Adventskranzkerzen: Wenn es düster aussieht im Leben

Was macht das Flüchtlingsboot im Chorgestühl?

Der Adventskranz in der Benediktinerabtei Königsmünster kommt in diesem Jahr in einem Schiff gefahren. Es erinnert an Lebensschicksale im Mittelmeer. Und an den, der als Licht mit im Boot sitzt. Immer.

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Der Adventskranz in der Benediktinerabtei Königsmünster kommt in diesem Jahr in einem Schiff gefahren. Es erinnert an Lebensschicksale im Mittelmeer. Und an den, der als Licht mit im Boot sitzt. Immer.

Lange Zeit waren sie mir unheimlich, die Dunkelzeiten des Winters. So heimelig ich als Kind den warmen Schein von vielen Kerzen im abendlichen Wohnzimmer empfand, so geborgen ich mich fühlte – irgendwann war es mir zu viel. Warum sollte es erst dunkel werden müssen, um das Licht lieben zu lernen?

Ganz ähnlich ging es mir, als ich an einem Fastenkurs teilnahm. So richtig mit allem Zipp und Zapp – oder besser: ohne alles. Doch nach dem zweiten nahrungslosen Tag bekam ich heftigste Kopfschmerzen. Die allerdings führten mich zu zwei Erkenntnissen. Erstens, dass es wenig Sinn machte, erst Kopfschmerzen haben zu müssen, damit ich mich umso mehr drüber freute, wenn sie wieder weg waren. Die zweite Erkenntnis: Diese Art zu fasten ist nicht mein Ding.

 

„Deckel auf dem Pott“

 

Ganz anders geht es mir mit reduziertem Licht. Natürlich: Wenn tagelang der „Deckel auf dem Pott“ liegt und eine dichte graue Wolkenschicht vergessen macht, dass es Sonnenschein und blauen Himmel darüber sehr wohl weiter gibt – das drückt aufs Gemüt. Aber wenn es abends dunkel wird, Kerzenlicht still und warm im Raum scheint, dann fühlt wohl jeder eine tiefe Geborgenheit.

Der Glaube weiß ganz offensichtlich um die Dunkelheiten, die auch Angst machen können, und um die tiefe Kraft des Lichts, das mit gutem Grund im Zentrum der höchsten Feste steht: Adventskranz und Weihnachtsbaum verbinden den Kerzenschein mit dem „Licht der Welt“, wie Gott als Mensch auch heißt. Und Osterfeuer und Osterkerze werden besungen als „Christus, das Licht“, das alles Dunkel des Todes vertreibt.

 

Nichts geht über echte Kerzen

 

Aber anknipsen lässt sich das nicht. Nach und nach wird es heller. Erst eine Kerze, schließlich vier – und dann ganz viele am Christbaum. So verständlich und berechtigt es ist, wenn mit Rücksicht auf die Beweglichkeit von älteren Menschen oder die Unvorsichtigkeit kleiner Kinder elektrische Lichterketten verwendet werden: Nichts geht über echte Kerzen.

Wie auch immer: Es darf und soll und muss womöglich sogar gefühlvoll zugehen in der Advents- und Weihnachtszeit, wenn sie erfahren lassen soll, dass es eine echte Chance für alle gibt, für die es düster aussieht in ihrem Leben.

 

Flüchtlingsboot in der Klosterkirche

 

Eine Installation mitten im Chorgestühl hält das den Benediktinermönchen von Königsmünster in Meschede deutlich vor Augen. Ohnehin lassen sich die Brüder das ganze Jahr über einiges einfallen, wenn es um tiefsinnigen Blumenschmuck in der Kirche geht. In diesem Advent jedenfalls bildet ein Boot vor dem Altar den Adventskranz – und darin die vier Kerzen.

Angesichts tausender Flüchtlinge, deren letzter Ausweg übers Mittelmeer ging, klingt unser Adventslied „Es kommt ein Schiff geladen“ ganz anders. Die „teure Last“ darin ist Gottes Sohn – nicht nur im Boot. Wer Menschen auf der Flucht, Ausgebeutete, Ausgestoßene aufnimmt, der nimmt ihn auf. So groß ist der Advent! Das kommt auf den zu, der bewusst auf Weihnachten zugeht: „Wer dies Kind mit Freuden umfangen, küssen will, muss vorher mit ihm leiden groß Pein und Marter viel“ (Gotteslob 236,5).