung. Es ging weiter: Kindergottesdienste, Krippenfeiern, Dienste als Lektor und Kommunionhelfer. Jahre vergingen. Und dann fragte ihn der Pfarrer: „Willst du nicht Diakon werden?“ Eine Frage, die Daniel nicht mehr aus dem Kopf ging.

2017 startete Matthias Daniel mit der berufsbegleitenden Ausbildung beim Institut für Diakonat und Pastorale Dienste in Münster. Jetzt ist die intensive Ausbildung, an der teilweise auch die Ehefrauen der künftigen Diakone teilnahmen, abgeschlossen. Mit der Weihe Mitte November beginnt ein neues Kapitel.

Kirchliches Leben wird stärker projektbezogen

Und was heißt es für Matthias Daniel, Diakon zu sein?  In einer Zeit des Umbruchs in Kirche und Gesellschaft? „Es beginnt mit dem Da-Sein“, sagt Daniel. Und es geht darum, einen Blick zu bekommen „für die Nöte der Menschen“. Bei der Krankenkommunion, im Beruf oder am Kirchturm: Daniel will ansprechbar sein. „Das Gehen leichter machen“.

Kirchliches Leben, glaubt Daniel, wird künftig stärker projektbezogen sein. Dinge ändern sich, da passt es, dass sich auch die Kirchenstruktur vor Ort weiterentwickelt. Mehr Kooperation der Pfarreien in den neuen Pastoralen Räumen jedenfalls erscheint Matthias Daniel anlässlich der Personallage sinnvoll. Wenn aber Seelsorge neu gedacht werden muss, dann solle eine Frage in Richtung der Menschen zentral sein, meint Daniel: Was ist euch wichtig, was wollt ihr?

„Jeder für sich kann täglich ein Verkündiger des Evangeliums sein“, sagt Daniel. „Am Wegrand“ jedenfalls, so glaubt Daniel, findet man den Nächsten. Und damit Gott selbst.

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